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Falsetto

Falsetto

Titel: Falsetto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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dir nicht von ihr sprechen!
    Ihre Sünde war, daß sie mich liebte, und als ich hinging, um sie aus der Pietà zu holen, da kam sie mit mir!«
    »Sie lügen!«
    »Nein, Marc Antonio ...«
    »Jedes Wort, das Sie sagen, ist eine Lüge ...«
    »Nein, Marc Antonio, nichts von dem, was ich sage, ist gelogen. Und du weißt es. Du hast es vermutet. Und wenn nicht, dann frag deinen Eunuchen nach der Wahrheit oder deine geliebte Cousine Catrina. Geh auf die Straße, wo sich jeder noch an mich erinnert. Ich habe sie am hellichten Tag aus diesem Kloster geholt, weil ich sie wollte und weil sie mich wollte, und er, er wollte nicht einmal einen Blick auf sie werfen.«
    »Ich glaube Ihnen nicht!«
    Tonio hob die Hand, so als wolle er Carlo schlagen, aber er konnte ihn nicht einmal mehr richtig sehen. Er sah vor sich nur eine verschwommene Gestalt, die immer näher kam, jetzt das Kerzenlicht verdeckte und dunkel und ausdruckslos vor ihm stand.
    »Ich habe ihn angefleht, mir die Erlaubnis zu geben, sie zu heiraten. Auf Knien habe ich ihn angefleht. Weißt du, was er gesagt hat? Festlandadel, höhnte er, ein Mädchen ohne Mitgift, eine Waise. Er würde mir eine Frau aussuchen, und dann hat er ein abgetakeltes, zänkisches Weib für mich ausgesucht, weil es Vermögen hatte, weil es aus einer hochgestellten Familie kam, weil er mich haßte. ›Vater‹, bettelte ich. ›Komm zur Pietà und sieh sie dir an.‹ Hier auf diesem Boden habe ich gekniet und ihn angefleht.
    Und als das Schlimmste geschehen war und er mich davon-schickte, nahm er sie selbst zur Frau! Festlandadel, ohne Mitgift, die Waise, er hat sie geheiratet! Er hat sie mit seinem Vermögen in das Goldene Buch eingekauft. Das hätte er ge-nausogut auch für mich tun können! Aber er hat sich geweigert. Und willst du wissen, was er getan hat, nachdem er mich in die Verbannung geschickt hatte? Er hat sie zu sich genommen! Weine, ja, weine, kleiner Bruder. Weine um sie und weine um mich! Um unsere unbesonnene Liebe und unsere unbesonnenen Mißgeschicke, und darum, wie wir beide dafür bezahlt haben!«
    »Hören Sie auf damit, ich will das nicht hören!« Tonio hielt sich krampfhaft die Ohren zu. Die Augen hatte er geschlossen.
    »Wenn Sie nicht aufhören, dann helfe mir Gott...« Er tastete nach dem Türrahmen, fand ihn und lehnte seinen Kopf dagegen, unfähig, noch ein weiteres Wort zu sagen, unfähig, mit seinem hilflosen Weinen aufzuhören.
    »Komm heute nacht an ihre Tür«, sagte Carlo hinter ihm leise.
    »Lausche am Schlüsselloch, wenn du willst. Sie hat mir damals gehört. Sie wird mir auch jetzt gehören. Wenn du es nicht glaubst, dann frage sie selbst!«

    Er trug keine Maske, keinen tabarro. Er bahnte sich seinen Weg durch die durchnäßte, lärmende Menge, der Regen, der in heftigen Böen kam, peitschte ihm dabei ins Gesicht.
    Schließlich stand er in dem Café. Heiße, stickige Luft umschloß ihn. »Bettina!« flüsterte er. Einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als sei sie sich unsicher, dann aber schob sie sich durch das Gewirr von Schultern und nassen Umhängen, von schrecklichen Bauta-Gesichtern, Clowns und Unge-heuern, und kam auf ihn zu. Ihre kleine schwarze Kapuze bildete über ihrem Kopf eine Spitze, die Hände hatte sie ausgestreckt, um ihn rasch zu packen. »Hier entlang, Exzellenz«, sagte sie und führte ihn hinaus in die calle auf den nahegele-genen Anlegesteg zu.
    Die Gondel hatte kaum den Kai verlassen, da lag Bettina auch schon in seinen Armen auf dem Boden der felze, zog an seiner Weste und seinem Hemd, schob ihre Röcke hoch, während sie die Beine um ihn schlang.
    Das Boot schaukelte gefährlich, so schien es, unter Tonios Gewicht. Die felze roch nach Staub, nach warmer Haut und dem rauchigen Parfüm zwischen ihren nackten Beinen, wo das Haar heiß und naß war. Er mußte die Zähne zusammen-beißen, als sie seinen Kopf in ihren Schoß drückte. Er spürte die seidige Haut ihrer Schenkel an seinen Wangen, dann ihre eifrigen kleinen Hände, die heftig an ihm zerrten. Dieses unwiderstehliche Kichern lag in seinen Ohren. Ihre Brüste waren so groß, daß sie sich in seine Hände zu ergießen schienen. Sie öffnete seine Hose, es schien ihm, als würde sie weiß und süß aus ihrer Bluse und ihrem Rock herausfließen, während ihre Finger ihn streichelten, ihn hart machten und führten.
    Er hatte Angst, sie würde lachen, wenn sie sah, daß er noch ein Junge war und sein Glied trocken war. Aber sie zog ihn wieder zu sich herunter. Er taumelte

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