Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Mann mit kahl rasiertem Schädel. Raffael machte sich gleich zu ihm auf. Als er wenig später zurückkam, zuckte er nur mit den Schultern. » Sehr aufschlussreich war mein Gespräch nicht«, meinte er enttäuscht. » Er hat nicht mehr gesagt, als wir ohnehin schon wissen. Ombongo vermietet den Schuppen hin und wieder diesem Orlam namens Hendrik. Der zahlt gut, vor allem dafür, dass Ombongo sich aus allem raushält. Deshalb ist er ja auch heute Abend hier.«
» Wir sollten uns die Sache ansehen.« Fritz bezahlte das Bier und drängte Raffael zu raschem Aufbruch.
Von Nils’ Bar bis zu Ombongos Schuppen mussten sie beinahe die ganze Old Location durchqueren. Die Werkstatt mit dem Schuppen lag am äußeren Ende des Homelands. Raffael führte Fritz dennoch zielstrebig durch das scheinbar planlose Gewirr aus staubigen Gassen. Es war stockdunkel, nur hin und wieder leuchtete schwaches Petroleum- oder Kerzenlicht durch die Ritzen der grob zusammengehauenen Behausungen. Aus deren Inneren drangen diffuse Gesprächsfetzen, lautes Husten, Streitereien oder das ungenierte Stöhnen während eines Beischlafs. Schließlich erreichten sie den abgelegenen Schuppen. Das Gebäude war aus Holzlatten und Wellblech zusammengezimmert und hatte ein flaches Dach. Daneben befand sich eine Schmiedewerkstatt. Es war ein ideales Versteck, weil man von außen relativ ungesehen dorthin kam. Rund um die Werkstatt schien alles ruhig. Doch aus dem Schuppen huschte hin und wieder das flackernde Licht einer Lampe in die Nacht hinaus. » Was sollen wir jetzt tun?«
» Wir schleichen uns an und versuchen einen Blick hineinzuwerfen«, schlug Fritz vor. Doch außer ein paar Lichtfetzen konnten sie nichts erkennen. Sie einigten sich darauf zu warten, bis die Männer herauskamen. Dann würden sie weitersehen. Lange Zeit geschah gar nichts. Fritz fragte sich, was sie darin so lange machten. Erst nach ungefähr einer halben Stunde hörten sie das Quietschen der Schiebetür, und eine einzelne, dunkle Gestalt schlüpfte hinaus. Sie verharrte einen Augenblick in der Dunkelheit, wohl um sicherzugehen, dass sie allein war. Dann verschwand der Mann rasch zwischen den Wellblechhütten. Raffael und Fritz sahen einander kurz an. » Es ist nur einer. Bestimmt kann er uns einiges erzählen. Den kaufen wir uns!« Fritz spurtete los, Raffael folgte ihm etwas langsamer. Sein Bein hinderte ihn daran, ebenso schnell zu laufen. Als der Mann bemerkte, dass er verfolgt wurde, beschleunigte er seine Schritte. Immer wieder versuchte er das chaotische Gewirr der Gassen zu nutzen, um seine Verfolger abzuschütteln. Schließlich landete er jedoch in einer Sackgasse und lief Fritz direkt in die Arme.
» Hier bleiben, Freundchen!«, rief er und versuchte den Mann mit seiner einzigen Hand festzuhalten. Es war stockdunkel, und der Kerl dachte gar nicht daran, sich wehrlos zu ergeben. Plötzlich blitzte ein Messer in seiner Hand auf, und er stach damit nach Fritz’ Arm. Der erkannte zwar die Gefahr, konnte aber nicht verhindern, dass das Messer seine Haut ritzte. Der Schmerz war so überraschend, dass er gezwungen war loszulassen. Diesen Augenblick nutzte der Mann, um zu verschwinden. Raffael kam einen Bruchteil zu spät. Fritz wollte ihm erneut nachsetzen, doch sein Schwager hielt ihn zurück.
» Hier entlang«, meinte er keuchend und zog ihn in eine andere Gasse. » Das ist eine Abkürzung, die direkt aus dem Homeland hinausführt. Der Kerl scheint sich nicht besonders gut auszukennen. Ich bin sicher, dass er noch eine Weile braucht. Wir können ihn leichter außerhalb abfangen.«
Erst jetzt sah er, dass Fritz blutete. » Bist du schlimm verletzt?«
» Nur eine Schramme.«
Sie hetzten weiter, bis sie tatsächlich nach kurzer Zeit das Homeland verlassen hatten. Im Schutz eines großen Baumes spähten sie die Straße entlang, die in die eine Richtung aus Windhuk hinaus und in die andere direkt in die Stadt führte. Sie mussten nicht lange warten, bis der Kerl tatsächlich auftauchte. Unterdessen hatten sie sich darauf verständigt, dass es besser war, den Mann nicht zu stellen, sondern ihm einfach nur zu folgen. » Der Kerl ist brandgefährlich«, gestand Fritz mit säuerlicher Miene ein. » Ich bin einfach nicht mehr jung genug, um allein mit solch einem Kaliber fertigzuwerden.« Dennoch – da Raffael durch sein verletztes Bein gehandicapt war, übernahm Fritz die Verfolgung allein. Raffael wollte so lange den Schuppen unter die Lupe nehmen.
Gut gedeckt und in sicherem
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