Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
eine Explosion getötet wurde. Er sitzt hier in dem Wagen.«
    Chavez blickte in einen ausgebrannten schwarzen Mercedes und bereute sofort, auf dem Hinweg schnell noch ein Sandwich in sich hineingestopft zu haben. Er hatte das Gefühl, dass es nur eine Stippvisite in seinem Magen machen wollte. Ein paar Sekunden brauchte er, um zu verhindern, dass es wieder zum Vorschein kam. Dann gewann seine Professionalität die Oberhand.
    Der Mann auf dem Rücksitz war in der Tat durch eine Explosion getötet worden. Chavez wollte die Beobachtung nicht ausweiten. Das sollten die Gerichtsmediziner tun. Am Handgelenk des Mannes hing eine abgeknipste Kette.
    Der Anblick genügte Chavez. Er hob den Blick und sah sich um. Das Gewerbegebiet Sickla. Eine holperige Asphaltstraße. Ein schwarzer Mercedes zwischen zwei Industriehallen. Schilder: ›Sickla bilverkstad‹ auf dem einen, ›Berras bat och bygg‹ auf dem anderen.
    Er blickte auf die linke Seite des Mercedes. Ein Mann lag mit dem Gesicht in einer Blutlache neben dem Fahrerplatz. Ein Stück davon entfernt war eine etwas kleinere Blutlache, doch ohne Leiche. Er ging um den Wagen herum. Dort lagen dafür zwei Körper. Der neben dem Beifahrerplatz war von Kugeln durchsiebt. Der etwas weiter weg Liegende trug eine schwarze Gesichtsmaske. Statt Augen war durch die Öffnungen eine fleischige Masse zu sehen.
    Pfui Teufel, dachte Jorge Chavez und brauchte wieder ein paar Sekunden, damit das Sandwich an seinem Platz blieb. »Du hast fünf gesagt?« wandte er sich an Akesson.
    Akesson rieb sich langsam und fest mit der Hand über die Stirn. Erst jetzt sah Chavez, wie bleich er war.
    »Der Letzte liegt dort drüben«, sagte Akesson und zeigte in die andere Richtung. »Bei Berras Boots- und Baumarkt.«
    »Alliteration kann nie schaden«, sagte Chavez und folgte ihm. Akesson ignorierte seine Bemerkung.
    Sie bogen vor dem Mercedes um die Ecke der Werkstatthalle. Da lag ein breiter Mann mit Gesichtsmaske. Er war in den Rücken geschossen worden. Vor ihm breitete sich eine noch nicht getrocknete Blutlache aus. Wie ein unregelmäßiger Rahmen um ein vollkommen regelmäßiges Rechteck. Ungefähr zehn immer schwächer werdende Blutspuren führten davon weg.
    »Hmm«, sagte Chavez in Sherlock-Holmes-Manier. Es fehlte nur noch, dass er ein Vergrößerungsglas aus der Innentasche seines abgetragenen Leinenjacketts hervorholte.
    Chavez und Äkesson tauschten einen langen Blick aus.
    »Ja, du«, sagte der erste. »Hast du schon deine Schlüsse gezogen?«
    »Ja«, antwortete der zweite. »Die sind ziemlich klar. Nehmen wir zuerst deine, dann vergleichen wir. Intuitiv gegen reflektiert.«
    Chavez gab Äkesson einen anerkennenden Blick und sagte: »Zwei Banden. Die mit den Gesichtsmasken überfallen die ohne. Die letzteren kommen in dem Mercedes. Sie haben etwas an einer Kette bei sich. Vermutlich einen Aktenkoffer. Sie sind unterwegs zu einem Treffpunkt, um ihn im Austausch gegen etwas anderes zu übergeben. Die Räuber lassen auf die eine oder andere Weise den Wagen hochgehen und nehmen den Koffer. Der mit der Kette ist schon tot. Sie kneifen die Kette durch. Die anderen klettern aus dem Wagen. Aus ihrer Position zum Wagen könnte man den Schluss ableiten, dass sie gefilzt werden. Dann wird es schwierig. Irgendwas passiert. Der, dem das Gesicht aus der Maske quillt, wird von einem der beiden, die am Wagen stehen, erschossen. Sie werden danach beide erschossen. Die Blutlache hier deutet darauf hin, dass noch einer von den Räubern getroffen wird, aber nur verletzt, weil er nicht mehr da ist. Dass sie ihre Leichen zurücklassen, besagt, dass es ihnen scheißegal ist, ob sie identifiziert werden, und das gibt mir eine unangenehme Vorahnung. Es ist sicher noch nicht zu Ende. Und weiter? Was macht der Räuber so weit weg hinter der Kfz-Werkstatt? In den Rücken geschossen. Er flieht also. Wird aber von hinten getroffen. Wahrscheinlich ein Schuss direkt durchs Herz. Das Blut tritt nach vorn aus, auf der Brust. Okay. Soll man annehmen, dass diese Blutkonstellation vor ihm uns sagt, dass er den Koffer hat? Er haut ab, als die Schießerei ausbricht, um den Koffer in Sicherheit zu bringen. Als die vorüber ist, heben die Räuber den Koffer aus der Blutlache, machen ein paar nachlässige Schritte im Blut und verziehen sich.
    Äkesson sah Chavez an, zog überrascht die Augenbrauen hoch und sagte: »Totale Übereinstimmung, fürchte ich. Ich habe nichts hinzuzufügen. Außer dass wir Abdrücke eines Vans gesichert

Weitere Kostenlose Bücher