Fame Junkies
wiegen.
Er stand stocksteif da und machte keine Anstalten, mit mir zu tanzen. »Ich dachte, du hättest gar keine Lust gehabt herzukommen?«
»Solange du da bist, halte ich es überall aus.« Mir fiel auf, dass er seinen Blick über die Menge schweifen ließ und mich gar nicht ansah. Ich sagte das Erste, was mir in den Kopf kam: »Ich werde dich vermissen.«
»Wann genau fliegst du eigentlich?«, fragte er.
»Morgen Früh.«
»Oh. Das war mir gar nicht klar. Vielleicht wäre es dann tatsächlich besser gewesen, du wärst zu Hause geblieben, damit du ausgeruht bist. Wird ja sicher ganz schön anstrengend morgen.«
Ich hörte auf, mich zur Musik zu bewegen, und starrte ihn entgeistert an. »Sag mal, kann es sein, dass du mich loswerden willst?«
»Was?« Er lachte unsicher. »Nein, Quatsch. Wie kommst du denn darauf?«
»Bist du dir da ganz sicher?«
»Wieso sollte ich dich denn loswerden wollen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht hältst du mich für bescheuert, weil ich unbedingt Starfotografin werden will?«
»Du weißt, dass ich deinen Ehrgeiz bewundere«, sagte er.
Meinte er das ehrlich oder sagte er es nur, weil er glaubte, dass ich es hören wollte? Und warum war er so merkwürdig distanziert? Irgendetwas zwischen uns hatte sich definitiv verändert – ich konnte mir nicht mehr länger etwas vormachen. Es war, als hätte Nasim eine Mauer um sich herum errichtet, die ich nicht überwinden konnte. Verunsichert zog ich ihn an mich. »Das sagst du nicht einfach nur so, oder?« Ich schloss die Augen und legte meine Schläfe an seine Schulter. Als er nicht antwortete, sah ich prüfend zu ihm auf. Er blickte quer durch den Raum … zu Shelby.
Mich fröstelte plötzlich und ich wollte nur noch weg. »Lass uns gehen, ja?«
Nasim runzelte die Stirn. »Wohin denn?«
»Ist mir egal.« Ich spürte, wie ich immer wütender wurde. »Irgendwohin. Du hast doch selbst gesagt, dass wir nicht lange bleiben müssen.«
»Aber wo sollen wir stattdessen hin?«
»Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Das ist mir egal. Ich will einfach nur weg von hier.« Mir war klar, dass ich mich wie ein bockiges kleines Mädchen anhörte, aber ich hatte Angst und ich war eifersüchtig. Ich wollte mit ihm allein sein, irgendwo wo es warm und gemütlich war und wo ich mir sicher sein konnte, dass er nur mich ansah.
Wir landeten bei Starbucks , vor uns zwei dampfende Pappbecher Chai, die wir nicht anrührten. Nasim trommelte mit seinem Holzrührstäbchen auf die Tischplatte.
»Läuft da was zwischen dir und Shelby?«
Er blinzelte überrascht. »Nei n …«
»Wirklich nicht?«
»Ich glaube, das wüsste ich. Wie kommst du überhaupt darauf?«
»Keine Ahnung. Ich hab doch gemerkt, wie du sie vorhin angeschaut hast. Und wie du dich in letzter Zeit benimmst. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass du immer noch sauer auf mich bist, weil ich damals ans Handy bin, als Carla angerufen hat.« Ich griff über den Tisch nach seiner Hand. »Es tut mir leid, Nasim. Wirklich. Aber es war wichtig … glaube ich. Ich … ich weiß auch nicht … aber seit ich angefangen habe zu fotografieren, hatte ich so unglaublich oft Glück und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich jede Chance wahrnehmen muss, weil ich sonst vielleicht keine zweite bekomme, verstehst du? Da ist es manchmal wirklich schwer, zu entscheiden, was wirklich wichtig ist und was nich t …«
Nasim drückte meine Hand. »Kann es vielleicht sein, dass du nervös bist?«
»Machst du Witze? Ich bin nicht nur nervös, ich bin das reinste Nervenbündel. Aber ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, dass mein Freund mich noch liebt.«
Er ließ meine Hand nicht los. »Das tue ich.«
»Sicher?« Ich wusste, dass es uncool war, ihn meine Unsicherheit so spüren zu lassen, aber ich musste einfach nachfragen.
Nasim unterdrückte ein Seufzen und zog seine Hand zurück. »Wenn ich es dir doch sage.«
»Was sollte dann dieser blöde Spruch vorhin, dass ich nach Hause gehen und mich ausruhen soll?«
»Was ist so schlimm daran, das zu sagen?«, fragte er.
»Ich hatte vorhin einfach das Gefühl, dass du mich loswerden willst. Dass du lieber allein auf der Party gewesen wärst … allein mit Shelby.«
Nasim schaute genervt an die Decke, als fände er mich anstrengend. Es tat unheimlich weh, dass er so unsensibel war. Das kannte ich gar nicht von ihm.
»Hey, schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede«, fauchte ich. Er fuhr erschrocken zusammen. So hatte ich noch nie mit
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