Falsche Opfer: Kriminalroman
der Ermittlung. Drei Fotos von der Tjärhovsgata beim Björnschen Garten von Mittwoch, dem 23. Juni, um einundzwanzig Uhr dreiundvierzig. Vor einer Woche. Eine Bilderfolge mit beispielloser Schurkendichte.«
Hjelm und Holm sahen sich an.
»Die Bilder sind also eine Minute nach dem Moment aufgenommen worden, in dem der Kvarnenmörder im Restaurant Kvarnen einem armen Smaländer einen Bierkrug auf den Schädel knallte. Hier auf Bild 1 sehen wir den Eingang«, sagte Chavez und zeigte. »In der Mitte der Kvarnenmörder höchstpersönlich. Rechts an der Hauswand Gang 2 minus Eskil Carlstedt und Niklas Lindberg, die sich zu diesem Zeitpunkt im Innern des Lokals beziehungsweise im Gefängnis in Kumla befanden. Und oben links Gang 1, komplett mit 1 C, hier in der Türöffnung. Dem Fahrer des Mercedes.«
In der Kampf leitzentrale herrschte atemlose Stille.
»Bild 2«, fuhr Chavez im gleichen etwas irritierend triumphierenden Tonfall fort. »Gang 1 ist fort, der Kvarnenmörder ist fort. Dagegen sieht man Gang 2 hier um so besser. Und hier haben wir mit aller Wahrscheinlichkeit, neben 2 B, Sven Joakim Bergwall, unsere drei unbekannten Räuber. Der zweite Tote in der Sicklaschlacht, Carlstedt, 2A, sitzt noch im Kvarnen, sozusagen als Puffer gegen die Polizei. Also dürften alle drei noch am Leben sein, einer allerdings verletzt. Dies sind also drei von den vier Sicklaschlächtern, nach denen jetzt gefahndet wird. Das Bild ist gut genug, um unsere drei Herren zu identifizieren, und ich habe den gestrigen Tag damit verbracht, genau das zu tun. Es war nicht ganz einfach, aber wir dürften jetzt genug Material in Händen haben, um mit der Identität der vier Räuber an die Öffentlichkeit zu gehen, vorausgesetzt, wir wollen damit an die Öffentlichkeit gehen.«
Er hielt einen Augenblick inne und blickte in die schweigende Runde. Er hatte tatsächlich die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. Dann zog er rote Kreise um die vier Gesichter, eins nach dem anderen. »Dies hier ist Sven Joakim Bergwall, der ins Gesicht Geschossene. Es folgt dieser Mann, ein Knastbruder, wie er im Buche steht, mit Namen Dan Andersson, genannt Danne Blutwurst wegen der Brandverletzung, die er sich in seiner Zeit als jugendlicher Krimineller zuzog und die einen großen Teil seiner Haut lila färbte. Wie diese lila Farbe als Blutwurst interpretiert werden konnte, ist unbekannt. Andersson ist achtunddreißig Jahre alt und für insgesamt, jetzt haltet euch fest, sechsundachtzig Verbrechen seit seinem fünfzehnten Lebensjahr verurteilt worden, hauptsächlich Banküberfälle. Er ist im Februar aus Kumla entlassen worden und hat dort der sogenannten nazistischen Clique angehört, auch wenn der Rechtsextremismus nie eine Hauptbeschäftigung gewesen zu sein scheint. Dan Andersson ist ganz einfach Berufsverbrecher. Diese Figur hier heißt Roger Sjöqvist, der einzige verurteilte Mörder der Gang. Dreiunddreißig, Bodybuilder mit militärischem Hintergrund. Ermordete vor zehn Jahren einen Drogenhändler, nutzte vor einem Jahr einen Hafturlaub zur Flucht und hält sich seitdem versteckt. Er tritt recht eifrig in rechtsextremen Kreisen in Erscheinung und ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch an einer Reihe von Banküberfällen beteiligt gewesen. Nach ihm läuft eine Fahndung. Schließlich, hier, der kleinere der beiden gutgebauten Herren, der Techniker der Gang. Agne Kullberg, genannt ›Kulan‹, weil es für einen harten Burschen wie ihn unmöglich ist, Agne zu heißen. Er hat nur eine Gefängnisstrafe abgesessen, wegen Körperverletzung, wurde vor sechs Jahren freigelassen. Er verprügelte einen türkischen Pizzabäcker in Hagsätra, der danach blind wurde. Er ist sechsunddreißig und hat in Hall eine Ausbildung zum Ingenieur absolviert, mit der Fachrichtung Telekommunikation. Hat jedoch nie als Ingenieur gearbeitet. Tritt in rechtsextremen Kreisen nicht auffällig in Erscheinung, ist aber Mitglied in einem zwielichtigen Schützenverein, dem auch zwei unserer berüchtigten Kollegen von der Norrmalmspolizei angehören, und außerdem Bergwall.«
»Woher zum Teufel kommen diese Bilder?« platzte Hultin heraus und starrte auf die Vergrößerungen.
»Können wir das erst einmal zurückstellen?« sagte Chavez und fuhr fort. »Wir haben nämlich noch Bild 3. Hier ist auch Gang 2 verschwunden. Es dürfte sich um den Zeitpunkt handeln, da es den Türwachen gelungen ist, die Tür des Kvarnen zu blockieren. Die Hammarbyfans stehen noch da und reden; sie wissen, dass es ein
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