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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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Das Zittern meiner Hände hatte inzwischen aufgehört, aber die Muskeln in meinen Beinen und meinem Rücken bebten immer noch. Ich biss die Zähne aufeinander und zählte lautlos bis fünf. » Was wollen Sie von mir? «
    » Sie müssen etwas nach Hongkong bringen. Es wird ein Blitztrip– zwanzig Stunden hin, zwanzig zurück. Sie gehen ein bisschen auf dem Flughafen spazieren, sehen im Duty-free-Shop vorbei, wenn Sie Lust haben, und fliegen dann wieder zurück. Für Sie ist das vom Zeitaufwand her nicht mehr als ein langes Wochenende. Ich spendiere Ihnen sogar das Ticket. Sobald Sie landen, lasse ich Ihre Familie frei, und Sie hören nie wieder von mir. «
    » Wenn es so einfach ist, dann machen Sie es doch selber. «
    Karen lachte leise. » So argwöhnisch, Ash? Das würde ich ja, aber meine Familie gilt in der Volksrepublik China als unerwünscht, deshalb dürfen weder ich noch mein Neffe einreisen. Bei Ihnen wird es hingegen keinerlei Probleme geben. «
    Die Tür zu meinem Krankenzimmer stand offen, und ich registrierte aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ein älterer Mann in einem Schlafanzug, der genauso wie meiner aussah, schlurfte mit einer Gehhilfe den mit Teppichboden ausgelegten Korridor entlang, dicht gefolgt von einem kleinen Mädchen in Megans Alter mit einem Saftkarton in der Hand. Sie lächelte mich an. Ich erwiderte das Lächeln und senkte die Stimme.
    » Und was soll ich transportieren? «
    » Etwas, das so klein und leicht ist, dass Sie es nicht einmal spüren werden. «
    » Geht das vielleicht ein bisschen genauer? «
    » Wie fühlen Sie sich? « , schnurrte Karen ins Telefon. Schön zu wissen, dass wenigstens einer von uns bester Dinge war.
    » Ich bin stocksauer « , antwortete ich lauter, als offenbar erwünscht war, denn eine der Schwestern streckte den Kopf zu mir herein und schloss meine Zimmertür. Wenigstens lächelte sie dabei.
    » Körperlich, meine ich. Haben Sie Schmerzen? Tut Ihnen der Hals weh? Spüren Sie eine Art Druck auf den Mandeln oder sonst etwas in dieser Art? «
    Eigentlich wollte ich ihr die Genugtuung nicht geben, doch kaum hatte Karen ihren Satz beendet, wurde das Kitzeln in meinem Rachen so schlimm, dass ich husten musste. » So was in der Art « , keuchte ich.
    » Sie leiden unter einer ganz speziellen Erkältung. Ich habe Sie gestern Abend damit angesteckt « , erklärte Karen. » In Verbindung mit einer speziellen Impfung werden Sie eine kalkulierte Erkrankung entwickeln, die Ihrer Gesundheit jedoch keinen weiteren Schaden zufügt. Und genau das werden Sie nach Hongkong transportieren. «
    Ich ballte meine freie Hand zur Faust. » Geht es hier um dieses Virus, das Sie in Südafrika entwickelt haben? « , fragte ich.
    » Wie ich sehe, haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht « , meinte sie. » Und Sie liegen richtig: Meine Arbeit in Südafrika hat all das ermöglicht. Wenn es Sie interessiert, können wir uns gern heute Abend persönlich darüber unterhalten. Gegen elf. Ich lasse Sie den Ort wissen, sobald wir alles vorbereitet haben. «
    » Ich bin im Krankenhaus. Keine Ahnung, ob ich heute noch entlassen werde. «
    » Oh, Sie kommen ganz bestimmt. Falls es Ihnen an der nötigen Motivation fehlt, dann führen Sie sich einfach vor Augen, dass das Leben Ihrer Tochter am seidenen Faden hängt. Bis heute Abend, Mr. Rashid. «
    Karen legte auf, während ich noch immer mit dem Telefon am Ohr dasaß und spürte, wie mir übel wurde. Dass Verbrecher Zeugen oder andere Menschen entführen, die ihre Pläne durchkreuzen könnten, und sie anschließend einfach laufen lassen, gibt es nur in James-Bond-Filmen. Im wahren Leben passiert so etwas nicht. Wenn ich nichts unternahm, wäre meine Familie tot. Mein Herz und meine Schultern fühlten sich bleischwer an. Die Anspannung, die sich während der vergangenen Woche in mir aufgebaut hatte, wuchs noch weiter an und legte sich wie ein Schraubstock um meine Lunge. Ich verfügte weder über Superkräfte, noch beherrschte ich Karate; ich hatte noch nicht einmal eine Waffe. Mein Magen verkrampfte sich, und es kostete mich meine allerletzte Kraft, dem Würgereiz zu widerstehen und mich nicht zu übergeben.
    Nach ungefähr zehn Minuten wich meine Übelkeit einem dumpfen Taubheitsgefühl. Ich musste hier raus, was bedeutete, dass ich dringend etwas zum Anziehen benötigte. Seit Bowers und die beiden FBI -Agenten gegangen waren, hatte sich niemand um mich gekümmert, was die Vermutung nahelegte, dass mein Zustand nicht weiter besorgniserregend war.

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