Fame Junkies
herunter. »Wirklich nicht?«
»Ganz, ganz großes Ehrenwort, Mom.«
DETECTIVE CARLOS RAMOS
Wenn Leute hören, was ich beruflich mache, lautet ihre erste Frage fast immer, welche Berühmtheiten ich schon kennengelernt habe. Am meisten interessiert sie, wie die Stars privat sind. Ich kann darauf nur antworten, dass Prominente im Grunde ganz normale Menschen sind. Manche sind unsympathisch, andere sehr nett. Es gibt welche, die sich für etwas Besseres halten und uns wie den letzten Dreck behandeln, während andere sich überschwänglich bei uns bedanken. Na ja, keine große Überraschung, was?
Dasselbe sage ich auch immer zu meiner Frau und meinen Töchtern, wenn sie mich mal wieder mit Fragen löchern. Dabei wissen sie genau, dass ich ihnen keine Details erzählen darf. Obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass sie sich sowieso besser in der Promiwelt auskennen als ich. Wenn wir beim Abendessen sitzen, reden sie ständig darüber, was irgendwelche Stars gesagt oder getan haben. Ich verstehe die meiste Zeit nur Bahnhof, weil sie grundsätzlich nur Vornamen benutzen. Das geht dann ungefähr so: »Ist euch auch aufgefallen, dass Rebecca in letzter Zeit ziemlich zugenommen hat?« Und wenn ich dann sage: »Welche Rebecca? Wir kennen doch gar keine Rebecca«, dann heißt es sofort: »Halt einfach den Mund und iss, Daddy.«
Sie reden über diese Prominenten, als wären es Freunde oder Nachbarn. Aber vielleicht ist das ja auch ganz normal. Früher, als wir alle in kleinen Gemeinden lebten, sahen sich die Leute jeden Tag und jeder wusste alles über jeden. Dadurch gab es immer ausreichend Gesprächsstoff. In unserer modernen Welt kommen wir nach der Arbeit nach Hause und setzen uns vor den Fernseher. Also sind die Leute, die wir darin sehen, eben auch die Leute, über die wir reden. Was macht es letztlich für einen Unterschied, ob meine Frau und meine Töchter darüber reden, dass irgendeine Schauspielerin stark zugenommen hat, oder ob ich mich mit meinen Freunden über Bobby Bonds spektakuläre Serie von Homeruns unterhalte?
Damit möchte ich aber nicht sagen, dass sich die Welt nicht verändert hat. In meiner Jugend wollten Kinder Feuerwehrmänner werden, Astronauten oder Baseballspieler. Letzte Woche habe ich in der USA Today einen Artikel gelesen, in dem eine wissenschaftliche Studie erwähnt wurde, in der Kinder gefragt wurden, was sie später einmal werden wollten. Achtzig Prozent – also vier von fünf Kindern – sagten, sie wollen später einmal reich und berühmt werden. Seit wann ist das denn ein Beruf?
JAMIE
März, 10. Klasse – Abend vor dem Abflug nach L.A.
Am Abend vor meiner Abreise waren wir wieder auf einer von Shelbys Partys eingeladen, aber diesmal war ich diejenige, die keine Lust hatte hinzugehen.
»Wir bleiben nicht lange, okay?«, sagte Nasim am Telefon, als ich ihm gestand, dass ich den Abend eigentlich am liebsten nur mit ihm verbringen wollte.
»Müssen wir denn überhaupt hin?«, stöhnte ich.
»Ich finde es unhöflich, erst zuzusagen und dann einfach nicht aufzutauchen.«
Ich gab mich seufzend geschlagen und wir machten aus, uns in dem Club in Chelsea zu treffen, in dem die Party stattfand. Gegen halb elf kam eine SMS, dass er unterwegs sei, und ich fuhr mit dem Taxi hin. Nachdem die Türsteherin meinen Namen auf der Gästeliste abgehakt hatte, ging ich nach unten in die Kellerbar, die Shelby für den Abend gemietet hatte. Ein DJ legte ohrenbetäubende Musik auf und durch die dicht gedrängt stehenden Partygäste schlängelten sich Bedienungen mit auf Tabletts aufgetürmten Leckereien.
Ich entdeckte Nasim an der Bar, wo er sich mit Shelby unterhielt. Der Kragen seines weißen Hemdes stand in einem sexy Kontrast zu seiner dunklen Haut. Ich war richtig stolz darauf, einen so gut aussehenden Freund zu haben.
»Hey! Schön, dass du kommen konntest«, begrüßte mich Shelby und drückte mir so routiniert zwei Luftküsse neben die Wangen, als wäre sie schon jetzt die Gattin eines erfolgreichen Bankers oder Staranwalts, die sie zweifellos eines Tages sein würde.
Ich küsste Nasim und hoffte, ihm würde auffallen, dass ich zu meiner Jeans das türkisfarbene rückenfreie Top anhatte, das ihm so gut an mir gefiel. Aber er schien es überhaupt nicht zu bemerken. Shelby entschuldigte sich, um ein paar Gäste zu begrüßen, die gerade hereinkamen. Der DJ legte ein Stück auf, das ich besonders mochte, und ich schlang beide Arme um Nasims Taille und begann mich sanft hin und her zu
Weitere Kostenlose Bücher