Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Alles in Ordnung?« Fritz’ Stimme bebte vor Sorge. Noch immer kam keine Antwort. Seine Aufmerksamkeit war im Moment nur noch halb auf die Männer gerichtet. Nachtmahr ergriff sofort die Gelegenheit. Er gab seinen Männern ein Zeichen. Während er und die beiden anderen in Richtung des Geländewagens rannten, stürmte der vierte auf Fritz zu und rammte ihm aus vollem Lauf den Kopf in den Bauch. Von dem unerwarteten Angriff überrascht, fiel er zu Boden. Bis er sich wieder aufgerappelt hatte und das Gewehr in Anschlag gebracht hatte, hatten die Wilderer schon gut fünfzig Meter Vorsprung. Fritz zielte auf Nachtmahrs Beine und drückte ab. Statt des erwarteten Knalls kam nur ein leises Klick. Verdammt! In der Aufregung hatte er vergessen nachzuladen.
» Hilf mir«, krächzte es aus dem Astgewirr. Fritz musste einsehen, dass eine Verfolgung jetzt wenig Sinn hatte. Er ließ die Männer laufen und rannte zu seiner Frau. Sie lag unter dem Baum begraben und konnte sich nicht selbst befreien. Ein dicker Ast lag quer über ihrer Brust und quetschte sie ein. Fritz stieg in die Baumkrone und versuchte den Ast mit seinem einen Arm anzuheben. Als das nicht funktionierte, suchte er nach einem anderen Ast, um ihn als Hebel einzusetzen. » Roll dich raus!«, ächzte er schließlich. Jella gelang es nur unter schmerzhaftem Stöhnen. Sie hatte sich bei dem Sturz die Rippen geprellt. Endlich hatte sie sich befreit und stand mühsam auf. In der Ferne hörte man das Aufheulen eines Motors.
» Du hast die Schweine doch nicht etwa meinetwegen entkommen lassen?« Jella biss vor Schmerzen die Zähne zusammen, während sie dem davonrasenden Automobil nachblickte. Jeder Atemzug bereitete ihr höllische Beschwerden, doch hatte sie noch eine Spur Galgenhumor übrig.
» Soll das jetzt etwa ein Vorwurf sein?« Fritz hob fragend eine Augenbraue. Sie knuffte ihn in die Seite und lehnte sich mit leisem Stöhnen an ihn.
» Ach, Fritz«, meinte sie enttäuscht. » Jetzt war alles umsonst!« Er legte seinen Arm um sie und küsste sie auf den Scheitel. » Wir wissen nun immerhin, mit wem wir es zu tun haben. Ich bin sicher, dass Nachtmahr noch eine ganze Menge mehr zu verbergen hat. Lass uns nach Hause reiten.« Auch ihm war die Enttäuschung deutlich anzumerken.
» Ich habe mich schon immer gewundert, wie die Wilderer es angestellt haben, Buschmanns Paradies zu finden. Ich fürchte, jetzt weiß ich es. Einer ihrer eigenen Leute hat diesen Halunken die Stelle verraten. Es war ein junger Buschmann. Das Merkwürdige daran ist, dass er mich an jemanden erinnert.«
» Welcher von den Buschmännern, die wir kennen, würde schon solch einen Verrat begehen?«, widersprach Jella ungläubig. » Selbst wenn er mit seinen Traditionen gebrochen hat und jetzt für die Weißen arbeitet, so würde er doch niemals einen solch heiligen Platz verraten. Es sei denn …« Sie schüttelte angewidert den Kopf, ehe sie fortfuhr. » Es sei denn, jemand hat ihn irgendwie dazu gezwungen. Bei Nachtmahr kann ich mir das durchaus vorstellen! Du musst diesen Bastard endlich zur Strecke bringen«, forderte sie empört. » Dieser Mensch hat wirklich genügend Unheil angerichtet.« Fritz machte ihr nicht viele Hoffnungen. » Ich habe nichts Konkretes gegen ihn in der Hand. Seine Männer werden ihm den Rücken stärken und jede Jagdabsicht leugnen. Der tote Löwe auf ihrer Pritsche wäre natürlich ein guter Gegenbeweis gewesen, aber leider ist er mit den Gaunern ja auf und davon!«
Jella lachte plötzlich triumphierend auf. » Ja, aber ihre Reifenspuren, die sind immer noch da. Ich fresse einen Besen, wenn es nicht dieselben sind, die du in Buschmanns Paradies gefunden hast.«
Fritz drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. » Vielleicht haben wir ja dann wirklich etwas gegen den Mistkerl in der Hand!«
*
Raffael saß auf seinem Schaukelstuhl im Schatten der überdachten Veranda und blickte auf die baufälligen Hütten der Old Location. Wie so oft in letzter Zeit hing er trübsinnigen Gedanken nach. Die kleine Margarete, die gerade laufen gelernt hatte, versuchte sich an seinem Knie hochzuziehen. » Papa«, bettelte sie immer wieder, bis er sie schließlich auf seinen Schoß setzte, um mit ihr zu schaukeln. Ihr Zwillingsbruder Gustav saß ebenfalls in ihrer Nähe und war ganz versunken in sein Spiel mit den Bauklötzen, die ihm Großvater Johannes zu seinem ersten Geburtstag geschenkt hatte. Im Haus kontrollierte Sonja gerade die Hausaufgaben ihres Ältesten.
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