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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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haben dem Tier seine Würde genommen, dachte Debe traurig. Das Nashorn würde in der Anderswelt ruhelos umherirren müssen, nur weil er diesen Menschen geholfen hatte, es zu töten. Debe fühlte Abscheu vor sich selbst. Das Num in ihm begann wieder zu wachsen. Es wurde so stark, dass er sich nicht mehr dagegen wehren konnte. Jedes Mal, wenn er die Jäger zu einer Beute geführt und sie daraufhin mit ihren Gewehren die ahnungslosen Tiere getötet hatten, überkam ihn ein immer stärker werdender Schwindel, der ihn schließlich wie ein Sog von der Hier- in die Anderswelt katapultierte. Er sah sich unvermittelt seinen Ahnen gegenüber, dem alten Großvater Debe, seiner Großmutter Chuka und seiner Tante Sheshe, die ihn anklagend anblickten und mit ausgestreckten Armen auf die öde Landschaft einer tier- und pflanzenlosen Ebene wiesen. Sie sprachen niemals ein Wort zu ihm, aber ihre traurigen Augen sagten mehr, als es alle bösen Worte vermocht hätten. Debe wusste, dass er große Schuld auf sich geladen hatte. Er hatte nicht nur seine eigene Überzeugung verraten, er hatte sein ganzes Volk betrogen. Das war auch der Grund, weshalb er sich nicht mehr zurück zu seiner Sippe wagte. Seine Mutter Nakeshi war eine mächtige Heilerin mit einem Num, das weit in die Anderswelt blicken konnte. Sie hätte sofort bemerkt, dass er ein Gefangener der Llangwasi war. Die Geister des schalkhaften Gwi hatten ihn umgarnt und in ihre Fänge gezogen. Tiefe Verzweiflung überkam den jungen Buschmann, aus der er keinen Ausweg mehr sah. Als Nachtmahr ihm schließlich zum dritten Mal die Flasche mit dem Branntwein anbot, griff Debe zu und trank einen tiefen Schluck.
    » Weißt du nicht, dass die Buschmänner dieses Zeug überhaupt nicht vertragen?«, meinte Baltkorn übellaunig beim abendlichen Whisky vor dem Versorgungszelt von Nachtmahrs Jagdcamp. » Er wird bald davon abhängig sein und uns überhaupt nichts mehr nutzen. Wir können nicht auf ihn verzichten. Dieser Kerl spürt ja mehr Tiere auf als alle Ovambos und Hereros zusammen.«
    » Abhängig, ja«, lachte Nachtmahr überheblich. » Und genau diese Abhängigkeit wird ihn dann auch bei uns halten. Der kleine Mistkerl hat viel zu viele Skrupel. Jedes Mal, wenn wir einen Abschuss haben, wird er noch depressiver. Ich glaube, seine Ahnen oder so was in der Art machen ihm zu schaffen. Er hat sich heute sogar geweigert, mit dem Gewehr auf das Nashornbaby zu schießen. Erst als ich ihn abgefüllt hatte, hat er es dann doch getan. Glaub mir, ich weiß, wie man mit dem Gesindel umzugehen hat. Wenn er erst mal vom Alkohol abhängig ist, wird er uns wie ein Hund folgen.«
    » Wie du meinst«, meinte Baltkorn, der das Interesse an dem Buschmann bereits wieder verloren hatte. » Hast du wenigstens genügend Trophäen beisammen? Ich erwarte in vier Tagen die nächste Lieferung an Diamanten. Bis dahin sollte der Tierpräparator fertig sein! Du hast doch alles im Griff, oder?«
    » Selbstverständlich«, knurrte Nachtmahr ungehalten. Doch er sagte nicht ganz die Wahrheit. In Wirklichkeit wurde es immer schwieriger, begehrenswerte Trophäen heranzuschaffen. Löwen, Leoparden, Nashörner und Elefanten wurden immer seltener, weil sie von viel zu vielen Großwildjägern systematisch ausgemerzt wurden. Nur in den neu gegründeten Wildreservaten, in denen ein Abschussverbot galt, gab es noch genügend Tiere. Um an Trophäen heranzukommen, musste man dort jagen gehen. Allerdings war damit eine gewisse Gefahr verbunden, denn das Jagen dort wurde streng bestraft. Menschen wie Fritz van Houten machten es immer schwieriger, in diese Reservate einzudringen. Nachtmahr war bei Baltkorn und einigen anderen Gläubigern seit längerer Zeit tief verschuldet. Beinahe sein ganzer Besitz war wegen unglückseliger Spekulationen, schlechter Farmarbeit und seiner Spielsucht verpfändet. Nur noch das schlossähnliche Haus in Hakoma war ihm geblieben. Allerdings war das Haus ohne Land völlig wertlos. Er hätte längst als mittelloser Mann auf der Straße gestanden, wenn er nicht die wunderbare Idee mit dem Diamantenschmuggel in Tiertrophäen gehabt hätte. Durch Zufall hatte er mitbekommen, dass der Sekretär des Diamantenmoguls Oppenheimer Schulden hatte. Er überredete Baltkorn, dessen Schulden zu übernehmen und ihn dann damit zu erpressen. Sobald sie den Mann in ihren Händen hatten, zwangen sie ihn, immer wieder Diamanten an den Büchern vorbei aus dem Sperrgebiet zu schmuggeln. Da er eine hohe Stellung hatte und

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