Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Homelands für die Schwarzen errichten – und das erreicht man am schnellsten, wenn man alle Wildtiere abknallt.«
» Offensichtlich kann man mit der Großwildjägerei doch eine Menge Geld verdienen«, stellte Sonja fest. » Mein Vater mag ein Spieler sein, aber er würde sich nie mit etwas abgeben, das sich nicht lohnt.«
» Viele Europäer und Amerikaner zahlen hohe Abschussprämien«, bestätigte Fritz. » Das spült schon ordentlich Geld in die Kasse.«
» Und dann handelt er wahrscheinlich noch in großem Stil mit Trophäen«, überlegte nun auch Raffael. » So, wie du es schilderst, knallen Nachtmahr und seine Männer ja alles ab, was ihnen vor die Flinte kommt. In Swakopmund und in der Walfischbay gibt es genügend Händler, die sie gerne aufkaufen, aber sie zahlen nicht besonders viel, da es hohe Zollaufschläge gibt. Es lohnt sich nur, wenn man die Trophäen am Zoll vorbeischmuggelt …« Er strich sich nachdenklich übers Kinn. » Da fällt mir ein, dass Nils mir gerade erzählt hat, dass heute Nacht angeblich eine größere Ladung Ware in einem Schuppen in der Old Location zwischengelagert werden soll. Allein die Tatsache, dass etwas in dem Homeland gelagert wird, lässt die Vermutung zu, dass damit etwas nicht stimmt. Ich habe dem Ganzen nicht sonderlich viel Bedeutung beigemessen, aber jetzt, da wir davon reden …« Er wandte sich an Fritz. » Hast du nicht vorhin in Zusammenhang mit Nachtmahr auch Orlams erwähnt?« Fritz bestätigte es. Über Raffaels Gesicht huschte ein Hoffnungsschimmer. » Nun, angeblich mietet ein Orlam namens Hendrik regelmäßig diesen Schuppen, um dort für ein oder zwei Nächte etwas zwischenzulagern. Ich frage mich nun, warum. Weshalb wird die Ware nicht gleich weitertransportiert?«
» Weißt du, um was für Ware es sich handelt?«
Raffael zuckte mit den Schultern und grinste. » Wir könnten ja versuchen, es herauszufinden!«
» Glaubst du, dass Nachtmahr dahinterstecken könnte?« Fritz war plötzlich wieder hellwach. Raffael nickte vielsagend. » Wer weiß? Wir sollten heute Abend mal ein Bier bei Nils trinken und der Sache auf den Grund gehen.«
Die Luft in dem engen Schankraum war trotz der geöffneten Tür schier unerträglich. Zigarettenqualm, Schweiß und der Geruch nach billigem Alkohol vermengten sich zu einem säuerlich beißenden Gemisch, das Fritz übel werden ließ. Die beiden Männer kämpften sich dennoch durch das Gewühl bis hin zur Theke. Weiße wurden in der Old Location nicht gerne gesehen, aber da Fritz in Begleitung von Raffael kam, duldeten sie seine Anwesenheit mit grimmiger Verachtung. Raffael dagegen wurde immer wieder mit Schulterklopfen oder einem respektvollen Kopfnicken begrüßt. Viele schätzten seinen Einsatz für die Menschen in dem Homeland, außerdem war er ein Freund des Wirtes, der in der Old Location eine Art Häuptlingsstellung innehatte.
Nils begrüßte die beiden mit einem strahlenden Lächeln, das einen fehlenden Schneidezahn preisgab. » Ist das dein Schwager?«, fragte er und stellte unaufgefordert zwei geöffnete Bierflaschen vor sie auf den Tresen. Raffael bestätigte es ihm. Wie üblich wischte er den Flaschenhals ab, bevor er einen großen Schluck nahm. » Schmeckt gut«, nickte er anerkennend und ermunterte Fritz, ebenfalls zu trinken. Das selbst gebraute Maisbier war würzig und stark. Wortlos tranken die beiden ihre Flaschen leer, bevor Raffael Nils erneut bat, sich zu ihnen zu gesellen. Er fragte nach Mathilda und den Kindern, bevor er sich beiläufig über die geplante Anlieferung der Waren erkundigte. » Weißt du, wer die Ware anliefert?«, fragte er schließlich. Nils hob erstaunt die Augenbraue. » Warum willst du das wissen? Ich dachte, du wärst nur an Diamanten interessiert.« Raffael verzog sein Gesicht. Der Gedanke an den verlorenen Auftrag schmerzte ihn noch immer. » Das war mal«, meinte er gezwungen lässig. » Mit der Ware ist doch sicherlich etwas faul, oder?«
Nils wiegte den Kopf. Es war kein Ja, aber auch kein Nein.
» Könnte es sich um Wildererware handeln?«, hakte Fritz ein.
» Möglich.«
» Für jede Trophäe muss ein Zollpapier besorgt werden, das ordentlich Geld kostet«, überlegte nun auch Raffel. » Ohne diese Papiere darf nichts ausgeführt werden. Was ist, wenn die Männer die Papiere fälschen?«
» Das geht mich nichts an«, meinte Nils ablehnend. » Frag Ombongo. Er hat den Männern die Scheune zur Verfügung gestellt. Er ist da hinten.«
Nils zeigte auf einen stämmigen
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