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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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sich vor etwa fünf Jahren scheiden ließen. »Und die Schule soll auch nicht darunter leiden. Unter der Woche darf sie bis acht und an den Wochenenden bis elf Uhr wegbleiben, um zu fotografieren, aber sie weiß auch, dass sich das ganz schnell ändern kann, falls sich ihre momentan zum Glück noch hervorragenden Noten verschlechtern.«
Jamies Vater Seth, Kreativdirektor bei der renommierten Werbeagentur Schwatka & Sher, sieht das weniger streng. »Als Vater bin ich natürlich nicht objektiv, aber ich glaube, dass Jamie für ihr Alter ungewöhnlich reif ist«, sagt er. »Ich bin mir sicher, dass sie die richtige Entscheidung treffen wird, wenn es so weit ist. Als sie kürzlich von einer Zeitschrift das Angebot bekam, in Salt Lake City auf dem Sundance Filmfestival zu fotografieren, war ich zwar überrascht, aber auch furchtbar stolz auf sie. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte sie ruhig hinfahren dürfen.«
Doch Carol Gordon legte ihr Veto ein. »Die Schule hat ganz klar Vorrang. Ich will auf gar keinen Fall, dass Jamie wichtigen Unterrichtsstoff verpasst.«
Stichwort Schule: Was halten eigentlich die Lehrer an der Herrin School von Jamies außerschulischen Aktivitäten?
»Wir haben eine ganze Reihe talentierter Schüler«, sagt Schulleiterin Pamela Wickersham. »Wir ermutigen unsere Schüler dazu, sich in ihrer Freizeit auf den unterschiedlichsten Gebieten zu betätigen, und verstehen es als unsere Aufgabe, sie darin zu bestärken, immer ihr Bestes zu geben – ganz egal, was sie tun.«
Und was sagen Jamies Mitschüler zu ihrem Job? »Die meisten kriegen gar nichts davon mit. Eigentlich nur meine engsten Freunde«, erzählt Jamie. »Ich schleppe nicht ständig irgendwelche Zeitschriften mit mir rum und zeige den Leuten meine Fotos.«
Auf die Frage, warum sie ihre Freizeit lieber vor irgendwelchen Restaurants und Clubs verbringt, wo sie stundenlang auf Prominente wartet, statt sich mit Freunden zu treffen, antwortet Jamie: »Auch wenn es komisch klingt – mir macht das Spaß. Dass ich damit auch noch Geld verdiene, finde ich natürlich auch nicht schlecht, aber deswegen mache ich es nicht. Es ist einfach ein unglaublich befriedigendes Gefühl, ein tolles Foto geschossen zu haben. Vielleicht kann man es ja ein bisschen mit Angeln vergleichen. Man stellt sich irgendwohin und wartet und wartet. Klar fängt man manchmal auch gar nichts, aber wenn man dann wieder einen richtig dicken Fisch an der Angel hat, ist es umso schöner.«
Würde Jamie Gordon auf dem Land in der Nähe eines Sees wohnen, würde sie in ihrer Freizeit vielleicht am Ufer stehen und darauf warten, dass eine Forelle anbeißt. Aber Jamie Gordon lebt nun mal nicht auf dem Land. Sie lebt in New York – einem Ort, an dem es eine viel spannendere Beute zu jagen gib t …

JAMIE
Oktober, 9. Klasse – NYC
    »Du bist berühmt.« Der Erste, der diesen Satz zu mir sagte, war mein Freund Nasim und ich muss zugeben, dass sich das gut anfühlte. Genauso gut wie: »Du hast wunderschöne blaue Augen.« Oder: »Du bist klug.« Nein, sogar besser als: »Du bist klug.«
    Ich lächelte. »Danke.«
    Nasim ging wie ich auf die Herrin School, war allerdings eine Klasse über mir. Er war groß, schlank und breitschultrig, hatte kinnlange, lackschwarze Haare, eine klassisch geschnittene Nase und die dunkelsten Mandelaugen, die ich jemals gesehen hatte. Außerdem war er unglaublich höflich, was vielleicht damit zusammenhing, dass er aus dem Iran kam, wo er auch den größten Teil seines Lebens verbracht hatte. Er war eher der stille, zurückhaltende Typ und drängte sich nie in den Mittelpunkt. Ich fand, dass er der mit Abstand attraktivste Junge der Schule war, was aber nicht hieß, dass alle meine Mitschülerinnen auf ihn flogen. Nasims unaufdringliche, geradezu aristokratische Ausstrahlung wirkte auf manche Mädchen wahrscheinlich eher unnahbar.
    In dem Moment, in dem Nasim mich zur Berühmtheit erklärte, hetzten wir gerade unsere Cappuccino-Pappbecher umklammernd Richtung Schule und schoben uns im Zickzackkurs an mit Aktentaschen bewaffneten Anzugträgern vorbei, die zur U-Bahn strömten. Nasim zeigte auf die zusammengerollte Ausgabe der New York Weekly , die aus meiner Jackentasche ragte. »Du bist der erste Mensch, den ich persönlich kenne, über den ein Porträt in der New York Weekly erschienen ist. Du bist New Yorks jüngste Paparazza!«
    »Zum sechshundertfünfundsiebzigsten Mal, Nasim. Ich bin keine Paparazza«, korrigierte ich ihn geduldig. »Ich bin

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