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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Ruhe!«, donnerte sie mit lauter Stimme. Die wilde Jagd wurde für einen Augenblick unterbrochen. Llangwasi wie Ahnengeister blickten erstaunt auf die wütende Frau, die bislang keiner beachtet hatte. Ermutigt von ihrem kleinen Erfolg betrat sie die Höhle und begab sich an den Platz, wo der sich in Auflösung befindende Bô lag. Neugierig näherten sich die Llangwasi und umschwirrten Jellas Kopf wie ein wütender Hornissenschwarm. Als sie merkten, dass sie ihr außer Worten nichts entgegenzusetzen hatte, wurden sie mutiger und begannen sie zu attackieren. Sie zogen an ihren Haaren, stachen mit spitzen Krallen auf sie ein und versuchten sie mit sich zu ziehen. Jella schrie erneut, aber dieses Mal aus Angst. Erst im letzten Augenblick fiel ihr das Amulett ein, das sie einst bei ihrer ersten Begegnung mit der Riesenpython gefunden hatte. Sie umklammerte das Stückchen Schlangenholz mit beiden Fingern und spürte plötzlich neue Kraft in ihren Adern. Dieses Mal war sie es, die die Geister in Angst und Schrecken versetzte.
    Als Jella wieder zu sich kam, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Sie blinzelte verwirrt durch das Blättergewirr über ihr und versuchte sich zu erinnern. Ihr war entsetzlich übel, und ihr Mund war staubtrocken. Ihr Körper war so erschöpft, als hätte sie drei Tage nicht geschlafen. Nakeshis kleine, raue Hand strich sanft über ihre Wangen, als sie ihr aus dem Straußenei etwas Wasser einflößte.
    » Was ist geschehen?« Jella war verwirrt. Nur langsam kehrte die Erinnerung zurück. Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war, dass sie, um Nakeshi zu trösten, versucht hatte, sie in die Anderswelt zu begleiten.
    » Ist dir deine Geistreise geglückt?«, fragte sie mit krächzender Stimme. Sie war immer noch ganz benommen. Nakeshi beantwortete ihre Frage mit einem erstaunten Blick. » Du warst in der Anderswelt, nicht ich! Ich habe nur auf dich geachtet. Einmal dachte ich, dass ich dich verloren habe, aber dann spürte ich deine Kraft. Du bist sehr stark, Sternenschwester!«
    Jella richtete sich mühsam auf. Ihre gequetschten Rippen bereiteten ihr immer noch Probleme. » Ich muss zurück nach Owitambe«, meinte sie. » Im Lazarett werden sie schon lange auf mich warten.«
    Bevor sie abfuhr, sah sie nochmals nach Bô und schärfte ihm ein, mehrere Male am Tag zu inhalieren. Sein Fieber war weiter gesunken, und sie hatte den Eindruck, dass etwas Farbe in seine graue, fahle Haut zurückgekehrt war. Nakeshi begleitete sie zu ihrem Bakkie. Das Gesicht der Buschmannfrau war gramzerfurcht. » Weiß Bô schon von dem Amulett?«, wollte Jella wissen. Nakeshi verneinte. » Ich werde ihm nichts sagen«, meinte sie mit trauriger Stimme. » Er ist viel zu schwach. Wenn er erfährt, dass sein Sohn uns verraten hat, wird sein Herz brechen. Es ist besser, wenn er nichts erfährt.« Jella verstand ihre Freundin nur zu gut. Außerdem rührte es sie, mit welcher Umsicht sie immer zuerst an die anderen dachte. » Du musst auch auf dich gut Acht geben«, ermahnte sie ihre Sternenschwester. » Debe ist vielleicht einen falschen Weg gegangen, aber ich bin sicher, dass er es längst bereut. Du kennst Nachtmahr. Er ist ein rücksichtsloser Mann, der Menschen manipulieren und erpressen kann. Aber Fritz ist ihm auf die Schliche gekommen. Bald wird er niemandem mehr Leid antun.«
    *
    Lieutenant Colonel Elliot Pitman bat Fritz in sein Büro. An der Decke seines Amtszimmers drehte sich mit leisen Summtönen ein elektrischer Propeller. Die Wände waren bis auf halbe Höhe mit dunklen Holzpaneelen verkleidet und erinnerten eher an ein englisches Clubzimmer als an eine Amtsstube. Vor dem Fenster stand ein schwerer Mahagonischreibtisch, der bis auf eine Fotografie von seiner Frau und seiner Tochter leer war. Neben dem Schreibtisch befanden sich eine Anrichte mit Gläsern und einer Karaffe Whisky sowie zwei bequeme Ledersessel. Pitman verwies Fritz jedoch auf den unbequemen Stuhl vor seinem Schreibtisch und setzte sich in steifer Haltung dahinter. Er machte keinen Hehl daraus, dass er nicht viel Zeit für ihn aufzubringen gedachte. Offensichtlich hielt er ihn für einen deutschen Farmer, der ihn mit irgendeiner Lappalie zu belästigen gedachte. Fritz stellte sich vor. Beim Nennen seines Namens entspannten sich Pitmans Gesichtszüge ein wenig und wurden etwas freundlicher. Wie viele aus England stammende Südafrikaner mit militärischem Rang hegte er aufgrund des Weltkriegs keine großen Sympathien für die Deutschen. Er hatte

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