Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
schließlich das Thema und begann von Traugott Kiesewetters jüngstem Besuch zu erzählen. Er hatte unterdessen schon einige Erkundigungen eingezogen und feststellen müssen, dass es in den Unterlagen des Katasteramtes doch einen Vermerk gab, in dem Baltkorns Vater das Ovamboland damals von Gouverneur Leutwein vermacht worden war.
» Das Merkwürdige daran ist nur«, fuhr er fort, » dass ich mir ziemlich sicher bin, dass ich diesen Vermerk vor zwei Jahren noch nicht bemerkt habe. Ruus Kappler war ebenfalls an dem Land interessiert, konnte es aber nicht kaufen, da es den Ovambos gehört. Ich verstehe das nicht.«
» Könnte jemand den Vermerk erst später hinzugefügt haben?«, überlegte Fritz. Raffael wiegte abwägend den Kopf. » Das ist erst einmal unwahrscheinlich. Die Unterlagen werden in einem Tresor aufbewahrt. Man kann sie nur mit einer Sondergenehmigung einsehen. Und Zugang zu den Akten haben ohnehin nur die Katasterbeamten.«
» Beamte kann man bestechen«, wandte Sonja ein.
» Daran habe ich auch schon gedacht«, bestätigte Raffael ihren Verdacht. » Anders lässt es sich nicht erklären. Aber wie soll ich das beweisen? Ich habe zwar Nils gebeten, ein Auge auf den betreffenden Beamten im Katasteramt zu werfen, aber bislang scheint er völlig unauffällig zu sein. Vielleicht muss ich doch nach einem anderen Ansatz suchen.«
» Was willst du tun?«
Raffael zuckte mit den Schultern. » Erst einmal werden Sonja und ich endlich heiraten.« Er lächelte seiner Frau liebevoll zu. » Und dann werde ich nach Tsumeb reisen, um mir die Lage mal vor Ort anzusehen. Angeblich treibt dort ein südafrikanischer Sangoma sein Unwesen und schüchtert die Ovambos ein. Mich würde nicht wundern, wenn es derselbe ist, der auch Saburi so geängstigt hat.«
» Ein Sangoma?« Fritz war überrascht. » Jella wird das sicherlich interessieren. Vielleicht hat sie ja einen Vorschlag, wie man ihm beikommen kann. Sie befasst sich seit einiger Zeit mit dem ganzen Zauber- und Heilkunstkram der Afrikaner. Manchmal glaube ich, sie hat tatsächlich vor, selbst eine von ihnen zu werden.«
» Dann sollte ich auf jeden Fall mit ihr sprechen«, meinte Raffael aufgeräumt. » Ich hatte ohnehin vor, Sonja und die Kinder nach Owitambe zu bringen, wenn ich nach Tsumeb reise.«
*
Zwei Tage später sprach Fritz erneut beim Polizeichef vor, um sich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen. Elliot Pitman hatte, obwohl sein erster Eindruck ein anderer gewesen war, gegen Ende ihrer Unterhaltung einen sehr entschlossenen Eindruck auf ihn gemacht, und er war guter Dinge, dass Nachtmahr bereits hinter Gittern saß. Im Vorzimmer bedeutete man ihm, sich noch ein wenig zu gedulden, da der Lieutenant Colonel noch Besuch habe. Fritz setzte sich geduldig auf einen der Stühle und betrachtete die Fotografie an der Wand. Sie zeigte den südafrikanischen Premierminister James Barry Munnick-Hertzog, wie er dem südwestafrikanischen Administrator Werth die Hand schüttelte. Die Art, wie die beiden Männer einander gegenüberstanden, machte unmissverständlich klar, dass Hertzog der überlegene Staatsmann war und Werth nur ein Verwalter unter Südafrikas Gnaden. Aufgrund des Balfour-Berichts war Südafrika kürzlich von England durch seinen Status als selbst regiertes Herrschaftsgebiet im britischen Commonwealth faktisch in die Unabhängigkeit entlassen worden. Damit konnte das Land eigene diplomatische Beziehungen knüpfen und sich ohne Einmischung von außen frei verwalten. Als Bure wusste Fritz um die Reibereien, die es innerhalb des Landes gab. Die gegenseitige Abneigung zwischen Buren und Engländern war seit den Burenkriegen nur noch mehr gewachsen. Einig waren sich die beiden Parteien nur darin, dass sie der dunkelhäutigen Bevölkerung überlegen waren. Allerdings war die Art und Weise, wie sich die Buren gegen die Schwarzen abgrenzten, in vielerlei Hinsicht radikaler. Fritz schämte sich für diese Einstellung vieler seiner Landsleute.
Die Tür zu Pitmans Amtszimmer öffnete sich endlich. Zu seiner Überraschung trat der Anwalt Dr. Schmiedel heraus und verabschiedete sich sichtlich zufrieden von dem Polizeichef. Ihm selbst widmete er nicht viel mehr als ein knappes Kopfnicken. Fritz betrat das Büro und bekam dieses Mal einen der bequemen Ledersessel sowie einen Whisky angeboten, den er jedoch höflich ablehnte. Er hielt Pitmans Freundlichkeit für ein gutes Zeichen.
» Konnten Sie Baron von Nachtmahr schon aufspüren?«, begann er neugierig
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