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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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Boden schlief.
    »Nichts«, sagte er frustriert, als er mich sah.
    »Denkst du, wir sollten einen Arzt rufen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das wird nicht nötig sein.«
    Er stand auf, ging zu Carla und zeigte mir ihren rechten Unterarm. Sie hatte mehrere Einstiche.
    »Sie haben ihr ’ne ordentliche Dröhnung verpasst.«
    Ich sah mir die Einstiche der Nadeln näher an.
    »Diese Schweine! Die haben sogar mehrfach an derselben Stelle gestochen!«, sagte ich.
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen.«
    Ich ging näher an Carla heran und roch an ihr. Ihr Köper strömte den süßlichen Geruch aus, den ich so oft bei betäubten Patienten in Krankenhäusern wahrgenommen hatte.
    »Weißt du, was man ihr verabreicht hat?«, fragte ich Espiño.
    »Keine Ahnung, der Geruch kommt mir bekannt vor, Chlorpromazin vielleicht.«
    Überrascht sah ich auf. Espiño verblüffte mich immer wieder mit seinen Kenntnissen.
    »Was ist das für ein Zeug?«
    »Es blockiert die Rezeptoren im Gehirn.«
    »Wie lange, denkst du, hält das noch an?«
    »Spätestens in zwei Stunden sollte sie aufwachen. Allzu viel darf man davon nicht geben, das Zeug kann dich schnell ins Jenseits befördern.«
    »Deshalb die vielen Einstiche.«
    »Die haben ihr wohl alle zwölf Stunden eine Spritze verpasst. Du hast sie vor ungefähr neun befreit, also sollte sie bald wieder zu sich kommen.«
    »Lass schon mal ein Bad ein, falls sie nach dem Aufwachen durchdreht«, schlug ich Espiño vor.
    Er verschwand, und ich betrachtete Carla, die unruhig atmete. Selbst in diesem Zustand war ihr Gesicht wunderschön, und das kurze dunkle Haar betonte ihre Züge. Ein Bild von einer Frau.
    Fünf Minuten später war Espiño wieder da.
    »Alles erledigt. Jetzt müssen wir nur noch warten.«
    »Ich würde gern was frühstücken.«
    Wieder verschwand Espiño und kehrte kurz darauf mit einem Sandwich mit rohem Schinken und einer Tasse dampfendem starken Kaffee zurück.
    Im Nu hatte ich das Sandwich verschlungen. Ich hatte den letzten Bissen noch im Mund, da bewegte sich Carla. Espiño und ich eilten zu ihr, falls sie ausrastete. Sie schlug die Augen auf, blickte uns an und begann wild mit den Armen zu rudern. Ich versuchte sie festzuhalten, aber sie war kräftiger als ich dachte, und beförderte mich mit einem Fußtritt unter den Tisch.
    »Lasst mich in Ruhe, lasst mich in Ruhe!«, schrie sie.
    Als sie aufstehen wollte, drückte Espiño sie mit seinem Körper nieder. Ich packte einen Arm. Alarmiert durch das Geschrei kam María ins Lokal.
    »Dreh die Dusche auf!«, rief ich, und sie rannte sofort los.
    Espiño und ich nahmen Carla zwischen uns und schleppten sie ins Bad. Wir kletterten mit ihr in die Badewanne, standen knietief im Nass. Ich hielt sie im Arm; die Spannung ließ nach, und sie wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Espiño stieg aus der Wanne und ging hinaus.
    Als Carla sich ein wenig beruhigt hatte, flüsterte ich ihr ins Ohr:
    »Beruhige dich, wir wollen dir helfen«, sagte ich.
    Sie blickte mir in die Augen. Ich gab María ein Zeichen, ein Handtuch zu bringen, hob Carla aus dem Wasser und setzte sie auf den Klodeckel. María trocknete ihr den Kopf ab und meinte:
    »Lass uns allein.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, lass mich mit ihr allein«, sagte sie bestimmt.
    Ich verließ das Bad und ging in Espiños Zimmer. Dort zog ich die nassen Klamotten aus und bediente mich aus seinem Schrank. Direkt neben dem Heizofen zog ich Hose und Hemd über und steckte mir dann eine feuchte Clifton an. Das brauchte ich jetzt.
    Als ich in das Lokal kam, saß Carla auf der Matratze, und María flößte ihr eine Tasse Kaffee ein. Sie zitterte wie Espenlaub und hatte eine Hand gegen den Bauch gepresst.
    »Kannst du sprechen?«, fragte ich Carla.
    Sie senkte den Kopf, schloss die Augen und ließ sich auf die Matratze sinken.
    »Lass ihr noch Zeit«, sagte María.
    »Sie muss mir dringend ein paar Fragen beantworten«, bügelte ich Marías Einwand einfach weg.
    Carla hob den Kopf und sah mich mit ihren grünen Augen durchdringend an.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie matt; ihre Lippen bewegten sich kaum, und ihre Hände waren verkrampft.
    »Deine Eltern haben mich angeheuert, damit ich dich finde.«
    Carla fielen die Augen zu, ihr Kopf sank zur Seite, und die Arme entspannten sich.
    Sie war wieder ohnmächtig geworden.

32
    Zur Abwechslung war es draußen bewölkt und eiskalt. María und ich standen neben Carlas Bett. Wir hatten das Lokal geräumt und Carla in das Zimmer gebracht, in dem María

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