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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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diesem Moment wird mir klar, dass ich mit offenem Mund auf die Kamera gestarrt habe. Ich reiße erschrocken den Kopf hoch und lege die Kamera so auf die Theke, dass das Display nach unten zeigt. Maria sieht besorgt aus.
    »Äh … ja. Alles okay«, stammele ich und rutsche vom Barhocker. Dann greife ich wieder nach der Kamera, drücke sie mir an den Bauch und gehe rückwärts aus der Küche in den Flur hinaus. »Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich dringend was erledigen muss. Schönen Tag noch, Maria.«
    Ich komme mir vor wie eine Ente im Teich, die sich ein besonders großes Stück Brot geschnappt hat und so schnell wie möglich das Weite suchen muss, bevor die anderen es ihr abjagen können.
    Im Flur bleibe ich stehen, blicke mich panisch nach allen Seiten um und bete, dass mir nicht ausgerechnet jetzt einer von den anderen über den Weg läuft. Ich wäre nicht in der Lage, ein normales Gespräch zu führen und jeder würde mir sofort anmerken, dass irgendetwas nicht stimmt.
    Ich flüchte mich auf eine der Gästetoiletten, die links den Flur runter liegt, und schließe leise die Tür hinter mir ab. Dann hocke ich mich auf den Klodeckel und sehe mir noch einmal die Fotos an, die ich nicht gemacht habe. Es sind insgesamt sechs. Sie sind eindeutig von einem Amateurfotografen aufgenommen worden, das verraten die leichte Unschärfe und der merkwürdige Winkel, aus dem sie geschossen wurden. Aber das, was darauf zu sehen ist, macht die technischen Mängel mehr als wett. Solche Fotos werden in der Branche als explosiv bezeichnet. Falls sie jemals an die Öffentlichkeit gelangen sollten, kann Willow Twine einpacken. Und zwar für immer. Sie kann unmöglich gewusst haben, dass sie fotografiert wurde.
    Meine Gedanken überschlagen sich. Ich halte hochbrisantes Material in den Händen, das mir die Macht verleiht, die Karriere eines der berühmtesten Teeniestars der Welt zu zerstören. Die Bilder sind reinstes Dynamit. Und außerdem Gold wert. Neben ihnen verblasst mein People -Cover zum unspektakulären Schnappschuss. Ich atme ein paarmal tief ein und aus und versuche mir zu sagen, dass keine Eile geboten ist. Niemand bekommt diese Bilder ohne meine Zustimmung in die Hand. Ich habe alle Zeit der Wel t … Ich muss nur nachdenke n …
    Und dann starre ich doch nur wie in Trance auf die Kamera, während ich mir immer wieder die gleiche Frage stelle: Löschen oder nicht löschen?
    Es wäre so einfach. Ein Knopfdruck und alles wäre gut. Immerhin ist Willow in den letzten sechs Tagen meine Freundin geworden. Ich beende das Shooting, fliege nach New York zurück und niemand wird je auch nur ein Sterbenswörtchen davon erfahren.
    Aber warum drücke ich dann nicht einfach auf die Delete-Taste? Ich schaue aufs Display und weiß genau warum. Die Aufnahmen, die ich in den Händen halte, sind ein Vermögen wert. Sie sind eine Sensation. Meine große Chance. Meine Hände zittern. Mit diesen Fotos würde ich nicht nur Schlagzeilen bebildern – ich würde Schlagzeilen machen .
    Wieder einmal.
    Ich wäre berühmt.
    Endlich wieder richtig berühmt.

JAMIE
Juni, 10. Klasse – NYC
    Du wirst mit dem Ärmel die Tränen abtupfen, die auf die Tastatur deines MacBooks gefallen sind. Avy war dein bester Freund. Die meisten Mädchen haben beste Freundinnen, aber du hattest, seit du dich erinnern kannst, immer nur Avy. Er ist dein engster Vertrauter gewesen. Draußen im Flur hörst du Alex undeutliche Laute ausstoßen und dann ein Klopfen an deiner Tür. »Jamie?«, wird deine Mutter rufen. »Kannst du bitte kurz mal kommen und mir mit Alex helfen?«
    »Gleich, Mom.«
    »Von der Schulbühne nach Hollywood ist es ein großer Sprung. Wie sah Ihr Weg dorthin im Einzelnen aus?«
    »Sobald mir klar war, dass ich ein ernsthafter Schauspieler werden will, habe ich Schauspiel- und Sprechunterricht genommen und bin ständig unterwegs gewesen, um Kontakte zu den richtigen Leuten zu knüpfen. Ich habe sogar die Schule geschwänzt, um an offenen Castings teilzunehmen, die nach dem Motto »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst« laufen. Bei einem dieser Vorsprechen wurde ich von meiner ersten Agentin Elaine Mazur entdeckt. Das war ein Riesenglück für mich, weil sie mir Termine für Castings besorgen konnte, die zeitlich günstiger lagen, sodass ich keinen Unterricht verpasste. Ich verbrachte meine Nachmittage in Warteräumen und habe Hausaufgaben gemacht, bis ich dran war.«
    »Was haben Ihre Eltern dazu gesagt?«
    »Es hat sie nicht interessiert, was ich

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