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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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überlegt, wie sich die Kinder fühlen werden, wenn sie ihre ganze Familie verlieren? Du würdest ihren Großeltern das Herz brechen und auch Jella und Fritz. Wir gehören nach Afrika. Lass uns zurück nach Owitambe gehen. Ich könnte dort wieder Jella im Lazarett helfen, und du könntest in Okahandja arbeiten. Überleg dir …«
    » Dieses Thema haben wir schon oft genug diskutiert«, hatte er sie ungehalten unterbrochen. » Diese Genugtuung werde ich meinem Vater ganz gewiss nicht bieten. Unsere Zukunft liegt in England.« Er schlug auf den Tisch, um seiner Absicht zusätzliches Gewicht zu verleihen. Doch dieses Mal hatte sich Sonja nicht einschüchtern lassen. Sie hatte ihn ruhig aus ihren graublauen Augen angeblickt und geantwortet: » Dann musst du eben allein gehen.«
    Damit war die Diskussion für sie beendet. Raffael hatte getobt, doch sie war stur geblieben. Schließlich war er zu seinem Freund Nils in die Old Location gegangen und hatte sich mit Bier volllaufen lassen. Als er so betrunken gewesen war, dass er kaum noch stehen konnte, hatte er seinem Freund das Herz ausgeschüttet. Nils kannte sich mit Frauengeschichten bestens aus. Er war ein gefürchteter Schürzenjäger, aber dennoch stand er unter der Fuchtel seiner Mathilde. Er wusste, wovon er sprach. » Glaub mir, wenn du deine Frau und deine Kinder nicht verlieren möchtest, musst du in Afrika bleiben«, hatte er ihm geraten. Auch in Bezug auf seine Arbeit gab er ihm einen neuen Anstoß. » Warum arbeitest du für die Weißen?«, fragte er ihn. » Hier bei uns gibt es so vieles, was ungerecht ist. Und wenn du willst, besorgen wir dir auch noch ein neues Zuhause!« Der letzte Satz war mehr als Trost gedacht gewesen. Bei Raffael war jedoch etwas hängengeblieben. Als er am nächsten Morgen mit grässlichen Kopfschmerzen erwacht war, hatte er plötzlich einen Plan. Nils hatte ihm unwissentlich die Augen geöffnet. War es nicht immer schon seine Absicht gewesen, für die Aufhebung der Rassentrennung zu kämpfen? Nun hatte er die Gelegenheit dazu. Wenn er seine letzten Ersparnisse zusammenkratzte, dann hatte er Geld genug, um sich in der Nähe der Old Location ein Haus zu suchen, wo er eine Anwaltspraxis eröffnen konnte, um sich für die Rechte der Farbigen einzusetzen. Seine einzige Sorge war, dass Sonja vielleicht nicht mitgehen würde. Doch genau das Gegenteil war der Fall gewesen. Seine Frau hatte sich in dem dunklen Haus bei der Brauerei nie wohlgefühlt. Sie hatte seinen Vorschlag mit geradezu beängstigendem Wohlwollen aufgenommen. Wie versprochen half Nils ihm bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Bereits nach kurzer Zeit hatten sie ein kleines, aber innen sehr lichtes Holzhaus am Rande der Old Location gefunden. Die ehemaligen Besitzer waren dort vor vielen Jahren ausgezogen, als sich die Homelands der Schwarzen immer weiter ausgedehnt hatten. Sie wollten nicht am Rande eines Slums wohnen und waren in einen anderen Stadtteil umgezogen. Aus diesem Grund hatte er das Haus zu einem relativ günstigen Preis bekommen. Sonja hatte sich sofort darangemacht, ihr neues Heim für sie so behaglich wie möglich zu machen. Im Grunde genommen war das Häuschen für eine fünfköpfige Familie viel zu klein. Doch es war licht und strahlte eine gewisse Heimeligkeit aus. Das Zentrum des Hauses war eine große Wohnküche mit einer angrenzenden im Boden eingelassenen Speisekammer. An die Küche schloss sich noch ein kleineres Wohnzimmer an, das Raffael als Kanzleizimmer nutzte. Über eine kleine, leiterähnliche Treppe kam man in den ersten Stock, der aus zwei kleinen Zimmern und einer winzigen Abstellkammer bestand. Es gab weder fließendes Wasser noch elektrischen Strom, dafür befand sich im hinteren Garten ein eigener Brunnen, aus dem sie bequem Wasser schöpfen konnten. Von der Veranda des Hauses hatte man einen direkten Blick auf die schäbigen Hütten der Old Location, doch das störte weder Sonja noch Raffael. Im Gegenteil, es erinnerte sie ein wenig an Owitambe, wo das Miteinander von Schwarzen und Weißen ebenfalls ganz selbstverständlich war. Auch Benjamin fühlte sich von Anfang an wohl in seiner neuen Umgebung und freundete sich bald mit Alice, einer von Nils’ Töchtern, an. Raffael seufzte. Im Grunde genommen schienen sich Sonja und die Kinder trotz aller Armut und Einschränkungen jetzt wohler zu fühlen als früher in dem dunklen vornehmen Haus bei der Brauerei. Ihm dagegen saß der soziale Abstieg immer noch wie ein Stachel im Fleisch.

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