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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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dagegen tun.
    »Tot.«
    Das saß.
    »Wo … wo hat man sie gefunden?«, stammelte ich.
    »Im Haus.«
    »Wie wurden sie getötet?«
    »Man hat ihnen die Kehle durchgeschnitten. Allen dreien.«
    Mein Freund, der Schlächter, hatte wieder zugeschlagen.
    »Haben Sie das Landgut durchsucht?«
    »Ja.«
    »Und haben Sie was gefunden?«
    »Was hätten wir denn finden sollen?«, wollte Gutiérrez mich aus der Reserve locken.
    »Sagen Sie’s mir«, konterte ich.
    »Nichts Außergewöhnliches.«
    Blitzschnell überlegte ich, ob ich die unterirdischen Quartiere erwähnen sollte, aber das machte keinen Sinn. Er wusste es längst und stellte sich nur dumm.
    »Danke, dass Sie mich angerufen haben«, sagte ich, um ihn loszuwerden. Mir wurde schlecht von der Stimme.
    »Da ist noch was«, sagte er.
    »Was?«, fragte ich alarmiert.
    »Übermorgen kommen die Leute aus Córdoba. Sobald sie da sind, rufe ich Sie an wegen der Gegenüberstellung. Ich hoffe, dass man Sie nicht identifiziert, ansonsten sieht es düster für Sie aus.«
    »Keine Sorge. Ich kann schon auf mich aufpassen.«
    Ich legte auf und schloss die Augen. Die Zeit lief mir davon.
    Ich schlief etwa eine Stunde. Der Tod der jungen Leute hatte mich aufgewühlt. Und auf diese Gegenüberstellung war ich alles andere als scharf. Bei der Vorstellung, ich könnte im Knast landen, standen mir die Haare zu Berge. Ich war schon einmal verhaftet worden, und damals war es mir ziemlich übel ergangen.
    Ich sprang aus dem Bett und schlüpfte in Hose, Hemd und Krawatte. Dann holte ich mir Eiswürfel aus dem Kühlschrank und begab mich zu der Whiskyflasche, die ich in der dritten Schublade meines Schreibtisches für besondere Gelegenheiten bunkerte. Ich genehmigte mir einen dreifachen und leerte ihn in einem Zug. Die Wärme kehrte in meinen Körper zurück. Ich gönnte mir noch einen und ließ ihn mir genüsslich durch die Kehle rinnen, während ich immer wieder alles durchging. Am Ende legte ich das Halfter mit der 38er an und zog Jackett und Mantel darüber. Dann ging ich noch einmal zurück zum Schreibtisch und nahm mir das Notizbuch und eine Karte vom Westen der Provinz Buenos Aires vor. Ich legte sie nebeneinander, fuhr auf der Karte mit dem Finger den Weg nach Parque Leloir nach und prägte ihn mir ein. Zur Sicherheit steckte ich die Karte trotzdem in die Innentasche meines Jacketts.
    Als ich auf den Aufzug wartete, merkte ich, dass meine Knie zitterten. Also ging ich noch einmal ins Büro zurück, stürzte einen weiteren Whisky hinunter und machte mich, nun etwas beherzter, auf den Weg.
    Ich stieg in den Gordini und fuhr los. Als ich unter der General Paz langfuhr, war die Schlaffheit aus meinen Muskeln gewichen und die Angst verschwunden. Oder zumindest hatte ich sie jetzt unter Kontrolle.

29
    Vierzig Minuten später befand ich mich auf der schmalen Calle Santa Rosa de Ituzaingó Richtung Norden. Auf der einen Seite ärmliche Häuser, auf der anderen Felder. Die finstere Nacht kam mir für meine Pläne sehr gelegen. Plötzlich – ich war eine Sekunde lang abgelenkt – geriet der Wagen ins Schleudern. Ich stieg in die Eisen und sah mich um. Der Asphalt hatte sich wie durch Zauberhand in Erde verwandelt. Ich setzte zurück, bis ich wieder das sichere Terrain der Straße erreicht hatte. Dann hielt ich an, stieg aus, breitete die Karte auf der Kühlerhaube des Gordini aus und leuchtete mir mit der Taschenlampe, um mich zu vergewissern, ob ich richtig war.
    Ich stieg wieder ins Auto und fuhr weiter. Statt der bescheidenen Behausungen erhoben sich jetzt hohe Bäume und dicht belaubte Ligusterhecken am Straßenrand, die alles noch düsterer wirken ließen. Ich erreichte De la Vidalita und bog links ab. An der Ecke befand sich ein Polizeirevier – es war wie ein schlechter Witz. Die Straße war jetzt einspurig mit Gräben zu beiden Seiten.
    Der Whisky hatte längst seine Wirkung entfaltet, und es bekümmerte mich nicht mehr, wer mir auf dem Weg zu Carla in die Quere kommen konnte. Alle, die irgendwie in den Fall verwickelt waren oder sich in Häusern von Señora Carter versteckt hielten, waren tot. Ich war überzeugt, dass Carla sich in Parque Leloir befand; die Frage war nur, ob sie sich dort versteckte, ob man sie gefangen hielt oder ob sie nicht vielleicht schon tot war.
    Kurz vor meinem Ziel machte ich die Scheinwerfer und den Motor aus und ließ den Gordini ausrollen. Ich stieg aus und verharrte einen Moment. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Meine Ohren

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