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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Handlung, nämlich Eskil Carlstedt zu einer neuen Vernehmung zu holen, ein Schlag ins Wasser gewesen war, gab es weiter nicht viel Konkretes zu tun. Die Thekenfrau Karin Lindbeck hatte eine Zeichnung des Täters produziert, die zuverlässiger zu sein schien als die drei vorherigen. Sie entschieden sich dafür, diese an die Medien zu geben. Und sie prangte bereits auf den Aushängern der Zeitungen. Viel mehr gab es im Moment nicht zu tun. Sämtliche Streifenpolizisten der Stadt waren jetzt mit der regional begrenzten Jagd nach Byenfans beschäftigt. Der Kvarnenmörder ruhte in ihren Händen. Es war ein in höchstem Grad regionaler Fall.
    Den ganzen Nachmittag hatten sie sich die Tonbänder der Vernehmungen angehört. Was war das eigentlich für ein Verlauf, der sich da abzeichnete? Sie hatten bei den gleichen Passagen gestutzt.
    »Wie viele Parteien sind eigentlich aktuell?« fragte Hjelm. »Sind es zwei oder drei?«
    »Instinktiv würde ich sagen, drei«, erwiderte Kerstin Holm. »Aber die dritte ist viel zu vage. Trotzdem frage ich mich, was Per Karlsson da gemacht hat. Er las Ovid und sah nichts. Dennoch zeigte sich, dass er verflixt viel gesehen hat. Seine Aufmerksamkeit gehörte nicht dem Buch, das ist klar. Das einzige, was er nicht sah und nicht hörte, war die Gruppe, die ihm am allernächsten saß und sozusagen direkt in seine Ohren englisch sprach. Trotzdem genügt das nicht. Er ist nach dem Totschlag nicht abgehauen. Ich würde also sagen, zwei. Zwei Parteien.«
    »Zwei Gruppen. Eine sitzt am Tisch gleich an der Wand neben der Tür. Die andere sitzt am mittleren Tisch ganz hinten an der entgegengesetzten Wand.«
    »Die erste besteht aus fünf ›Macho-Schwulen‹, Skinheads, die die Altersgrenze passiert haben‹, ›edelschwedischen Bodybuildern‹, von denen man Unruhe ›erwarten konnte‹. Die zweite besteht aus ›drei, vier Jugos‹ oder ›wahrscheinlich Südmongolen‹ in englischem ›multikulturellen Austausch‹ mit einem Schweden, wahrscheinlich dem, der nachher mit seinem Polizeiausweis wedelt, um rauszukommen.«
    »In der Englisch sprechenden Gruppe herrscht ›Misstrauen‹, sie ›verhandeln‹, möglicherweise über einen ›Treffpunkt‹. Drei, vier ›Südeuropäer‹ in Verhandlungen mit einem – echten oder falschen – schwedischen Polizeibeamten. Nichts deutet darauf hin, dass sie sich der Anwesenheit der edelschwedischen Fünferbande bewusst sind, von der sie indessen ganz offenbar beobachtet werden. Unser Freund, die Steintunte, hat über unseren lesenden Freund gesagt: ›Eine Gang Macho-Schwule saß da und starrte ihn die ganze Zeit an.‹ Die Kellnerin hat gesagt: ›Nicht den haben sie angestarrt. Weiter weg.‹ Und weiter weg haben wir nur unseren ›multikulturellen Austausch‹.
    »Und dann der Ohrstöpsel.«
    »Und der Ohrstöpsel. Dann ereignet sich der Totschlag. Man reagiert mit dem Rückenmark. Sieht ein, dass es hier gleich von Bullen wimmeln wird. Beide Gangs vermischen sich mit fliehenden Hammarbyanhängern. Von jeder Gang bleibt einer zurück. Wollen wir einmal annehmen, dass der ›Polizist‹ wartet, um nicht mit den fliehenden ›Jugos‹ zusammen gesehen zu werden? Wenn das zutrifft, ist er höchstwahrscheinlich wirklich Polizist. Oder versteht sich zumindest auf polizeiliches Vorgehen. Er weiß, dass die Minuten um die Tatzeit aus allen möglichen denkbaren Perspektiven unter die Lupe genommen werden. Er hat vor, sich gegen Ende aus dem Staub zu machen, als ›die Jugos‹ schon weg sind. Doch er kommt ein bisschen zu spät. Die Türsteher haben plötzlich erkannt, dass etwas Dramatischeres von ihnen gefordert ist, als das Lokal von ›Immigranten‹ freizuhalten. Er überschlägt die Situation einen Augenblick lang. Ist es das Risiko wert, seine Polizeimarke zu zeigen, um herauszukommen? Oder ist es besser, zu bleiben und sich eine hübsche Erklärung zurechtzulegen? Zu handeln, wie ein Polizist handeln soll, und das Kommando über die Situation in die Hand zu nehmen? Möglicherweise kann man aus der Entscheidung, die er trifft, den Schluss ziehen, dass relativ viel auf dem Spiel steht. Er wagt nicht, das Risiko einzugehen, identifiziert zu werden. Also wedelt er den überforderten Türstehern mit seinem Ausweis vor der Nase herum und verduftet. Keiner kann ihn identifizieren. Er hat die richtige Wahl getroffen.«
    »Aus der edelschwedischen Gang bleibt ein Mann zurück. Er ist im Begriff abzuhauen wie die anderen, erhält jedoch Order dazubleiben. Warum? Was

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