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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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hinausschoss.
    »Gut«, sagte er.
    »Gut?« sagte Rogge und trat aufs Gas. »Gut? Da sind mindestens zwanzigtausend drin.«
    »Eine leichte Überbewertung der Leistung. Aber okay. Ausgezeichnet.«
    »Das hört sich schon besser an«, sagte Rogge.
    »Kann denn kein Schwein sagen, wo wir sind?« schrie Danne. Es klang fast wie ein Röcheln. Er verlor die ganze Zeit Blut.
    »Angelholm«, sagte ›Kulan‹ und drehte an seinen Rädchen. Der Große wedelte so verächtlich mit dem Zeigefinger. Er würde nie auf die Idee kommen, so etwas privat zu tun. Es waren zwei verschiedene Rollen, zwei Hauptrollen, und die bargen viele Nebenrollen in sich. Ljubomir fragte sich, wie viele es gab. Der Große war ein Füllhorn von Rollen.
    Ljubomir schlenderte auf den Schreibtisch zu. Auf dem Weg dahin versuchte er, den wedelnden Zeigefinger zu übersehen – er konnte nicht behaupten, dass er ihm gefiel. Statt dessen heftete er den Blick auf den großen elektronischen Globus. Er hatte ihn noch nie in Funktion gesehen. Er war bestimmt beeindruckend. Auf den Fluren hieß es, dass der Große ein paar Orte auf dem Computer eingab und dass unmittelbar die besten Transportwege für Drogen zwischen diesen Orten auf dem Globus aufleuchteten. Aber er wusste es nicht. Er hatte es in Wirklichkeit nie gesehen.
    Ljubomir hatte den Schreibtisch erreicht. Der Große fixierte ihn. Mehr als gewöhnlich. Jetzt würde etwas kommen. Irgendeine Art von Loyalitätstest. Schon wieder.
    »Hast du etwas zustande gebracht?« fragte der Große.
    Etwas zustande gebracht, dachte Ljubomir.
    »Nicht direkt«, sagte er. »Die Polizei behauptet zu wissen, wer sie sind. Dann sind es wohl Schweden. Irgendeine Bande. Man hat Zoran, Petar und Risto in Kumla verhört. Es war ein weißer Bulle, der von Nazis geredet hat.«
    »Ein weißer Bulle? Sind sie nicht alle weiß?«
    »Weißhaarig. Vollkommen weiße Haut.«
    »Genaueres?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Der andere hatte stigmatisierte Hände. Unheimlich, wie Petar sagte. Seltsame Wiederkunft des Herrn Jesus Christus.«
    »Nazis, und Genaueres?«
    »Weiß nicht. Ich muss noch mal bei Zoran nachfragen.«
    »Zum Teufel, ›weiß nicht‹! Es ist dein Job, zu wissen. Es geht um den Mann, der Lordan getötet hat, und du sagst ›weiß nicht‹. Streng dich mal ein bisschen an, Ljubomir, sonst muss ich dich austauschen.«
    »Entschuldigung.«
    »Sag nicht Entschuldigung. Wie läuft die Beobachtung?«
    »Sie haben mitgeteilt, dass alles ruhig ist. Keiner mit unserem Koffer ist in die Bank gegangen. Es ist schwieriger, wenn sie den Koffer haben verschwinden lassen. Aber am Fach ist niemand gewesen. So viel wissen wir.«
    »›Sie haben mitgeteilte‹? Bist du nicht da gewesen?«
    Ljubomir schwieg.
    Es war ein stiller Trotz. Er dachte nicht daran, dorthin zu gehen. Er weigerte sich, zu diesem Ort zu gehen. Da verlief seine Grenze. Und die gedachte er nicht zu überschreiten.
    Der Große sah es. Er sah es in Ljubomirs Augen. Und er ließ es dabei bewenden. Fürs erste. »Jaja«, sagte der Große und wedelte wieder mit dem Zeigefinger. Allerdings in die andere Richtung.
    Das hieß ›verschwinde jetzt‹, das hatte Ljubomir gelernt.
    Die Geste machte der Große privat nie.
    Aber privat war er nicht der Große.
    Privat war er der Jugendfreund Rajko aus dem kleinen Bergdorf im östlichen Serbien.
    Vierhunderteins. Nein, verflucht. Hier hörten die Nummern bei zweihundert auf. Kleine Scheißbank. Puuh.
    Und es wurde ein Trott. Wie ein Job von neun bis fünf.
    Oder wie es nun war. Er hatte nie einen gehabt.
    Vierhunderteins, leichter geht keins.
    Er hörte, wie es hohl zwischen den Reimwörtern hallte.

25

    P artytime! Montag, der 28. Juni, vier Uhr, und alle fühlten sich überhaupt nicht in Stimmung für die obligatorische PR-Party aus Anlass der bevorstehenden World Police and Fire Games. Diese sogenannte Polizeiolympiade sollte vom sechzehnten bis vierundzwanzigsten Juli stattfinden und am Samstag, dem siebzehnten, feierlich in Stockholms Stadion eröffnet werden. Zwölftausend Polizisten, Feuerwehrleute, Zollbeamte und Strafvollzugsbeamte aus der ganzen Welt sollten in achtundsechzig Sportarten gegeneinander antreten. Eintausendneunhundert Medaillen sollten vergeben werden. Es sollte Stockholms größtes Sportfest aller Zeiten werden. Die Olympischen Spiele 1912 und die Fußball-Europameisterschaft 1992 eingerechnet.
    Paul Hjelm hatte gewisse Probleme damit, den Charme darin zu erkennen, alle diese mehr oder weniger

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