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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Mit den langen Beinen, dem tollen Körper und dem Gesicht hätte sie glatt auf der Titelseite von Gente erscheinen können. Ich strich ihr über den Kopf. Als ich kurz darauf auf die Uhr sah, war es halb vier. Mein Instinkt riet mir, so schnell wie möglich zu verschwinden, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich sie ohne den Gordini aus Parque Leloir rausbringen sollte.
    Mit meiner Krawatte band ich ihr Hände und Beine zusammen, da ich nicht wollte, dass sie floh, falls sie das Bewusstsein wiedererlangte. Dann holte ich die Leiche meines Freundes, des Schlächters, aus dem Garten, schleppte sie ins Bad, schob sie durch das Loch und gab ihr einen kleinen Schubs, und schon kullerte sie die Treppe hinunter. In einem Anfall von Pedanterie, der mich selbst überraschte, zog ich den Duschvorhang zu. Bevor ich hinausging, warf ich im Spiegel noch einen Blick auf meine Wange: ein etwa zwei Zentimeter langer Schnitt, aber nur oberflächlich. Ich drückte ein wenig Toilettenpapier drauf. Mein Hemdkragen war blutverschmiert.
    Als ich zurückkehrte, lag Carla immer noch reglos da. Ich löste die Fessel, steckte die Krawatte in die Innentasche meines Jacketts. Es war höchste Zeit zu verschwinden. Ich packte das Mädchen in meinen Mantel, nahm sie über die Schulter und schlich mich aus dem Haus. Wieder einmal war die Dunkelheit meine Verbündete. Meine Sinne waren hellwach.
    Ich machte einen großen Bogen um den Gordini, da ich davon ausgehen musste, dass die Polizei ihn überwachte.
    In der Avenida Udaondo sah man Richtung Süden in etwa dreihundert Metern Entfernung Licht und Aufruhr im Polizeirevier. Richtung Norden tauchten in der Ferne Lichter auf, vielleicht ein Bus! In der Tat, es war die Linie 633. In meiner Verzweiflung winkte ich ungestüm, und der Bus hielt an. Den Arm um Carla gelegt, als wäre sie betrunken, stieg ich ein. Der Fahrer starrte mich entgeistert an. Die mit Toilettenpapier überklebte Wunde und der blutverschmierte Hemdkragen waren ihm nicht verborgen geblieben. Wir waren die einzigen Fahrgäste.
    »Moment, ich bin gleich wieder da«, sagte ich, ohne ihn anzusehen. Ich brachte Carla in die dritte Reihe zu einem Doppelsitz und kehrte zu dem irritierten Fahrer zurück. »Wohin geht die Fahrt?«, fragte ich.
    »Sollte ich das nicht Sie fragen?«, fragte er verschmitzt, obwohl er Angst hatte.
    »Keine dummen Sprüche, okay? Wohin?«, fuhr ich ihm in die Parade.
    »Zum Bahnhof von Castelar«, stammelte er.
    »Zwei Fahrscheine«, sagte ich und hielt ihm einen Zehntausend-Peso-Schein hin. Überrascht blickte er auf den Schein.
    »Den kann ich nicht wechseln.«
    »Ich will das Wechselgeld nicht. Bringen Sie uns ohne anzuhalten direkt nach Castelar, und das Geld gehört Ihnen.«
    Der Kerl sah abwechselnd mich und den Schein an.
    »Jetzt fahren Sie schon los, Mann«, herrschte ich ihn an und zeigte ihm die 38er. »Sie können wählen. Entweder ein ordentliches Trinkgeld oder ’ne Ladung Blei.«
    Er wurde leichenblass, aber ich hatte mein Ziel erreicht. Er legte den ersten Gang ein und fuhr los, allerdings etwas zu langsam für meinen Geschmack. Mir war sofort klar, was er im Schilde führte.
    »Kommen Sie nicht auf die Idee beim Revier anzuhalten oder die Polizei auf sich aufmerksam zu machen, sonst sind Sie ein toter Mann«, flüsterte ich ihm ins Ohr und wedelte mit der 38er vor seinem Gesicht herum.
    Dann eilte ich zu Carla und legte sie hin, damit man sie von draußen nicht sah. Ich selbst legte mich auf die Rückbank.
    »Los, fahren Sie. Und halten Sie nicht an, selbst wenn man Sie dazu auffordert«, rief ich.
    Er sah mich über den Rückspiegel an und nickte nervös. Auf Höhe des Polizeireviers grüßte der Fahrer den wachhabenden Polypen, wie üblich. Ich schaute aus dem Rückfenster und sah den Gordini umringt von vier Polizisten vor dem Revier stehen. Einer blickte dem Bus nachdenklich hinterher, wandte sich dann aber wieder seinen Kollegen zu. Erleichtert atmete ich auf und setzte mich direkt hinter den Fahrer.
    »Sie haben nichts zu befürchten«, sagte ich.
    »Warum dann die Waffe?«
    »Damit Sie tun, was ich sage.«
    »Sind Sie Untergrundkämpfer?«
    Ausdruckslos sah ich ihn an.
    »Oder Räuber?«
    »Wer schweigt, bleibt gesund.«
    »Ist mit dem Mädchen alles in Ordnung?« Er wollte wohl das Thema wechseln.
    »Machen Sie sich um sie keine Sorgen. In ein paar Minuten steigen wir aus, und Sie können sich Ihr Geld einstecken.«
    »Ich kann nicht bis

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