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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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waren, hatte ich das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben.
    Weitere zehn Minuten lang rührte ich mich nicht vom Fleck, aber als mir vor Kälte fast die Nase abfror, ging ich ins Haus. In einem Schrank suchte ich nach einer Decke oder etwas Ähnlichem. Ich fand ein grobes Tischtuch und befestigte es an den Haken am Fenster, die eigentlich für Vorhänge gedacht waren, um zu vermeiden, dass Licht nach draußen drang.
    Ich knipste die Taschenlampe an und sah mich im Wohnzimmer um. Die Aufteilung war ähnlich wie bei dem Haus in Mercedes. Ein großer Raum mit integrierter Küche, von dem zwei weitere Räume abgingen. Keine Schlüssel in den Türschlössern. Auf den ersten Blick keine abgeschlossenen Bereiche oder Geheimverstecke. Ich spürte etwas über meine Wange rinnen: Blut von der Schnittwunde, die ich mir versehentlich mit dem Messer meines Freundes zugefügt hatte. Ich wischte es mit dem Taschentuch weg.
    Dann verließ ich das Haus und suchte den Garten nach einem Versteck oder irgendwelchen unterirdischen Bauten ab. Vergeblich. Die Dunkelheit machte die Suche noch schwieriger. Und ich traute mich nicht, die Taschenlampe anzumachen, aus Angst, die Polizisten anzulocken, die bestimmt noch durch die Gegend patroullierten.
    Ich durchsuchte die Taschen an der Kleidung der Leiche. Sie waren leer; ich fand lediglich eine halb aufgerauchte Havanna, die ich ihm zurückgab, da ich davon ausging, dass er seine letzte Reise gerne mit dem Relikt seines bevorzugten Lasters antreten wollte. Dann warf ich noch einmal einen Blick Richtung Straße. Lichtkegel von Taschenlampen waren zum Glück keine mehr zu sehen. Ich fragte mich, was die Bullen gerade machten, denn man hörte immer noch Stimmen in der Ferne, und mein Gordini stand etwa zweihundert Meter vom Haus entfernt. Mit Sicherheit hatten sie ihn entdeckt. Der Vorbesitzer war tot, und ich hatte das Auto nie umgemeldet, also würden sie nicht auf mich kommen. Ich würde ihn verlieren, aber angesichts dessen, was ich in dieser Nacht beinahe alles verloren hätte, hatte das Schicksal es noch gut mit mir gemeint.
    Auf einmal kam mir das Haus in La Falda wieder in den Sinn, in dem hinter der doppelten Wand im Schrank eine versteckte Treppe aufgetaucht war. Ich kehrte ins Haus zurück und sah mir Türen und Wände genau an. Nichts. Ich ging ins Bad und öffnete einen etwa fünfzig Zentimeter hohen Wandschrank hinter der Badewanne. Er enthielt ein Shampoo, zwei Rollen Toilettenpapier und einen Rasierpinsel. Ich fegte alles mit einem Streich beiseite, und die Sachen fielen in die Wanne. Dann klopfte ich die Wand ab und stellte fest, dass sie hohl war. Sofort eilte ich zur Tür, schloss ab, und stopfte mit einem Handtuch die Türritze zu, damit kein Licht nach außen drang. Dann machte ich die Glühbirne über dem Spiegel an und kletterte in die Badewanne, um mir den Schrank näher anzusehen. Ich nahm die Regalbretter heraus und versuchte, mit meinem Taschenmesser die Holzwand abzulösen. Sie bewegte sich keinen Zentimeter, also griff ich zu drastischeren Methoden: Als ich mit aller Kraft dagegentrat, versank mein Bein bis zum Knie in dem Hohlraum.
    Nur mit Mühe konnte ich es wieder herausziehen. Ich leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Eine Holztreppe schien in eine Art Keller zu führen. Ich entfernte die Reste der Wand, presste mich durch das Loch auf die Treppe, musste erstmal Halt suchen, damit ich nicht fiel, und stieg hinab. Ich zitterte am ganzen Leib und nicht nur von der Anstrengung. Mir war ganz schön mulmig.
    Wenig später kam ich bei einem rechteckigen, etwa zwei Meter breiten Raum mit zwei Türen heraus. Dasselbe Szenario wie in La Falda. Eine Tür stand offen: Ich sah hinein und entdeckte eine leere Pritsche. Die andere Tür war verriegelt. Also nahm ich Anlauf und rammte sie mit der Schulter. Die Tür gab nach und fiel ins Zimmer. Unter Schmerzen richtete ich mich auf und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Da lag Carla Forrester, bewusstlos.

30
    Carla lag auf einer Pritsche, völlig verdreckt und abgemagert. Es war ein Gefühl, als hielte ich eine Stoffpuppe im Arm. Ich nahm sie hoch und trug sie die Treppe hinauf. Das größte Problem war, sie durch das enge Loch im Schrank zu bringen. Sie trug ein paar blaue Flecken davon, obwohl ich mir die größte Mühe gab, aber zum Glück spürte sie in ihrem Zustand nichts.
    Im Haus legte ich sie auf eines der Betten im Schlafzimmer, bis sie wieder zu sich kam. Auch wenn sie ziemlich mitgenommen war, sah sie doch

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