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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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aufgetaucht; zwei bei einer faschistischen Gruppierung in Bulgarien, zwei weitere bei einer dänischen Rockerbande. Es erschien nicht als unwahrscheinlich, wenngleich es alles andere als bewiesen war, dass Sven Joakim Bergwall und Niklas Lindberg den Einbruch in das Waffenlager in Boden eigenhändig verübt hatten. Dann der Sprengstoff. Neue Informationen deuteten darauf hin, dass die hochexplosive Flüssigkeit in den letzten Jahren des Apartheidregimes von der südafrikanischen Sicherheitspolizei entwickelt worden war, offenbar in der Hoffnung, ihn bei einer der internationalen Massenveranstaltungen des African National Congress‘ einzusetzen. Doch dies alles war noch nicht bestätigt.
    Hultin blickte auf und seufzte. Es war noch nicht soweit. Die A-Gruppe musste weiter warten.
    Er hatte versucht, den Fall von oben zu sehen, ihn zusammenzufassen und die Linien zu verknüpfen, doch es war ihm nicht richtig gelungen. Etwas fehlte. Schwedisch-jugoslawisches Drogenkartell, ein einsamer schwedischer ›Polizist‹, rechtsextremistische Technoräuber, ein hochmoderner Sprengstoff aus Südafrika, tote Kriegsverbrecher aus dem früheren Jugoslawien. Es stank, weiter konnte er seine Analyse nicht treiben. Vermutungen ließen sich jedoch bedeutend weiter strecken. Stieg nicht ein Geruch von Fortsetzung von diesem Verbrechen auf? Ermittelten sie wirklich ein abgeschlossenes Verbrechen oder eher ein noch im Gang befindliches? Wollten die faschistischen Räuber wirklich nur den Drogenhändler berauben? War das alles? Sollte nicht in Wirklichkeit das Geld, oder was immer in dem mutmaßlichen Aktenkoffer war, für einen spezifischen Zweck genutzt werden? Doch hier geriet er auf immer dünneres Eis.
    Er ging weiter zu einer Aufstellung der Reichspolizeibehörde über die gegenwärtige Verbrechenssituation im Land. Tatsache war, dass das blutige Frühjahr in einen ebenso blutigen Sommer überging. Mehrere Attentate auf Polizisten hatten sich nach den Malexander – Schießereien ereignet, zuletzt in Malmö, wo die Polizei unter dem Vorwand eines Autodiebstahls zu einem verlassenen Wagen gelockt worden war. Als der Beamte den Wagen öffnete, explodierte dieser. Der Kollege erblindete. Es handelte sich um ein direkt gegen die Polizei gerichtetes Attentat. Das war etwas Neues, dachte Hultin. Warum hatte man es auf die Polizei abgesehen? Ein neuer, unbegreiflicher Trend. Einen Moment lang dachte er an die World Police and Fire Games. Zwölftausend teilnehmende Polizisten aus aller Welt kamen in ein Land, in dem man Polizisten hinrichtete und in die Luft sprengte ...
    Und weiter? Ein Norweger mit Kontakten im internationalen Alkohol- und Zigarettenschmuggel war vor kurzem ermordet in einem Kombi südlich von Stockholm aufgefunden worden. Eine Art Raubwelle suchte gerade die Westküste heim, von Ängelholm nordwärts. Ein kritischer Journalist, der sich auf schwedische Neonazis spezialisiert hatte, wurde zusammen mit seinem Sohn in seinem Wagen in Nacka in die Luft gesprengt. Alles schien auf seltsame Weise mit allem anderen zusammenzuhängen. Doch nur vage.
    Hultin blickte auf. Nein. Noch nicht.
    Er begann, Irritation zu spüren. Die Folgen des Vortags hielten an. Mörners Ansprache an die Polizeiolympioniken, die anschließende Umarmung – der Brechreiz saß ihm noch im Hals. Und jetzt diese Sitzung, die er nicht einmal selbst einberufen hatte – und dann hatte der Lümmel die Stirn, nicht selbst zu erscheinen. Als hätte Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin nichts anderes zu tun.
    Noch keinerlei Antwort von einem der exjugoslawischen Staaten außer Slowenien, und dort hatten weder 1 A, 1 B noch 1 C irgendwelche Spuren hinterlassen. Und in Anbetracht der Verhältnisse in Serbien und im Kosovo war von dort auch keine Antwort zu erwarten. Und aus Bosnien oder Mazedonien, die vollauf mit ihren jeweils eigenen Problemen zu tun hatten, auch kaum. Er hoffte immer noch auf Kroatien.
    Er war drauf und dran, die Sitzung abzusagen, als die Hauptperson hereinpolterte, mit einem Triumphlächeln, das zu explodieren bereit war, in den Mundwinkeln. Jorge Chavez ging schnurstracks nach vorn zur Flipchart und befestigte dort, quer über alle vorherigen Bilder, drei ordentliche Vergrößerungen von Schwarzweißfotos. Acht absurde Marienkäfer waren notwendig, um jedes von ihnen festzuhalten.
    Schließlich zeigte Chavez auf die Bilder und sagte: »Speziell für Sie, meine Damen und Herren, hier die Präsentation eines außergewöhnlichen Durchbruchs in

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