Fame Junkies
Willows Platz einzunehmen.«
»Sag mal, bist du krank?«, fragte ich besorgt, während ich schnell Alicia Howard bei Google eintippte.
»Nein, nur ein bisschen verschleimt.«
Kurz darauf hatte ich Alicias offizielle Website gefunden. »Ha, hör dir das an! Alicia hat ein Statement zu der Geschichte gepostet: Willow ist eine großartige Künstlerin und ich hoffe sehr, dass sie sich schnell wieder erholt. Als ich ein kleines Mädchen war, war sie immer mein größtes Vorbild. Ich wünsche ihr von Herzen alles, alles Gute .«
»Der läuft wahrscheinlich vor lauter Gier schon der Sabber aus dem Mund und ihre Assistenten müssen ständig mit dem Wischmopp hinter ihr herwischen!«
Ich lachte. »Du bist fies! Mein Lieblingssatz ist: Als ich ein kleines Mädchen war, war sie immer mein größtes Vorbild . Netter kleiner Seitenhieb auf Willows Alter.«
»Da braucht man sich nichts vorzumachen«, sagte Avy. »Wenn die beiden auf einer Klippe stehen würden und Willow das Gleichgewicht verlieren würde, wäre Alicia die Erste, die mit einem kleinen Schubs nachhelfen würde.«
»Tja, so wie es aussieht, hat Rex das schon für sie erledigt«, sagte ich.
Avy hustete wieder. »Das stimmt.«
Unser Gespräch geriet auf einmal ins Stocken. »Erzähl doch mal. Wie geht’s dir so?«, fragte ich. »Was gibt’s Neues?«
»Alles wie immer. Ich gehe weiter auf die Academy und Janice fährt mich, Sean und Brian zu den Casting s …«
»Moment mal. Wer sind Janice, Sean and Brian?«
»Sean und Brian sind meine Mitbewohner. Janice ist Brians Mutter und gleichzeitig so eine Art WG-Betreuerin.«
»Heißt das, du bist umgezogen?«
»Ja, hab ich dir das nicht erzählt? Meine Eltern zahlen mir jetzt ein Zimmer in einer betreuten WG in einer Apartmentanlage, die Starwood heißt. Da wohnen ziemlich viele Jugendliche, die im Showbiz arbeiten.«
»Aber wieso warst du dann heute Vormittag, als ich angerufen hab, noch im Bett? Hattet ihr schulfrei?«
»Leider nicht. Aber ich bin heute zu Hause geblieben, weil ich ein bisschen erschöpft bin. Die Schule, die Castings, das ist alles ganz schön anstrengend, weißt du.« Er hustete wieder. Das hörte sich gar nicht gut an.
»Du klingst ehrlich gesagt ziemlich schlimm, Avy. Muss ich mir Sorgen machen?«
»Nein, nein. Ich war letzte Woche bloß ein bisschen erkältet, das ist alles. Ist aber schon viel besser geworden. Erzähl mir lieber, wie es bei dir aussieht, Wondergirl. Wie geht es New Yorks jüngster Paparazza? Oops, ich meinte natürlich Starfotografin .«
»Weder im Paparazza- noch im Starfotografinnenleben tut sich zurzeit sonderlich viel. Dafür ist Nasim wieder total lieb. Anscheinend hat er mir endlich verziehen. Trotzdem hab ich manchmal das Gefühl, dass er nicht wirklich rauslässt, was er denkt und fühlt. Ich weiß oft gar nicht, was in ihm vorgeh t …«
Unser Gespräch geriet wieder ins Stocken, wie ich es früher nie zwischen uns erlebt hatte. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber zum ersten Mal beschlich mich das beunruhigende Gefühl, dass mich und meinen besten Freund womöglich mehr trennte als nur die geografische Entfernung.
JAMIE
Februar, 10. Klasse – NYC
»Kommt nicht infrage«, sagte meine Mutter. Mein Vater und ich saßen mit ihr am Küchentisch, während Alex im Wohnzimmer Fernsehen schaute.
»Aber, Mom, das wäre ein Riesenkick für meine Karriere«, sagte ich.
Ihr Gesicht drückte deutlich aus, wie sehr sie das Wort immer noch hasste, auch wenn sie inzwischen eingesehen hatte, dass sie mich nicht von meinem Weg abbringen konnte. Ich warf Dad einen flehenden Blick zu. Mir war schon klar gewesen, dass ich seine Unterstützung dringend brauchen würde, weshalb ich ihn gebeten hatte, dabei zu sein, wenn ich mit Mom sprach.
»Meinst du nicht, dass du ein bisschen streng bist, Carol?«, fragte er.
»Das Ganze soll in den Ferien stattfinden, ich werde also keine einzige Unterrichtsstunde verpassen«, sagte ich. »Ich weiß doch genau, wie schrecklich du es findest, dass ich als Paparazza arbeite, Mom. Also bitte. Jetzt habe ich endlich die Chance, mich als Starfotografin zu etablieren.«
Mom sah Dad an. »Gordon, sie ist erst sechzehn. Du kannst doch nicht ernsthaft wollen, dass sie mutterseelenallein nach Kalifornien fliegt, um dort eine Woche mit einer labilen jungen Frau zu verbringen, die erwiesenermaßen ein Drogenproblem hat.«
»Willow hat einen Entzug gemacht«, hielt ich dagegen, was meine Mutter aber nur mit einem verächtlichen
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