Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
seinerzeit an der Besetzung Südwestafrikas teilgenommen und war während eines Gefechts schwer verwundet worden. Die Erlebnisse aus dieser Zeit gehörten zu den bittersten in seinem Leben. Zum Ende des Jahres sollte seine Dienstzeit enden, und er freute sich darauf, endlich auf das Weingut seiner Familie nach Südafrika zurückkehren zu können.
Die aus Südafrika eingewanderten Buren engagierten sich in Südwestafrika vorwiegend politisch, doch blieb die Militär- und Polizeigewalt zum größten Teil in den Händen der Engländer. Kaum einer der hier stationierten Militärs liebte seinen Dienst in diesem in ihren Augen öden Land. Und daraus machten sie auch keinen Hehl. Wenn es nach Menschen wie Pitman gegangen wäre, dann hätte die südafrikanische Armee Südwestafrika schon längst verlassen. Das ganze Land war pleite, und er hielt es für reine Geldverschwendung, dass Südafrika, um die Wirtschaft in Gang zu halten, beinahe drei Millionen Pfund Sterling als Anleihen nach Südwestafrika gepumpt hatte. Wie sehr er dieses karge Land mit seinen ausgedehnten Wüsten und trockenen Savannen im Grunde genommen verachtete!
» Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er schließlich, nachdem sie ein paar Höflichkeiten ausgetauscht hatten. Fritz spürte von Anfang an, dass es nicht leicht werden würde. Immerhin war er froh, endlich zur Sache kommen zu können. Geduldig erklärte er dem Polizeichef, dass er maßgeblich am Aufbau und an der Instandhaltung der Nationalparks teilhatte. » Leider ist die Wilderei in diesen Schutzgebieten immer noch unser größtes Problem«, meinte er und brachte sein Anliegen endlich auf den Punkt. » Bislang waren unsere Erfolge eher bescheiden. Wir haben allenfalls ein paar bezahlte Handlanger dingfest machen können; an die Hintermänner sind wir nicht herangekommen. Doch jetzt scheint uns ein Durchbruch gelungen zu sein.« Pitman hörte Fritz aufmerksam zu. Auch er war ein begeisterter Großwildjäger; allerdings war er umsichtig genug, um einzusehen, dass die Überjagung in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu einem massiven Rückgang des Wildbestandes geführt hatte. Der Sinn eines Nationalparks, wo die Wildtiere unbehelligt leben und sich wieder vermehren konnten, schien ihm durchaus plausibel. Das Jagen in den Parks war in jedem Fall eine Straftat, und er musste der Sache wohl oder übel nachgehen. Er nahm zum Ende ihrer Unterhaltung die kopierten Reifenabdrücke entgegen und versicherte Fritz, sich mit dem Fall zu beschäftigen.
» Wenn sich alles bestätigt, was Sie mir hier überaus einleuchtend dargelegt haben, dann werden wir diesem deutschen Baron schon bald das Handwerk legen.«
Fritz verabschiedete sich zufrieden. Das war doch besser gegangen, als er zu hoffen gewagt hatte. Pitman versprach, ihn noch im Laufe der Woche über die Ermittlungen zu informieren.
*
Fritz entschied sich, noch ein wenig in Windhuk zu bleiben. Er wollte sich unbedingt selbst davon überzeugen, dass man Nachtmahr endlich das Handwerk legte. Die Zeit konnte er gut nutzen, um Raffael und seine Familie zu besuchen. Jella hätte es ihm nie verziehen, wenn er nicht nach ihnen gesehen hätte. Gut gelaunt stieg er den Berg zu dessen Haus hoch. Raffael empfing seinen Schwager mit offenen Armen, und auch Sonja und Benjamin begrüßten ihn überschwänglich. Fritz staunte, wie groß die Zwillinge geworden waren, und überreichte ihnen zwei Hereropüppchen, die er auf dem Markt für sie erstanden hatte. Für Benjamin hatte er einen kleinen Werkzeugkasten dabei mit Hammer, Zange, Säge und Nägeln, den Samuel für ihn gezimmert hatte. Der Junge war völlig aus dem Häuschen und verschwand umgehend in der Old Location, um seinen Freunden die neue Errungenschaft zu zeigen. Unterdessen machten es sich die Erwachsenen auf der Veranda bequem. Sonja hatte frischen Nusskuchen gebacken, dessen Duft ihnen verführerisch in die Nase stieg. Während sie davon kosteten, erzählte Fritz von den vielversprechenden Ermittlungen. Er genierte sich ein wenig, sich so offen über seinen Erfolg zu freuen. Immerhin war Sonja Nachtmahrs Tochter. Aber sie reagierte erstaunlich ungerührt. » Dieser Mensch hat meine Mutter, meinen Bruder und mich sein ganzes Leben lang gequält«, meinte sie ohne jegliches Bedauern. » Ich finde es nur gerecht, wenn er endlich einmal für etwas zur Rechenschaft gezogen wird.« Sie legte Fritz mitfühlend die Hand auf die Schulter. » Ich weiß auch, was er dir angetan hat.«
Raffael wechselte
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