Falsches Spiel
Hauptverdächtige.«
»Aber gerade haben Sie doch noch gesagt, ich hätte mit dem Tod der Frau nichts zu tun!«
»Stimmt, aber Tatsache ist, dass wir Sie als Einzigen am Tatort vorgefunden haben. Und es fällt auch schwer zu glauben, dass Sie fast über die Leiche gestolpert sind und sie nicht bemerkt haben wollen.«
»Tja, da war ich wohl zur richtigen Zeit am falschen Ort, nicht?«
Er grinste und nickte.
»Stellen Sie den genauen Zeitpunkt des Todes fest, dann reden wir weiter«, sagte ich leicht anmaßend. »Es sei denn, Sie wollen formal Anklage erheben.« Ich streckte ihm die Hände hin, damit er mir Handschellen anlegte.
Er sah mich resigniert an, wägte die Lage ab und kam schnell zu der Überzeugung, dass selbst ein völlig unfähiger Verteidiger seine Theorie in einer Viertelstunde in der Luft zerreißen würde, also verzichtete er lieber darauf, mich festzunehmen oder mir das Leben schwer zu machen. Antelo wusste nicht, dass ich seit zehn Uhr abends allein gewesen war und folglich kein Alibi hatte. Aber von mir würde er das nicht erfahren.
»Gut, gehen Sie. Aber lassen Sie uns Ihre Telefonnummer da, falls wir noch Fragen haben.«
Ich reichte ihm meine Visitenkarte und bat um seine. Dann machte ich mich schleunigst vom Acker. Doch vorher sah ich den Polizisten an, der als zweiter Wache geschoben hatte, und sagte laut und für alle Anwesenden vernehmlich:
»Warum erzählen Sie Ihrem Chef nichts von der Frau, die um Viertel vor eins das Haus der Carter verlassen hat? Erinnern Sie sich? Sie trug einen schwarzen Hut und einen sehr eleganten Mantel.«
Antelo sah mich überrascht an. Der Polizist bekam einen knallroten Kopf und senkte den Blick. Im Hinausgehen sah ich noch, wie der Kommissar ihn mit Blicken durchbohrte, während er hilflos irgendwelche Erklärungen stammelte.
Ich ging zu einer der Kneipen in der Nähe des Bahnhofs drei Straßen weiter und bestellte einen Gin und zwei Aspirin. Die bekamen mir auf leeren Magen überhaupt nicht, aber wenigstens ließ dieser Kopfschmerz, der mein Hirn zerfraß, ein wenig nach. Dann lief ich zu meinem Gordini, um in die Stadt zurückzufahren, was nicht so einfach war in dem Zustand. Ich ließ den Motor an, zögerte, machte ihn wieder aus und lehnte mich zurück. Irgendwann schlief ich ein.
9
Der Lärm der Busse weckte mich auf. Ich sah auf die Uhr: Es war schon Mittag. Ich kämpfte mich ins Büro zurück. Mein Kopf und meine Glieder schmerzten; ich hatte das Gefühl, eine Herde Rhinozerosse sei über mich hinweggetrampelt. Als ich ankam, war es halb drei. María machte Mittagspause. Das war mir nur recht, denn ich hatte keine Lust, mit jemandem zu reden. Ich legte mich hin, schloss die Augen, und wieder tauchte im Halbdunkel Carlas Gesicht auf. Diesmal rot eingefärbt, als sei es blutverschmiert. Sofort setzte ich mich auf, denn wenn ich einschliefe, bekäme ich nur wieder Albträume. Ich hatte schon lange keine Leiche mehr gesehen, fühlte mich verwirrt, angespannt. Und zu allem Überfluss wuchs die Unruhe mit jeder Minute: Die Ermittlung führte ins Leere; ich war Carla keinen Deut nähergekommen.
Da hörte ich die Tür: María. Im Nu saß sie bei mir auf der Couch und überhäufte mich mit Fragen.
»Wo warst du denn die ganze Nacht? Hast du mal in den Spiegel geguckt? Du siehst grässlich aus.«
Ich schloss die Augen, weil ich keine Lust hatte ihr zu antworten, aber ich hatte keine Chance.
»Ich habe eine furchtbare Nacht hinter mir, María. Geh mir nicht auf den Zeiger. Ich brauche Ruhe.«
Brüsk drehte ich ihr den Rücken zu, und sie wurde wütend. Und wie immer wenn ein Mann fix und fertig ist, kommen die Frauen gleich auf abwegige Vermutungen.
»Aber du hast dir doch jetzt, wo du Geld hast, keine andere angelacht, oder?«
Ich hätte mich aufregen können, aber stattdessen drehte ich mich zu ihr um, lächelte sie an und nahm sie in den Arm. Ich hatte das Bedürfnis, einen vertrauten Körper zu spüren, jemanden, der sich um mich kümmerte, und sei es auch nur für ein paar Sekunden. María küsste mich und schmiegte sich an mich. Sie wollte die offene Rechnung vom gestrigen Tag begleichen. Sie löste sich aus der Umarmung und im Handumdrehen hatte sie Hose und T-Shirt ausgezogen und sich neben mich gelegt. Ich mochte ihren Duft, dieses Eau de Cologne, das sie immer nach dem Duschen auf Hals und Dekolleté verteilte. Sanft zog ich ihr den Büstenhalter aus: Ich genoss den Anblick ihrer Brüste mit den kleinen, spitzen Brustwarzen immer sehr.
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