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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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zuversichtlicher wurde. Vielleicht fiel es den Zuschauern ja gar nicht auf. Doch nun musste sie den Flamenco tanzen und dabei abwechselnd mit den Absätzen aufstampfen. Ricky beschloss, die Schrittfolge abzuändern und nur mit dem rechten Fuß aufzustampfen. In diesem Augenblick brach auch dieser Absatz. Diesmal konnte sich Ricky nicht fangen. Sie knickte knirschend mit dem Knöchel um. Als Folge davon geriet sie aus dem Gleichgewicht und taumelte über die Tischkante. Mit einem harten Schlag prallte sie auf den Boden.
    Die Musik hörte sofort auf, und Kranz kam erschrocken auf sie zugerannt.
    » Um Gottes willen, Ricky! Wie konnte das nur passieren?«
    Sie versuchte sich aufzurappeln, aber ein stechender Schmerz durchfuhr ihren rechten Knöchel und ließ ihr schwarz vor Augen werden. Entsetzt sah sie ihren seltsam abgewinkelten Fuß an. Erst da begriff sie die vollen Ausmaße ihres Sturzes.

Zweiter Teil
    1925 und 1926

Aufwärts
    Berlin, Herbst 1925
    Mit halb geschlossenen Augen, den Kopf voller trüber Gedanken, döste Ricky vor sich hin. Wie schon die Tage zuvor lag sie ausgestreckt auf der Chaiselongue, die Frau Teitelbaum ihr zur Verfügung gestellt hatte. Trotz des schönsten Herbstwetters hatte sie darauf bestanden, dass die Vorhänge zugezogen blieben, denn sie wollte von nichts und niemandem gestört werden. Von draußen drangen nur die unvermeidlichen Straßengeräusche der Winterfeldstraße zu ihr nach oben. Das Hupen eines Automobils unterbrach für einen Augenblick das gleichmäßige Klappern eines Pferdefuhrwerks. Immer wieder ertönte aufgeregtes Kindergeschrei und Gelächter. Eine Hausbewohnerin regte sich lauthals über die wachsenden Müllberge auf. Und dann hörte sie noch das vom Bimmeln einer Handglocke unterbrochene Rufen des Milchmanns. Vor ihrer Zimmertür knirschten die Dielen, sie vernahm schwere Schritte, und schließlich klopfte jemand an die Tür. Ricky versuchte sich aufzurichten, was gar nicht so leicht war, denn ihr bandagierter Fuß lag etwas erhöht auf einem neben ihr stehenden Stuhl. Vor gut einer Woche erst war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden. Während ihres sechswöchigen Aufenthalts dort hatte sie sich wie im Gefängnis gefühlt. Der Geruch von Äther und Sterilisationsmittel, die Isoliertheit von der Außenwelt und die Tatsache, dass sie ans Bett gefesselt war, waren ihr aufs Gemüt geschlagen. Da mochten Valentin und Doktor Sauermann noch so zuversichtliche und tröstende Worte für sie finden, sie halfen nicht über die Tatsache hinweg, dass ihre Zukunft als Tänzerin unwiederbringlich vorüber war. Nach jenem unglücklichen Sturz, der ohne Zweifel auf eine Intrige ihrer neidischen Mittänzerinnen zurückzuführen war, hatte man sie sogleich in die Charité gebracht. Kranz war außer sich gewesen und hatte den Tänzerinnen schwerwiegende Konsequenzen angedroht. Allerdings hätte er die ganze Truppe entlassen müssen, denn keines der Mädchen, nicht einmal Kiki, hatte Lilo verraten. Doch was nutzte das schon? Ihre große Chance war vertan. Stattdessen musste sie sich auf einen langen Heilungsprozess einstellen. Doktor Sauermann, ein erfahrener Chirurg, hatte sie sofort operiert. Der Knöchel war gesplittert und musste gerichtet werden, sonst wäre sie für den Rest ihres Lebens gehbehindert gewesen. Allerdings standen die Chancen, dass ihr Fuß wieder ganz in Ordnung kam, nicht sehr gut. Anfangs hatte sie das ignoriert und wider jede Vernunft gehofft, dass sie in wenigen Wochen wieder würde tanzen können. Doch diese Hoffnung hatte sie fallen lassen müssen. Die Operation war zunächst recht positiv verlaufen, aber die Heilung machte nur langsame Fortschritte, und nach einigen Wochen stellte sich heraus, dass ihr Fuß wohl nie wieder so belastbar werden würde wie vorher. Als Doktor Sauermann ihr das mitteilte, war für Ricky eine Welt zusammengebrochen. Seither hatte sie jegliches Interesse an ihrer Umwelt verloren und mit Depressionen gekämpft. Selbst Valentin, der sie trotz seiner eigenen Arbeit beinahe jeden Tag besuchte, gelang es nicht, sie aufzuheitern. Im Gegenteil, Ricky ärgerte sich über seine plötzlich so fürsorgliche Art. Er las ihr beinahe jeden Wunsch von den Augen ab und ertrug ihre schlechte Laune mit unglaublicher Geduld. Entgegen seiner sonstigen Art behandelte er sie besonders rücksichtsvoll und verwöhnte sie bei seinen Besuchen mit Blumen und Gebäck. Wenige Tage zuvor war ihr schließlich der Geduldsfaden gerissen. Als er sie zum dritten

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