Falsches Spiel, wahre Leidenschaft
einen Brief und bestellte sich ein Taxi. Ihr eigenes Gepäck passte in ihren kleinen Koffer; all die teuren Kleider, die er für sie bezahlt hatte, ließ sie im Schrank hängen. Als Letztes streifte sie sich den Verlobungsring vom Finger und legte ihn auf die Kommode.
Dann rief sie June und verließ mit ihr den Bungalow. Das Taxi, das sie und ihre Hündin zum Flughafen bringen sollte, wartete schon.
Völlig erschöpft kam Luc gegen sieben Uhr abends nach Hause. Das war wieder mal ein Tag, dachte er. Der Hauptdarsteller eines neuen Filmprojekts hatte seine Ehefrau misshandelt und war festgenommen worden. Luc wusste, dass die Leute ihn geradezu für einen Zauberer hielten, aber es gab Dinge, die konnte selbst er nicht in Ordnung bringen. In diesem Fall wollte er sie auch nicht in Ordnung bringen.
Seine Assistentin und er hatten den ganzen Tag am Telefon gehangen. Der Schauspieler sollte in psychologische Behandlung, und für seine Frau und das Kind musste eine sichere Bleibe gefunden werden.
Nach so einem Tag wäre ich sofort bereit, mit Gwen nach Montana zu ziehen, dachte er. Sie bräuchte mich nicht zweimal zu fragen.
Er betrat den Bungalow und rechnete damit, dass June ihn kläffend und schwanzwedelnd begrüßen würde. Und Gwen würde ihn freudestrahlend in die Arme schließen.
Doch nichts dergleichen geschah. Im Haus war es totenstill. Luc durchsuchte ein Zimmer nach dem anderen. „Gwen? Wo steckst du denn?“
In seinem Büro sah er, dass der Laptop mit der Standleitung zum Pferdestall in Montana abgeschaltet war. Schließlich betrat er das Schlafzimmer und sah den Ring auf der Kommode liegen. Und einen Brief.
Ihm wurde übel. Mit zitternden Händen nahm er den Brief und begann zu lesen.
Lieber Luc,
ich musste nach Hause fahren. Ich habe festgestellt, dass ich hier allmählich aufhörte, die zu sein, die ich im Innersten bin und die ich auch sein will. So wunderbar die Zeit mit Dir war, ich möchte nicht zum Hollywood-Lebensstil zurückkehren. Für das, was Du für meine Schwester getan hast, werde ich Dir ewig dankbar sein. Du hast alles Gute auf der Welt verdient.
Deine Gwen
Sie ist weg, dachte er. Wie ist das nur möglich? Habe ich sie nicht heute Morgen noch in meinen Armen gehalten? Haben wir uns nicht noch geliebt, bevor ich das Haus verlassen habe?
Weg, einfach weg. Warum hatte sie ihn nicht angerufen? Warum hatte sie ihm einfach nur einen Brief hinterlassen? Sie hätte ihm wenigstens die Gelegenheit zu einer Aussprache geben müssen. Das wäre sie ihm schuldig gewesen. Das wäre sie ihrer gemeinsamen Beziehung schuldig gewesen.
Er griff nach dem Ring – er fühlte sich kalt an. Kalt wie Eis. Schnell legte er ihn zurück auf die Kommode und ließ sich wie erschlagen aufs Bett fallen. Wie sehr hatte er sich daran gewöhnt, sie in seinem Bett zu haben! Und nicht nur in seinem Bett – in seinem Leben.
Es war keine vorgetäuschte Beziehung, keine vorgetäuschte Liebe mehr. Was er für Gwen empfand, war echt.
EPILOG
Drei Tage später hatte Gwen gerade die Ställe ausgemistet. Bei Pyrrhas Box legte sie eine kleine Ruhepause ein, bevor sie wieder nach draußen in die Eiseskälte musste. Sie war ungeheuer erleichtert gewesen, als sie nach der langen Abwesenheit wieder die Zufahrt zu ihrem Haus entlanggefahren war. Voller Übermut hatten sie und June im Schnee herumgetollt.
Nachdem sie ihr Gepäck ins Haus gebracht hatte, hatte sie als Erstes ihre Pferde begrüßt. Das freudige Wiehern klang wie Musik in ihren Ohren, der Geruch nach frischem Heu versetzte sie in Hochstimmung. Das war ihre wahre Bestimmung – Pferden zu helfen. Nichts auf der Welt machte sie zufriedener.
Aber – etwas fehlte. Jemand fehlte. Luc. Besonders schlimm war es, wenn sie morgens aufstand, und dann wieder, wenn sie abends ins Bett ging. Dann war die Sehnsucht kaum zu ertragen. Trotzdem hatte sie keinen seiner zahllosen Anrufe angenommen. Immer wieder sagte sie sich, dass er genau das repräsentierte, was sie hinter sich lassen wollte – die verlogene Hollywood-Fassade, die ungesunde Hektik, die Eitelkeiten und Oberflächlichkeiten.
Doch im Innersten wusste sie, dass sie Luc damit unrecht tat. Er war mehr als das. Was er machte, machte er für seine Familie, für das traditionsreiche Unternehmen, das seine Großeltern gegründet hatten. Seine Familie brauchte ihn, weil er brillant darin war, Probleme aus der Welt zu schaffen. Darin war er wirklich einzigartig, sie brauchte nur daran zu denken, was er für Nicki getan
Weitere Kostenlose Bücher