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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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der Polizei Huddinge, ebenfalls vorzeitig pensioniert, jedoch nach einem Herzinfarkt, nicht aus – Notwendigkeit. Sie trafen sich einmal alle zwei Wochen im Kulturhaus, aßen zusammen und spielten ein, zwei Stunden Schach. Es war Bruun gewesen, der einst Hjelm aus Huddinge für die A-Gruppe ausgesucht hatte.
    Die pensionierte Ehefrau des Rentners kam heraus und setzte sich mit Kaffeetasse und Morgenzeitung, Lockenwickler im Haar, auf die Terrasse. Sie winkte ihm zu. Er winkte zurück. Hinter ihr glitzerte der See Rävalen einladend in der Morgensonne.
    Alles war eitel Freude, Sonnenschein. Es galt nur, das Dasein zu genießen. Ein Minimum an regelmäßigen Ausgaben. Der volle Satz in der Zusatzpension. Jeden Monat ein deutlicher Überschuss in der Kasse. Ein Grundstück, dessen attraktive Seiten ihm erst nach fünfunddreißig Jahren aufzugehen begannen. Er konnte sogar seinen beiden erwachsenen Söhnen ein ansehnliches Erbe hinterlassen.
    Ruderboot und Angelrute unten am See. Sauna am Strand. Das Ornithologenfernglas am Nagel in einer Tanne am Waldrand. Zwei ordentliche Auslandsreisen im Jahr. Ein kerngesundes, frühpensioniertes Paar, das sich ruhig noch zwanzig Jahre in guter Verfassung halten konnte.
    Kerngesund bis auf die Inkontinenz.
    Doch mit der konnte man leben. Die Zukunft gehörte ihnen.
    Der ehemalige Chef der ehemaligen A-Gruppe, der ehemalige Kommissar Jan-Olov Hultin, hatte also jeden Grund, mit dem Leben zufrieden zu sein. Er hatte keinerlei Grund, sich über das zu grämen, was gegen Ende seiner Karriere geschehen war. Er bereute nichts. Natürlich gab es die eine oder andere weniger glückliche Entscheidung im Zusammenhang mit dem Kentuckymörder, wenn er zurückblickte, aber absolut keine Dienstverfehlung, nichts, was ihn zur frühzeitigen Pensionierung hätte zwingen können. Nichts dergleichen.
    Er brauchte sich für nichts zu grämen.
    Es gab nichts, worüber er sich grämen müsste.
    Er hatte keinerlei Veranlassung, sich zu grämen. Und so weiter.
    Tag auf Tag.
    Er hielt in seiner doppelten Sisyphusarbeit inne. Es knirschte auf dem Kies oben bei der Garage. Nicht noch ein schwerkrimineller Grundstücksmakler, der, Zitat: ›ein phantastisches Angebot‹ für das Grundstück auf den Tisch legen wollte. Er schleuderte den Rasenmäher geräuschvoll von sich und ging mit energischen Schritten den steilen Grashang hinauf.
    Der Mann, der aus dem glänzenden neuen Saab stieg, sah unzweifelhaft wie ein schwerkrimineller Grundstücksmakler aus. Elegantes blondes Haar in einer sturmsicheren Frisur, die einem Toupet zum Verwechseln ähnlich sah, bronzebraunes Bräunungscremegesicht, gutgetrimmter Körper, sogar eine grobe Goldkette ums Handgelenk zu dem galanten leichten Sommeranzug.
    Dennoch fiel Jan-Olov Hultin die Kinnlade herunter.
    »Zum Teufel, JO«, keuchte der Mann, als sei er wie ein Elch den ganzen Weg gelaufen und nicht in einem Luxuswagen mit Klimaanlage gefahren. »Mit deinem Telefon stimmt was nicht. Eine meckerige Alte erzählt mir was davon, dass es abgeschaltet sei. Hast du deine Rechnung nicht bezahlt?«
    »Ich heiße nicht JO«, sagte Hultin ausdruckslos. »Ich heiße Jan-Olov. Und das Telefon ist abgeschaltet. Wir brauchen kein Telefon.«
    »Dann schalte es wieder ein, verdammt«, sagte der hellblondierte Mann, der kein schwerkrimineller Grundstücksmakler war, sondern Abteilungsleiter im Reichskriminalamt und gegenwärtig die rechte Hand des Reichspolizeichefs. Er hieß Waldemar Mörner, ein Mann mit legendären Peinlichkeiten als Spezialität.
    Waldemar Mörner rutschte ein wenig im Kies, machte einen grazilen Satz über die Planke, die den Übergang von Grus zu Gras markierte, und musste erkennen, dass seine erlesenen italienischen Schuhe nicht mit einem erlesenen Anti-Rutsch-System ausgestattet waren. Er rutschte im taufeuchten Gras aus, und zwar so, dass seine Füße in einer umgekehrten Pirouette in die Luft zeigten, er kullerte immer schneller werdend den ganzen Grashang hinunter bis zur Veranda, wo sein Körper mit einem dumpfen Bums an die Treppe schlug, so dass sein Handy ihm aus der Tasche flog und in der Kaffeetasse der Hausfrau auf der Veranda landete. Mörner erhob sich leicht schwindelig, streckte der Hausfrau die Hand hin, verfehlte sie um einen guten Meter, taumelte seitwärts den ganzen Weg über die Veranda, schlug über das Geländer und platschte direkt in den Rivalen.
    Da dudelte sein Handy. Frau Hultin fischte es aus der Kaffeetasse und meldete sich: »Waldemar

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