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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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siehst du ein ungemachtes Bett, an den Wänden hängen Filmposter. Er wird sich in einen Sessel setzen, mit beiden Händen seine geglätteten, schwarz gefärbten Haare zurückstreichen und in die Kamera blicken.
    »Was war die größte Überraschung, die Sie erwartete, als Sie von New York nach L.A. zogen?«, wird er fragen.
    Du wirst zusehen, wie Avy sich im Sessel zurücklehnt und an die Decke blickt, als würde er gründlich über die Frage nachdenken, bevor er wieder die Kamera fixiert.
    »Wahrscheinlich die Erkenntnis, dass Hunderte von Typen wie ich in den Startlöchern standen und versuchten, dieselben Rollen zu bekommen, für die auch ich vorsprach. Ich meine, verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht naiv. Als ich aus New York hergezogen bin, war mir natürlich klar, dass die Konkurrenz hart sein würde. Aber ich hätte trotzdem nicht damit gerechnet, dass praktisch bei jedem Casting, zu dem ich komme, schon zwei Dutzend andere Typen warteten, die alle mehr oder weniger genauso aussehen wie ich. Ich habe mir immer eingebildet, ich wäre etwas Besonderes, ein Charaktertyp. Aber auf einmal waren da lauter Jungs mit brauner Wuschelmähne und Sommersprossen, die anscheinend alle auf die Idee gekommen waren, berühmt werden zu wollen, seit Jonah Hill mit Jungfrau (40), männlich, sucht … Superbad und Beim ersten Mal solche Erfolge landen konnte.«
    Avy wird nicken und lächeln. Offensichtlich ist er mit seiner Antwort zufrieden.
    Du wirst dich verwirrt fragen, was das Ganze soll. Übt er für ein Interview?
    Jetzt beugt er sich in seinem Sessel wieder nach vorne.
    »Und was hat Sie Ihrer Ansicht nach von all den anderen unterschieden?«
    Du wirst nicht verhindern können, dass sich ein trauriges Lächeln in deine Mundwinkel stiehlt. Ausgerechnet das, was ihn einzigartig gemacht hat, war das, was Avy um jeden Preis hatte loswerden wollen.
    Auf dem Display wird Avy sich wieder zurücklehnen und seine Antwort vorbereiten. Er hebt beide Hände und zuckt mit den Schultern. »Tja, wenn ich ehrlich bin, weiß ich das selbst nicht so genau. Natürlich muss man hart arbeiten, unglaublich diszipliniert sein, immer am Ball bleiben und darf sich keine Chance entgehen lassen. Glück spielt definitiv eine Rolle. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.«
    Nachdem er seine Antwort gegeben hat, wird er die Lippen spitzen, die Stirn in Falten legen und zufrieden nicken. Kurz darauf wird er sich wieder vorbeugen.
    »Haben Sie jemals daran gezweifelt, dass Sie es schaffen werden?«
    Avy wird nachdenklich schweigen und dann einen Schluck Wasser aus einem Glas trinken, das auf einem niedrigen Tischchen neben seinem Sessel steht. »Sicher hatte ich immer wieder Zweifel. Aber die haben mich nie wirklich davon abgehalten, es trotzdem zu versuchen, weil ich schon immer davon geträumt habe, eines Tages berühmt zu werden. Ich habe kein Problem damit, das offen zuzugeben. Niemand stolpert durch Zufall ins Rampenlicht und wird zum Star. Jeder, der das behauptet, ist ein Lügner. Man schuftet, man schwitzt und kämpft sich mit Zähnen und Klauen bis an die Spitze. Es gibt keinen, der es bis ganz nach oben geschafft hat, ohne über die Leichen von Tausenden von anderen Schauspielern gegangen zu sein. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. So ist das nun mal. Und so schwierig es ist, nach oben zu kommen – an der Spitze zu bleiben ist noch viel schwieriger. Alle wollen sie dich runterziehen. Alle wollen deinen Platz einnehmen. Der Druck ist enorm.«
    Wieder wird er aussehen, als wäre er mit seiner Antwort zufrieden.
    »Wird es denn dann irgendwann einfacher?«
    »Vielleicht wenn man ein Megastar ist … einer wie Depp oder Clooney. Aber für jeden Brad Pitt gibt es eine ganze Armee von Typen, die ganz kurz davor waren und es am Ende doch in den Sand gesetzt haben. Sie hatten einen großen Hit, haben es auf das Cover der People geschafft, hatten vielleicht sogar eine Oscarnominierung als bester Nebendarsteller. Aber zwei Flops später waren sie weg vom Fenster. Klappe zu, Affe tot. Wertlos. Das macht am meisten Angst.«
    Du wirst auf Pause klicken. Ganz offensichtlich hat jemand diese ganzen Fragen für ihn vorbereitet. Aber wofür probte Avy dieses Interview? Und vor allem – woher hätte er wissen sollen, ob es einfacher werden würde, wenn man es einmal an die Spitze geschafft hatte?

RICHARD
    Liebe Willow,

ich verstehe nicht, warum du dich nicht gemeldet hast. Dabei bin ich mir ganz sicher, dass du weißt, wer ich bin,

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