Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Unmenschen dachte. Aufgrund von dessen Falschaussage war er damals unschuldig im Konzentrationslager in der Haifischbucht gelandet. Die dort erlebten Schikanen, Quälereien und schrecklichen Erlebnisse hatten sein ganzes Leben geprägt und verfolgten ihn in seinen Träumen immer noch. Er hatte oft versucht, seinen unchristlichen Hass zu bekämpfen, aber es war ihm nie ganz gelungen. Und jetzt kreuzten sich wieder ihre Wege.
Falls Nachtmahr überrascht war, gelang es ihm gut, dies zu verbergen. Mit einem geradezu unverschämten Grinsen senkte er seine Arme und trat einen Schritt auf ihn zu.
» Was soll das, van Houten? Wieso verletzen Sie einen meiner Männer?«
» Stehen bleiben, und Hände hoch!« Fritz hob unmissverständlich sein Gewehr. Nachtmahr machte eine beschwichtigende Geste, bevor er seiner Aufforderung nachkam. Fritz wurde bei seinem Anblick übel.
» Sie widern mich an, Nachtmahr. Doch dieses Mal werden Sie nicht entkommen.«
» Was wollen Sie mir denn vorwerfen?« Nachtmahr strotzte immer noch vor Selbstbewusstsein. Fritz wusste, dass der Kerl ihn nur provozieren wollte, damit er womöglich einen Fehler machte. Diesen Gefallen wollte er ihm nicht tun. Mühsam zwang er sich zur Ruhe. » Wollen Sie etwa abstreiten, dass Sie gerade dabei waren, die Nashörner abzuknallen? Sie befinden sich in einem Naturschutzgebiet. Diese Tiere sind geschützt. Und das wissen Sie ganz genau! Dafür werden Sie sich verantworten müssen.«
» Lächerlich!« Nachtmahr spie verächtlich vor ihm aus. » Kein Mensch wird Ihnen glauben.« Er sah sich nach seinen Männern um. » Oder wollte hier irgendjemand von euch etwa Nashörner abknallen?«
Die beiden Orlams grinsten unverschämt. Allein der Buschmann blieb mit gesenktem Kopf stehen. Fritz hatte ihm bisher noch keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der junge Mann kam ihm flüchtig bekannt vor. An wen erinnerte er ihn nur? Nachtmahr riss ihn aus seinen Gedanken.
» Wie es aussieht, gibt keinen Grund, uns hier festzuhalten.«
Fritz verengte seine Augen zu Schlitzen. Er fühlte, wie eiskalte Wut in ihm hochkroch. Er war kurz davor, Nachtmahr mit dem Gewehrkolben ins Gesicht zu schlagen. Dennoch tat er ihm nicht den Gefallen. » Darüber wird die Polizei entscheiden«, knurrte er stattdessen. » Sie bleiben auf jeden Fall hier stehen und rühren sich nicht vom Fleck«, befahl er. Er dirigierte die Männer zu dem Geländewagen und untersuchte die Pritsche. Unter einer Plane entdeckte er den Kadaver eines männlichen Löwen. Angewidert wandte er sich ab. » Wollen Sie jetzt immer noch behaupten, dass Sie hier nur Tiere beobachten?«
Nachtmahr biss sich verärgert auf die Lippen und schwieg. Fritz sah sich suchend um. Wo Jella nur blieb? Sie musste längst bei ihm sein. Nur mit ihrer Hilfe konnte er die Männer fesseln und somit vollständig unter seine Kontrolle bringen.
» Los, mitkommen!«, befahl er kurzerhand und forderte die Bande auf, sich zu bewegen. Als Nachtmahr zögerte, gab er einen Warnschuss vor seine Füße ab. » Der nächste Schuss geht in Ihr Knie«, drohte er grimmig. Nachtmahr presste die Lippen zusammen und machte keinerlei Schwierigkeiten mehr.
Kurz darauf hörte er einen gellenden, menschlichen Schrei. Fritz fuhr es durch Mark und Bein, als er Jellas Stimme erkannte. Ohne Zweifel befand sie sich in Gefahr, und er wurde hier von den Wilderern gebunden. Fieberhaft überlegte er, wie er der Situation Herr werden konnte. Ungehalten trieb er die Männer zur Eile an. Im Dauerlauf näherten sie sich der Stelle, von der der Schrei gekommen war. Schon bald hörten sie wütendes Schnauben. Dann ein Krachen, gefolgt von einem neuen Schrei. Keine fünfzig Meter von ihnen entfernt rammte der Leitbulle gerade zum dritten Mal einen nicht sehr dicken Dolfholzbaum, in dessen Äste sich eine vor Angst zitternde Jella klammerte. Dieses Mal folgte auf das Krachen ein hässliches Bersten, und dann stürzte der Baum samt Jella zu Boden. Fritz konnte in dem ganzen Wirrwarr nicht erkennen, ob sie sich bei dem Sturz verletzt hatte. Unterdessen nahm das wütende Nashorn erneut Anlauf, um sein Werk endlich zu vollenden. Er musste es unter allen Umständen stoppen. Mit drei rasch aufeinanderfolgenden Schüssen, die er genau vor die Füße des grauen Kolosses setzte, brachte er das Tier zum Stehen. Einen Augenblick äugte der Bulle verwirrt in die Landschaft, dann drehte er um und folgte den anderen Nashörnern, die sich längst durch die Büsche davongemacht hatten.
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