Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Die Geister des Alkohols hatten ihn zu fest in ihrer Gewalt. Er konnte ohne den Schnaps nicht mehr sein. Nur wenn er trank, konnte er die Abscheu, die er sich selbst gegenüber empfand, ertragen. Es war sein Schicksal. Mühsam rappelte er sich auf. Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, weil er außer Alkohol kaum noch etwas anderes zu sich nahm. Dann holte er das Gewehr, das Nachtmahr ihm überlassen hatte, und lief in Richtung der Grenze zum Nationalpark. Was blieb ihm schon anderes übrig!
Nachtmahr sah, wie der Buschmann verschwand, und nickte zufrieden. » Diesen Buschkaffern muss man hart kommen«, meinte er zu Hendrik, der gemeinsam mit ihm Kaffee trank. Er war unter den Orlams sein engster Vertrauter. » Sie leben allenfalls auf dem Entwicklungsstand von Primaten und verstehen nur die Sprache der Züchtigung.«
» … und die Sprache des Alkohols«, ergänzte der Orlam grinsend. » Für eine Flasche Schnaps bringt der sogar seine Eltern um.«
Nachtmahr winkte verächtlich ab. » Hauptsache, er bringt mir den verdammten Löwen. Ich brauche die Trophäe, um die Klunker darin zu verstecken. Baltkorn hat eine neue Lieferung angekündigt. Es wird die letzte sein.«
Nachtmahr starrte auf die dunkle Oberfläche seines Getränks, bevor er fortfuhr. Das Gesöff war es kaum wert, Kaffee genannt zu werden. » Es wird immer gefährlicher, die Steine aus der Sperrzone zu bekommen. Selbst im Hafen werden verstärkt Kontrollen gemacht.«
» Meinen Männern wird die Sache langsam auch zu brenzlig. Um ein Haar wären wir alle im Gefängnis gelandet«, bestätigte Hendrik.
» Und das alles nur wegen dieses verdammten van Houten!« Nachtmahr schüttelte sich. » Wenn Baltkorn nicht so viel Einfluss gehabt hätte, dann hätten sie mich tatsächlich drangekriegt.«
» Petrus ist beim letzten Mal ebenfalls beinahe aufgeflogen«, fügte Hendrik hinzu. » Es war schwer, ihn dazu zu bringen, diese letzte Tour zu machen. Eigentlich schade, denn wir haben alle gut daran verdient.«
» Ja, ja, ich weiß!« Es war ein Thema, das Nachtmahr überhaupt nicht behagte. Wenn Baltkorn mit dem Diamantenschmuggel aufhörte, dann würde auch seine Haupteinnahmequelle versiegen. Mit der Großwildjägerei allein konnte man kaum noch Geschäfte machen. Im Lauf der Zeit hatte er zwar einen Teil seiner Schulden zurückzahlen können, doch es reichte längst noch nicht, um ein Auskommen für sein Alter zu haben. Er träumte von einer neuen Farm und etwas Ruhe. Auch wenn er es sich nur ungern eingestand: Er wurde alt. Andere Männer in seinem Alter saßen längst im Kreise ihrer Familie und ließen es sich gut gehen. Voller Bitterkeit dachte er an seine Tochter Sonja und deren Familie. Über Baltkorn hatte er gehört, dass er bereits drei Enkel hatte. Keinen von ihnen hatte er je zu Gesicht bekommen. Diese Bastarde! Dennoch konnte er nichts dagegen tun, dass sie ihm immer wieder durch seine Gedanken jagten. Manchmal fragte er sich sogar, ob nicht die Möglichkeit bestand, dass einer von ihnen ihm ähnlich war. Ärgerlich schüttelte er den Kopf: Schluss mit den Sentimentalitäten.
» Was werden wir anschließend tun, Baas?«, hakte Hendrik nach. Nachtmahr zuckte mit den Schultern. » Das wird sich noch herausstellen.« Baltkorn hatte ihm auf sein Drängen hin fünfundzwanzig Prozent an seiner neuen Mine bei Tsumeb übertragen. Sie hatten gerade mit der Förderung begonnen. So, wie es aussah, konnte es ein ertragreiches Geschäft werden. » Vielleicht werden wir nach Tsumeb gehen«, meinte er schließlich. » Baltkorn und ich besitzen dort eine Mine. Allerdings machen die Arbeiter dort immer wieder Schwierigkeiten. Kann gut sein, dass wir sie etwas unter Druck setzen müssen. Baltkorn hat dafür nicht die nötige Durchsetzungskraft. Er verschwendet seine ganze Energie darauf, Ratsmitglied zu werden. Wohl oder übel werde ich mich darum kümmern müssen. Wer von euch will, kann sich mir anschließen.«
Hendrik nickte zufrieden. » Hört sich gut an. Ich werde mit den Männern reden.«
» Ist in Windhuk alles vorbereitet?«, vergewisserte sich Nachtmahr.
» Unser Kontaktmann weiß, dass wir nächste Woche anliefern«, bestätigte der Orlam. » Wir lassen die Ware wie immer über Nacht in dem Depot. Erst wenn wir weg sind, wird Petrus die Steine in den Trophäen verstecken.«
» Das ist gut! Wir tauchen dann erst wieder am nächsten Morgen auf und organisieren wie gewohnt den Abtransport in die Walfischbay. Selbst wenn wir beobachtet
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