Falsches Spiel
habe mich angemietet, aber in Anbetracht meines Zustandes überhörte ich den Affront. Nochmals versuchte ich aufzustehen. Von Polizisten umringt zu sein, erschien mir unangenehmer, als unter Krämpfen den Rückzug anzutreten.
»Ich glaube, es wird Zeit für mich zu gehen«, sagte ich, mich mühsam aufrichtend.
»Da sind erst noch ein paar Dinge zu klären«, unterbrach mich der Dürre.
»Ja, ich weiß, was Sie jetzt sagen werden: Sie haben mich auf Privatbesitz erwischt, und Señora Carter könnte mich wegen Hausfriedensbruch anzeigen.«
»Señora Carter wird Sie nicht anzeigen.«
Mir war nicht ganz klar, was Antelo damit sagen wollte, aber der Ton gefiel mir nicht. Den schlugen Polizisten immer dann an, wenn sie dramatisieren wollen. Und das hatte mir heute gerade noch gefehlt.
»Sie ist tot«, sagte er. »Sie wurde ermordet.«
Ich ließ mich zurück aufs Bett fallen, als hätte man mir noch mal eins übergebraten. Als ich mich wieder gefangen hatte, bat ich ihn, mir zu helfen, mein Gerippe wieder in die Senkrechte zu bringen, ich wollte die Leiche sehen. Antelo fasste meinen Arm und zog mich hoch.
Wir gingen durch den Flur und das Wohnzimmer in die Küche. Der Anblick war grauenhaft: Eine Frau über sechzig in einer riesigen Blutlache. Man hatte ihr mit einem zielsicheren Schnitt die Kehle durchgeschnitten. Sie war schneeweiß, sie musste also schon mehr als acht Stunden tot sein. Ich blickte zu der Uhr an der Wand: neun Uhr fünfundzwanzig. Ich war ungefähr acht Stunden ohnmächtig gewesen. Wahrscheinlich hatte man sie ermordet, bevor ich angekommen war. Ich verfluchte mich innerlich dafür, dass ich die Taschenlampe in der Küche nicht angemacht hatte. Hätte ich die Leiche gesehen, wäre ich nicht so leicht überwältigt worden. Ich erinnerte mich an den Zigarrenrauch, aber ich sagte nichts.
»Glauben Sie, ich habe sie getötet?«, fragte ich den Polizisten, obwohl ich die Antwort längst kannte.
»Nein. Sie wären wohl kaum so dumm gewesen, am Tatort zu bleiben. Niemand hätte sie mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht. Nicht mal ein Detektiv wäre derart bescheuert, so ein Alibi zu inszenieren. Sie wurde sicher umgebracht, nachdem man Sie niedergeschlagen hat.«
Ich kniete mich neben die Leiche und versuchte einen Finger zu bewegen, es ging nicht.
»Es muss vorher passiert sein«, schloss ich.
»Wie sind Sie ins Haus gekommen?«
Ich deutete auf die Tür zum Garten: »Von dort.«
»Haben Sie die Leiche nicht gesehen?«
»Nein. Ich konzentrierte mich ganz darauf, dass der wachhabende Polizist mich nicht sieht.« Ich deutete mit dem Kopf Richtung Revier. »Dann bin ich gleich zum vorderen Fenster, erst dort habe ich die Taschenlampe angemacht, um das Haus zu inspizieren. Ich bin nicht mehr zurück in die Küche.«
»Haben Sie beim Reinkommen kein verdächtiges Geräusch gehört?«
»Nein. Sonst hätte man mich doch nicht hinterrücks niedergeschlagen können, während ich mir gerade ein Heft mit Notizen im Arbeitszimmer angesehen habe.«
»Was für ein Heft mit Notizen? Da war kein Heft, als wir Sie entdeckt haben. Wir haben versucht zu rekonstruieren, was Sie gemacht haben, aber keinerlei Hinweise gefunden. Aus den Blutflecken neben dem Schreibtisch folgerten wir dann, dass es dort passiert sein muss. Man hat Sie weggeschleift, weil Sie genau vor der Tür lagen.«
Ich schloss die Augen und versuchte mich zu erinnern. Mein Kopf tat immer noch höllisch weh. Ich fasste hin und stellte fest, dass ich eine ordentliche Beule hatte, eine Schnittwunde und getrocknetes Blut im Haar und im Nacken.
»Ich habe die Schreibtischschubladen durchwühlt und nichts Interessantes gefunden. Dann bin ich zu dem Aktenschrank. Die untere Schublade war die einzige, die nicht abgeschlossen war. Ich habe ein paar Mappen mit Zeitungsausschnitten über Außerirdische herausgeholt und dabei das Heft mit den Notizen entdeckt.«
Der Polizist sah mich irritiert an. Er zögerte. Offensichtlich war er doch nicht so intelligent wie gedacht.
»Wir wissen, dass Señora Carter einen Tick mit Außerirdischen hatte, aber das ist doch kein Grund, sie umzubringen«, sagte er.
»Vermutlich nicht, aber das herauszufinden ist Ihr Job. Ich werde dafür bezahlt, dass ich Carla Forrester finde.«
»Jetzt kommen Sie mir nicht so! Eine Frau wird ermordet, und Sie liegen k. o. geschlagen in ihrem Haus. Da können Sie sich nicht einfach ausklinken. Außerdem: Solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, sind Sie für mich der
Weitere Kostenlose Bücher