Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
die Männer an einer möglichen Flucht zu hindern, doch dann entschied er sich aus Zeitgründen dagegen. In raschem Lauf bewegte er sich weiter durch das Gebüsch. Schon bald konnte er die Wilderer genauer erkennen. Es waren tatsächlich vier Männer, zwei Schwarze, ein Buschmann und ein Weißer. Sie schienen arglos, denn sie kehrten ihm den Rücken zu. Noch trennten ihn etwa dreißig Meter von ihnen. Das war immer noch viel zu weit, um sie zu stellen. Zu seinem Glück blieben sie als Gruppe beieinander. Das würde es ihm leichter machen. In gebückter Haltung entsicherte er sein Gewehr. Die Wilderer waren viel zu sehr mit ihrem anvisierten Ziel beschäftigt, als dass sie ihn bemerkt hätten. Als er noch etwa zehn Meter von ihnen entfernt war, richtete er sich auf.
» Hände hoch und Gewehre fallen lassen!«
Wie von der Tarantel gestochen fuhren die Männer herum und sahen ihn entgeistert an. Der Weiße hatte seinen Hut so tief ins Gesicht gezogen, dass er auf den ersten Blick nicht genau zu erkennen war. Er hob die Arme betont langsam und gab gleichzeitig einem seiner Begleiter ein verstecktes Zeichen. Dieser riss in einer schnellen Bewegung sein Gewehr hoch und versuchte auf Fritz zu schießen. Doch der hatte dessen Absicht durchschaut und schoss ihm geistesgegenwärtig das Gewehr aus der Hand. Trotz seiner Einarmigkeit war Fritz ein ausgezeichneter Schütze. Der Schwarze schrie auf und blickte entsetzt auf seinen lädierten Arm. Sofort ließen die anderen drei Männer ihre Gewehre zu Boden fallen. Fritz war viel zu beschäftigt, die Situation unter Kontrolle zu behalten, als dass er Zeit gehabt hätte, sich die Wilderer sofort genauer anzusehen. Er musste erst zusehen, dass er sie möglichst schnell unschädlich machte. » Schiebt die Gewehre mit den Füßen beiseite, alle auf einen Haufen«, befahl er und achtete darauf, dass sie es unverzüglich taten. Dann dirigierte er sie weg von den Waffen und rief nach Jella.
Die kauerte in einiger Entfernung mit klopfendem Herzen in ihrer Deckung. Sie betete, dass Fritz nichts geschehen möge, denn sie ahnte, wie gefährlich sein Vorhaben war. Gleichzeitig wünschte sie, dass es ihm endlich gelingen möge, die Wilderer zu stellen. Vielleicht waren es tatsächlich dieselben, die das Massaker im Buschmanns Paradies veranstaltet hatten. Immer noch überzog sie ein grausiger Schauer, wenn sie an diesen sinnlosen Frevel dachte. Diese Bastarde hatten nicht nur unzählige Tiere abgeschlachtet. Sie hatten den heiligen Ort der Buschmänner entweiht. Fritz und sie waren noch mehrere Male dort gewesen, doch sie hatten niemals wieder Tiere angetroffen. Angespannt spähte sie in die Richtung, in die ihr Mann verschwunden war. Auch die Wilderer waren nun aus ihrem Blickfeld entschwunden. Von ihren Beobachtungen abgelenkt, bemerkte sie nicht, dass die aufgeschreckte Nashorngruppe sich ihr nun von der anderen Seite wieder näherte. Sie wurde erst auf sie aufmerksam, als sie das Aufschnauben des Leitbullen hörte. Jella stockte das Herz. Die Tiere waren kaum zehn Meter von ihr entfernt. Kurzsichtig, wie sie waren, konnten sie sie zwar nicht sehen, aber sie würden sie hören, falls sie irgendeinen Laut von sich gab. Der Leitbulle war überaus nervös. Er schien zu spüren, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Ungeduldig scharrte er mit seinem Vorderfuß. Jella war sich durchaus bewusst, wie gefährlich Nashörner werden konnten, vor allem, wenn sie Junge hatten. Da sie schlecht sahen, vermuteten sie hinter jedem ungewöhnlichen Geräusch einen potenziellen Angreifer, dem sie sich mit donnerndem Gegenangriff entgegenstellten. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, und blieb wie zu einer Salzsäule erstarrt stehen. Der Leitbulle schnaubte noch einmal, schien sich aber dann zu beruhigen. Mit seinem großen, quadratischen Maul begann er zu grasen. Das war auch für die anderen Tiere das Zeichen, dass alles in Ordnung war. Jella atmete erleichtert auf. Mit leisen Rückwärtsschritten wollte sie sich gerade aus der Gefahrenzone bewegen, als ein donnernder Schuss erklang. Das Geräusch schreckte die Nashörner auf. Mit aufgebrachtem Schnauben setzten sie sich in Bewegung, und zwar ausgerechnet in ihre Richtung.
Als Fritz endlich klar geworden war, dass er Rüdiger von Nachtmahr vor sich hatte, musste er gegen sein spontanes Verlangen ankämpfen, ihm den Gewehrkolben ins Gesicht zu rammen. Nach mehr als zwanzig Jahren zog sich sein Magen immer noch krampfhaft zusammen, wenn er an diesen
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