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Falsetto

Falsetto

Titel: Falsetto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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abgestimmt, daß er seine Stimme zur Geltung bringen konnte, die Schlußarie dieses Aktes jedoch war formvollendet, ein Stück, das die großen Damen und Herren Roms davon abhalten mußte, gleichgültig ihre Logen zu verlassen und irgendwoanders hinzugehen.
    Bettichinos stärkste Arie kam direkt davor, Bettichino würde man zuhören! Guido war außer sich.
    Wieder hatte das Zischen begonnen, sobald Tonio auf der Bühne erschienen war. Aus dem Augenwinkel sah Guido überall wieder weiße Blätter herabregnen, auf denen zweifellos irgendein bösartiger Vers stand. Bettichino war vorgetre-ten. Er trug nun das verlockendste und originellste von Guidos begleiteten Rezitativen vor. Es war dies der einzige Teil der Oper, wo sich Handlung und Gesang miteinander vereinten, denn Bettichino sang jetzt von der Geschichte selbst. Dabei berichtete er aber nicht einfach eintönig von den Geschehnis-sen, sondern sang mit Gefühl.
    Hier war von den Violinisten höchste Kunstfertigkeit gefordert, und Guido selbst hörte und wußte kaum, was er da gerade spielte. Das Zischen war verstummt, als Bettichino zu singen begonnen hatte, dann ging der Sänger vom Rezitativ zur großartigsten seiner Arien über.
    Er hatte sich Zeit gelassen, bevor er das Zeichen zum Weiter-spielen gab. Der Applaus, der dem Rezitativ galt, rief im Publikum zum ersten Mal auch eine heftige Gegenreaktion hervor.
    Guido atmete tief ein. Also hatte Tonio ebenfalls seine Anhänger, Gott sei Dank, und sie bekämpften die von Bettichino mit denselben Buhrufen und Protesten.
    Guido sah, wie der Sänger ihm nun zu verstehen gab, er solle beginnen, und Guido allein leitete nun zu dieser überaus zärt-lichen Arie über. In der ganzen Oper kam ihr, außer jener, die Tonio direkt anschließend singen sollte, keine andere gleich.
    Bettichino verlangsamte das Tempo. Guido paßte sich ihm unverzüglich an. Dann spürte selbst Guido, welche Meister-schaft in der eleganten und prägnanten Art lag, in der Bettichino zu singen anfing. Seine Stimme schraubte sich dabei so zart und dennoch so kraftvoll nach oben, daß sie wie ein un-zerreißbarer Draht schien, der sich langsam abwickelte.
    Er legte den Kopf in den Nacken. Bei der Wiederholung des ersten Teils sang er auf dem ersten Ton ein makelloses Tremolo, bei dem er in der Tonhöhe weder nach oben noch nach unten abwich. Vielmehr stieß er ihn nur immer wieder und wieder und wieder sanft an, so als würde der Draht, den seine Stimme darstellte, in strahlendem Glanz pulsieren. Dann glitt der Sänger in die zarten Phrasen hinüber und schloß seine Arie schließlich mit einem Schwellton ab, diesmal aber mit der Esdamazio Viva, bei der der Ton mit voller Lautstärke beginnt und dann so langsam und sanft zurückgenommen wird, daß das Gefühl tiefer Traurigkeit entsteht.
    Es schien, als würde dieser leiser werdende Ton, dieser Ton, der fast zum Echo seiner selbst wurde, in völlige Stille eingehüllt werden. Dann ließ Bettichino ihn wieder stärker und stärker werden, bis er ihn mit einer entschiedenen Kopfbewegung bei voller Lautstärke beendete.
    Seine Anhänger waren außer sich. Aber es bestand keine Notwendigkeit, die Begeisterung im Parkett noch zu schüren. Die abbati feierten ihn mit Füßegetrampel und heiseren Bravorufen!
    Bettichino machte auf der Bühne seine Runde und kam jetzt an die Rampe, um seine Arie zu wiederholen.
    Selbstverständlich würde diese Wiederholung dem ersten Vortrag nicht genau gleichen - es war zwingend vorgeschrieben, daß sie sich davon unterscheiden mußte, und Guido war am Cembalo auf diese feinen Abweichungen vorbereitet -, allerdings erwartete niemand, abermals derartige Tremolos, Triller und dann jene unglaublichen Schwelltöne dargeboten zu bekommen, die sich kein Mensch mehr erklären konnte. Es waren schließlich die Schwelltöne, mit denen Bettichino den Sieg davontrug.
    Er sang noch eine dritte und letzte Wiederholung, dann verließ er als unangefochtener Sieger die Bühne.
    In Ordnung. Guido konnte das nicht bedauern. Er konnte es nicht bedauern, daß das Publikum kaum noch stillsitzen konnte. Aber wenn diese wilden Tiere noch einen Rest Anstand besaßen, dann würden sie erkennen, daß ihr Sänger seinen Triumph gehabt hatte und daß Tonio diesen jetzt in keiner Weise noch schmälern konnte. Aber wurden Konkurrenzkämp-fe je mit Anstand ausgetragen? Es war nicht genug, daß ihr Idol sich gerade eben als unbesiegbar gezeigt hatte, jetzt mußten sie Tonio vernichten.
    Abermals trat

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