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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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gewesen sein. Warum? Ich habe keinen Kollegen aus seiner Zeit bei der Fremdenlegion auftreiben können, sie sind ja so ein bisschen geheimnistuerisch, aber ich versuche es weiter. Er hörte auf jeden Fall nach einem Jahr auf, fuhr nach Stockholm und war an einem missglückten Bombenanschlag auf ein kurdisches Kulturzentrum beteiligt. Es hatte ein Fest stattgefunden, und die Bombe ging hoch, als alle schon gegangen waren. Es zeigte sich, dass der Zeitzündemechanismus nicht richtig funktioniert hatte. Es war also wirklich geplant, die Bombe mitten während des Festes hochgehen zu lassen. Und sie war stark genug, um viele, sehr viele Menschen zu töten. Es wurde allgemein vermutet, dass Lindberg persönlich hinter der Bombe steckte, aber es ließ sich ihm nichts nachweisen. Dagegen bestand kein Zweifel daran, dass er am Tag danach bei einer kurdischen Demonstration im Solna Centrum zwei Kurden schwer misshandelte. Die Ermittlungen ergaben, dass er gute Kontakte zu Nazi-Organisationen in Schweden und in den USA und wahrscheinlich noch anderswohin hatte. Man kann also vermuten, dass seinem Ausscheiden aus der Armee irgendeine Art von nazistischer Bekehrung zugrunde lag.«
    »Trotzdem klingt das mit der Fremdenlegion recht komisch«, meinte Hjelm. »Ist das nicht gerade eine wirklich multikulturelle Armee?«
    »Vielleicht entdeckte er das«, sagte Chavez und zuckte die Schultern. »Aber er hatte einen Einjahresvertrag. Alles, was er wollte, war, ernstlich in den Krieg zu ziehen. Und vielleicht hat die Zeit unter all den Kanaken gereicht, um seinen Rassenhass in ungeahnte Dimensionen zu treiben. Nun denn. Aus den Gesprächen mit beteiligten Polizisten und Juristen geht das Bild eines ungewöhnlich eiskalten Gewalttäters mit einer großen Vorliebe für Bomben hervor. Akuter Empathiemangel, hat selbst sein Verteidiger inoffiziell gesagt.«
    »Er will immer der Beste sein«, sagte Kerstin Holm nachdenklich. »Kann es sein, dass er wirklich den Mann herausfordert, den er für den besten hält? Schwedens cleversten Drogenhändler Rajko Nedic? Der ja außerdem ein ungewöhnlich gut assimilierter Kanake ist.«
    »Es gibt eigentlich nur einen besser assimilierten«, sagte Jorge Chavez und warf sich in die Brust. »Schwedens bestausgebildeten Polizisten.«
    »Jetzt wollen wir mal hübsch auf dem Teppich bleiben«, sagte Hultin neutral. »Hat sonst noch jemand was?«
    »Ein merkwürdiges Detail, das vielleicht nicht so wichtig ist«, sagte Viggo Norlander, begraben unter Protokollen, aus denen er eines heraussuchte. »Der Bericht der Spurensicherung vom Tatort in Sickla. Die Toten, Bergwall und Carlstedt, hatten ja schwarze Gesichtsmasken derselben Marke. Eine ganze Menge schwarzer Fasern von anderen solchen Mützen sind am Ort gefunden worden. Aber auch ein paar goldene.«
    »Goldene?« stieß ein unkoordinierter Chor aus.
    Chavez lächelte und sagte: »Aha. Der Goldgekrönte...«
    »Wovon redest du?« fragte Hultin irritiert.
    »Ist es denkbar, dass Niklas Lindberg seine Überlegenheit gegenüber den Kollegen mittels einer Gesichtsmaske aus Gold demonstriert?«
    In der Kampfleitzentrale trat eine allgemeine Pause ein. Plötzlich hatten sie das Gefühl, Niklas Lindberg bedeutend besser zu kennen.
    »Natürlich ist das denkbar«, nickte Hultin.
    Und nach einer weiteren Pause fuhr er fort: »Wie kommst du voran, Gunnar?«
    Gunnar Nyberg hatte sich ganz still verhalten. Er saß zwischen den Stühlen. War dies hier seine Gruppe? Oder waren es Sara Svenhagen, Ludvig Johnsson, Ragnar Hellberg und die anderen? Er fühlte sich gespalten. »Ich habe mich im Internet umgesehen«, sagte er. »Bin munter zwischen Pädophilen-Sites und Nazi-Sites hin und her gehüpft und habe mich nicht entscheiden können, wohin ich gehöre. Ich fange auf jeden Fall an, ein Gefühl für den Umfang verschiedener geheimer Netzwerke zu entwickeln. Und dafür, wie sie sich explosionsartig ausgeweitet haben, seit das Wort Internet in aller Munde ist. Aber Lindberg finde ich nicht im Netz. Auch Carlstedt nicht, außer als Verkäufer bei Kindwalls. Bergwalls Name erscheint auf gewissen rassistischen Homepages. Er scheint der Ideologe der Gang gewesen zu sein.«
    »Jetzt sind sie ideologisch verwaist«, sagte Söderstedt.
    »Aber deswegen nicht weniger gefährlich«, sagte Hultin. »Wir machen weiter wie bisher. Und vergesst nicht, dass morgen Nachmittag ein kleines Fest aus Anlass der bevorstehenden Polizeiolympiade stattfindet, der World Police and Fire Games, die

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