Fame Junkies
darf: »Warum ich?«
»Sehr gute Frage«, lobte Aaron, als hätte er genau darauf gewartet. »Willow kennt dich seit der Story damals in der New York Weekly . Vielleicht erinnerst du dich, dass in derselben Ausgabe mit dem Porträt über dich auch ein Artikel über sie erschienen ist?«
Ich nickte.
»Und natürlich weißt du, dass Willow gerade eine ziemlich harte Phase durchgemacht hat. Erst dieser dumme Unfall, dann der Ärger mit der Polizei und zuletzt der Aufenthalt in der Entzugsklinik. Aber das hat sie zum Glück jetzt alles überstanden. Sie ist bereit für ein Comeback und hat auch schon eine fantastische Rolle angeboten bekommen. Die Hauptrolle in einem sehr interessanten Projekt, das The Pretenders heißen wird. Ich kann jetzt noch nicht viel dazu sagen, aber du kannst mir glauben, dass der Film in ein paar Wochen überall in den Schlagzeilen sein wird. Jetzt wollen wir den jungen Frauen – ich meine natürlich Mädchen – auf der ganzen Welt zeigen, dass Willow immer noch eine von ihnen ist. Und was läge da näher, als ein anderes junges Mädchen einzuladen, eine Woche mit ihr zu verbringen und an ihrem Leben teilzuhaben – es zu dokumentieren?« Aaron schwieg und ließ mir Zeit, das Gesagte zu verdauen.
Eine Woche im Leben von Willow Twine … von Jamie Gordon .
Carla, Aaron und Heather sahen mich erwartungsvoll an. Einen Moment lang war ich so benommen, dass ich überhaupt nicht begriff, dass sie alle auf meine Antwort warteten.
»Jamie?«, fragte Carla irgendwann.
»Äh, ja. Ich meine, vielen Dank. Das ist … wow … das ist absolut großartig. Ich bin dabei!«, stammelte ich. Was hätte ich sonst sagen sollen?
»Fantastisch.« Aaron drehte den Computer so, dass ich den Bildschirm sehen konnte. Im Skype-Fenster sah ich einen Schreibtisch und einen leeren Stuhl. Hinter dem Stuhl stand ein Regal mit Auszeichnungen, Trophäen und Fotos. »Willow?«, sagte Aaron.
Ein paar Sekunden lang passierte gar nichts. Dann kam eine junge Frau ins Bild, die einen flauschigen weißen Bademantel trug, sich setzte und mit einem großen, hellblauen Kamm durch ihre nassen Haare fuhr. Sie kam mir bekannt vor, aber da sie ungeschminkt war, dauerte es einen Moment, bis ich sie erkannte. »Hallo!«, begrüßte sie mich lächelnd.
»Oh, hi … Willow.« Ich riss mich zusammen und hoffte, nicht völlig debil zu klingen.
»Ich freu mich, dich kennenzulernen«, sagte sie.
»Ich mich auch«, antwortete ich. »Danke, dass du mich für den Fotojob vorgeschlagen has t …«
»Dann gefällt dir unsere Idee?«, fragte Willow.
»Ja, das klingt toll.«
»Cool. Ich bin mir sicher, dass wir viel Spaß zusammen haben werden.« Willow strahlte, als würde sie sich genauso freuen wie ich. »Wir werden eine ganze Woche miteinander verbringen und uns richtig kennenlernen. Nur du und ich. Ich freu mich schon auf dich.«
Wir grinsten uns per Video an. Dann griff Willow nach der Computermaus. »Ich muss mich jetzt leider fertig machen, okay? Dann bis bald.«
Der Bildschirm wurde schwarz. Aaron drehte ihn wieder in seine ursprüngliche Position zurück. »Okay«, sagte Heather mehr zu Carla als zu mir. »Wir sollten gleich klären, dass an den Auftrag gewisse Bedingungen geknüpft sind. Natürlich wird Jamie die Woche nicht ganz allein mit Willow verbringen. Willow hat alle möglichen Termine und Verpflichtungen, die sie wahrnehmen muss. Aber Jamie darf sie dabei begleiten. Deshalb schlagen wir vor, dass Jamie bei ihr im Haus wohnt und so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringt. Und jetzt zu den Fotos: Wir möchten Jamie die Möglichkeit geben, wirklich persönliche, intime Bilder zu schießen – aus der Sicht eines praktisch gleichaltrigen Mädchens, das eine Woche mit Willow verbring t –, gleichzeitig ist natürlich auch klar, dass wir uns ein gewisses Mitspracherecht vorbehalten.«
»Das ist sicher kein Problem für sie«, sagte Aaron so scharf, dass deutlich wurde, dass er diese Details lieber ein andermal besprechen wollte. »Also, wie sieht’s aus, Jamie? Bist du mit an Bord?«
»Auf jeden Fall«, sagte ich.
»Wunderbar.« Aaron nickte Carla zu, die sofort aufsprang und zu mir sagte: »Gut, Jamie, dann bringe ich dich jetzt hinaus.«
Aaron und Heather standen ebenfalls auf und wir schüttelten uns wieder die Hände. Sobald ich mit Carla draußen im Vorzimmer stand, flüsterte ich: »Wieso praktisch gleichaltrig ? Ist Willow nicht drei oder vier Jahre älter als ich?«
»Eher vier oder fünf«, sagte Carla leise.
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