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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Gefühlskälte. » Willst du dich etwa über mich lustig machen?«
    » Keineswegs«, entgegnete Zille ruhig. » Aber ich habe den Eindruck, dass es dringend nötig ist, dass dir einmal jemand gehörig den Marsch bläst. Das bin ich deiner tapferen Mutter einfach schuldig. Steh auf, und lern endlich wieder tanzen!«
    Ricky war für einen Moment sprachlos. In diesem Ton hatte schon lange niemand mehr zu ihr gesprochen. Im ersten Moment hätte sie ihn am liebsten des Zimmers verwiesen, aber das wagte sie dann doch nicht. Stattdessen begann sie wohl oder übel über die harten, aber auch ehrlichen Worte des alten Mannes nachzudenken. So unangenehm es ihr auch sein mochte, aber Zille hatte zumindest ein bisschen recht. Das musste sie sich selbst eingestehen. Sie hatte sich viel zu lange selbst bedauert und war in Selbstmitleid versunken. Statt dem Schicksal zu trotzen, hatte sie sich hinter dem Schmerz versteckt. Beschämt schlug sie die Augen nieder.
    » Vielleicht sollte ich mich wirklich etwas mehr zusammennehmen«, gab sie schüchtern zu. Zille tätschelte zufrieden ihre Hand.
    » Versuch es wenigstens!«
    Umständlich zog er zwei Karten aus seiner Westentasche und überreichte sie ihr. » In vierzehn Tagen findet die Uraufführung meines Films Die Verrufenen statt. Es würde mich freuen, wenn du kommst.«
    » Aber wie soll ich denn … Dafür müsste ich …«
    » Du kannst die Straßenbahn oder einen Mietwagen nehmen.« Zille deutete herausfordernd auf ihren hochgelegten Fuß. » Allerdings musst du bis dorthin schon selber gehen. Am besten fängst du gleich an zu üben.«
    *
    Noch am gleichen Tag setzte Ricky ihr Vorhaben in die Tat um. Sie nahm die zwei Stöcke, die Valentin ihr unlängst besorgt hatte, und richtete sich damit auf. Vorsichtig verlagerte sie einen Teil ihres Gewichts auf den kranken Fuß und versuchte einen kleinen Schritt. Der Schmerz war so überwältigend, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Ihr krankes Bein fühlte sich so weich und kraftlos wie ein Pudding an. Wie sollte sie nur jemals wieder laufen lernen? Der nächste Versuch war nicht weniger schlimm, auch wenn sie nun ungefähr wusste, was sie erwartete. Als der Schmerz sie wie ein Stromstoß durchfuhr, sank sie mit einem leisen Aufschrei zu Boden. Doch sie war nun fest entschlossen, nicht zu verzagen. Mit Tränen in den Augen gelang es ihr endlich, sich wieder aufzurichten. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie es erneut. Die Wochen der Untätigkeit hatten ihre Muskelmasse so sehr schwinden lassen, dass sie nach einer Viertelstunde völlig geschwächt ihre Übungen aufgeben musste. Ihre Stirn war schweißüberströmt, als sie sich wieder auf die Chaiselongue legte, um sich ein wenig auszuruhen. Dann versuchte sie es erneut. Als Frau Teitelbaum gegen Abend bei ihr anklopfte, um ihr einen Teller Eintopf zu bringen, konnte sie über Rickys erste erfolgreiche Gehversuche nur staunen.
    Als Valentin sich nach über einer Woche endlich dazu bequemte, mal wieder bei Ricky vorbeizusehen, staunte er nicht schlecht, als sie ihm persönlich die Tür öffnete. Er hatte sie absichtlich schmoren lassen, denn ihre harschen Worte hatten ihn tatsächlich verletzt.
    » Du läufst? Das ist ja großartig!« Er war so überrascht von ihren wunderbaren Genesungsfortschritten, dass er seine beleidigte Haltung von einem Moment zum anderen aufgab und sie vor Freude in die Arme nahm.
    » Da staunst du, nicht?«, meinte Ricky errötend. Sie schaffte es mittlerweile ganz gut, sich in der Wohnung zu bewegen, auch wenn ihre Schritte noch unsicher waren. Sie humpelte ihm voran in den Salon, wo Frau Teitelbaum, die Wirtin, mit einer Handarbeit beschäftigt war. Die alte Dame begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln.
    » Herr Reuter, wie schön, Sie wieder einmal bei uns zu sehen.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, auf die er galant einen Handkuss setzte. Rickys Verhältnis zu der jüdischen Witwe war im Laufe der Monate immer inniger geworden. Die beiden Frauen mochten einander sehr und hatten viele gemeinsame Vorlieben entdeckt. Die alte Dame schätzte nicht nur die Musik, sondern auch Rickys feine humorvolle Art. Zudem war sie froh, nach dem Tod ihres Mannes wieder Gesellschaft zu haben. Dafür genoss Ricky Frau Teitelbaums mütterliche Fürsorge und, was für sie fast noch wichtiger war, ihre konstruktive Kritik in Musikdingen. Als ehemalige Klavierlehrerin hatte sie ein erstaunlich gutes Gespür für Musik und verschloss sich auch modernen Musikstilen

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