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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Er konnte sich mit den Ungerechtigkeiten, die er als Farbiger zu ertragen hatte, nicht abfinden. Wäre er ein reinblütiger Weißer gewesen, dann wäre ihre Situation nie so weit eskaliert. Sonja und er wären rechtmäßig verheiratet, und er wäre nun Mitbesitzer der Kanzlei Schmiedel. Hatte sein Blut etwa nicht dieselbe Farbe wie das eines Weißen? Wie oft hatte er sich in seinem Leben diese Frage schon gestellt! Und es änderte doch nichts an der Tatsache, dass er jetzt hier am Rande der Homelands saß und um jeden Penny kämpfen musste. In der Tat hatten sich schon bald in seiner provisorischen Kanzlei die ersten Mandanten gemeldet. Doch sie kamen aus der Old Location und suchten in ihm in der Regel nur einen Streitschlichter. Meist ging es um Eigentumsdelikte oder Eifersuchtsgeschichten, die jeder vernünftige Mann hätte regeln können. Es war nicht so, dass Raffael diese Arbeit keinen Spaß gemacht hätte. Geduldig hörte er sich die Probleme der Menschen an und versuchte, die Angelegenheiten in ihrem Sinne zu regeln. Hin und wieder musste er auch einen seiner Mandanten zum Gericht begleiten und für seine Rechte kämpfen. Doch die wenigsten konnten ihn für seinen Einsatz bezahlen. Also blieben sie weitgehend auf die Einkünfte angewiesen, die Sonja mit ihrer Schneiderei erwirtschaftete.
    Immerhin war vor einiger Zeit zum ersten Mal ein vielversprechender Mandant zu ihm gekommen und hatte ihm zu seinem ersten größeren Fall verholfen. Eugen Wyk, einer der Sprecher der Rehobother Baster, war eigens den langen Weg von Rehoboth zu ihm angereist, um ihn um Hilfe zu bitten. Wyk wollte, dass Raffael bei der südafrikanischen Mandatsregierung die beschränkten Autonomierechte seiner Bevölkerungsgruppe erneut durchsetzte. Die schon seit Jahrzehnten geltenden Rechte waren ihnen erst vor Kurzem abgesprochen worden. Die Südafrikaner hatten kurzerhand die Baster-Kapitäne abgesetzt und der Bevölkerung burische Ortsvorsteher vor die Nase gesetzt, die ihr mit unnötigen Vorschriften und Einschränkungen das Leben schwermachten. Die Baster waren nicht bereit, das zu dulden. Als Nachkommen von Mischlingen zwischen Namafrauen und burischen Einwanderern aus der Kapregion waren sie 1871 aus der Kapprovinz nach Südwestafrika gezogen. Ihre Siedlung sollte als Puffer zwischen den ständig Krieg führenden Namas von Hoachanas und den Herero von Okahandja dienen. Im Zuge dieser Streitigkeiten war Rehoboth oft der Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen gewesen, und diese hatten auch die Einstellung der Baster geprägt, sich ihre Rechte notfalls mit Gewalt zu holen. Eugen Wyk verabscheute jedoch Gewalttätigkeiten. Er gehörte zu den gemäßigten Bastern, die ihre Rechte auf juristischem Wege durchzusetzen hofften. Raffael hatte eine gewisse Chance in der Auseinandersetzung gesehen, da die Südafrikaner die Autonomierechte der Baster ohne jede Begründung beschnitten hatten. Das widersprach eindeutig dem englischen Recht, das in Präzedenzfällen in anderen Kolonien für die Beibehaltung von Autonomierechten entschieden hatte. Raffael hatte Klage eingereicht. Guten Mutes waren sie zu der Verhandlung vor dem obersten Gericht gegangen – und hatten eine herbe Abfuhr erhalten. Raffael erinnerte sich nur ungern daran. Allein der Gedanke, mit welcher Überheblichkeit ihm der südafrikanische Richter und der Staatsanwalt entgegengetreten waren, brachte sein Blut erneut in Wallung. Sogar einige Mitglieder der Ratsversammlung waren im Gerichtssaal anwesend gewesen. Bezeichnenderweise hatte es sich bis auf einen ausschließlich um Buren gehandelt, die offen gegen die Autonomiebestrebungen eintraten. Der einzige Deutsche war ein bekannter Nationalist, der sich nach der guten alten deutschen Kolonialzeit sehnte und deshalb für die Beibehaltung der Autonomie der Baster war. Raffael und Wyk hatten schnell einsehen müssen, dass es den Herren Richtern nicht um das Recht ging – denn das stand eindeutig auf Seiten der Baster –, sondern dass der Fall politisch betrachtet wurde. Die von Südafrika eingesetzte Mandatsregierung hatte eindeutig aus Südafrika die Weisung erhalten, die Rassentrennung weiter voranzutreiben. Das Ende des Prozesses gipfelte dann in einem Eklat, als Wyk bei der Urteilsverkündung die Fassung verlor und mit erhobener Faust Vergeltung androhte. Daraufhin hatte der Richter die Ordnungshüter holen lassen und den Baster gewaltsam des Saales verwiesen. Raffael war ihm gefolgt. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, den

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