Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Abstand machte sich Fritz an die Verfolgung. In dem kurzen Augenblick ihres Zusammenpralls hatte er gemeint, in dem dunklen Gesicht des Mannes eine Narbe entdeckt zu haben. Seine Hoffnung, dass es sich um einen der Orlams aus Nachtmahrs Gefolge handelte, hatte er aufgeben müssen, denn der Kerl war dafür viel zu dunkelhäutig gewesen. Er war sich ziemlich sicher, ihn noch niemals gesehen zu haben. Der Mann schlug überraschenderweise den Weg in die Stadt ein. Immer wieder sah er sich um, sodass Fritz genötigt war, einen relativ großen Abstand zu ihm einzuhalten. Als sie den Fuß des Hügels erreicht hatten, befürchtete er, dass sich der Mann in die unübersichtlichen Randbezirke der Stadt begeben könnte, wo viele Schwarze wohnten. Doch der Kerl hielt direkt auf die Innenstadt zu und querte die Kaiserstraße in Richtung des Tintenpalastes, in dem sich nun das Parlament befand. Vor dem Gebäude wandte er sich nach links und folgte einer Straße, die sich an einem Park entlangzog. In der Gegend, in die sie nun kamen, wohnten die reichen und angesehenen Bürger von Windhuk. Schließlich gelangten sie in die Schützenstraße, wo einige wenige prachtvolle Villen standen. Fritz fragte sich, was der Mann ausgerechnet in dieser Gegend zu suchen hatte. Der Lichtschein der elektrischen Straßenlaternen zwang ihn, großen Abstand zu halten. Es wurde immer schwerer, als Verfolger unbemerkt zu bleiben. Schließlich beging Fritz einen Fehler, als er zu schnell aus seiner Deckung trat und der Mann ihn prompt entdeckte. Noch ehe Fritz reagieren konnte, flüchtete der Mann in die Dunkelheit des angrenzenden Parks.
Überraschende Erkenntnisse
» Verdammt! Wo bleibt der Bote nur?«
Nachtmahr zog zum wiederholten Mal seine Taschenuhr aus der Weste und fluchte erneut. Sie hatten ihr Lager in der Nähe von Brakwater längst abgebaut und warteten nun am verglühenden Lagerfeuer auf ihren Aufbruch. Ungeduldig stieß er mit einem Zweig in die verglimmende Glut. Wie üblich war alles bis ins kleinste Detail geplant. Damit möglichst niemand eine Verbindung zwischen ihm und Baltkorn erkennen konnte, versuchten sie, nie direkt miteinander in Kontakt zu kommen. Sobald Baltkorns Mann Petrus die Diamanten erfolgreich in den Trophäen versteckt hatte, suchte er sich einen beliebigen Jungen aus dem Slum aus und schickte ihn mit einer unverfänglichen Botschaft zu ihm. Das war das Zeichen, dass alles in Ordnung war. Erst dann schickte er seine Orlams los, um die Ware auf direktem Wege aus dem Homeland ans Meer zu transportieren. Diese Sicherheitsmaßnahme hielt Baltkorn für notwendig. Während dieser nach außen hin über eine weiße Weste verfügte, hing Nachtmahr schon lange wegen seiner Spielsucht ein zwielichtiger Ruf an. Nachtmahr schnaubte, als er an seinen Kompagnon dachte. Er musste sich vor ihm hüten. Der Kerl war hinterhältig genug, ihn auszubooten. Durch den Einfluss und die Unterstützung seines Vaters war es Baltkorn gelungen, als Kandidat für die Ratsversammlung aufgestellt zu werden. Seine Wahl war gewissermaßen nur noch reine Formsache. Als Ratsmitglied wollte er seinen Einfluss nutzen und verstärkt die burischen Interessen vertreten. Dazu gehörte auch, dass man Eingeborene enteignete, indem man sie in Homelands abschob. Das bot den großen Vorteil, scheinbar rechtmäßig an wertvolles Land zu kommen. Nachtmahr hatte diese Absichten zum Glück bald erkannt. Jetzt profitierte er wiederum von Baltkorns politischem Ehrgeiz, denn als Mitwisser seiner schmutzigen Geschäfte konnte er sichergehen, dass dieser ihn nicht fallenließ. Außerdem hatte er gegen seinen Partner noch einen Trumpf im Ärmel. Durch einen Zufall hatte er herausgefunden, dass dieser äußerst abstoßende Vorlieben hegte. Wenn herauskam, dass Baltkorn sich regelmäßig an Kindern verging, wäre der Mann gesellschaftlich ruiniert. Ein paar Andeutungen vor gar nicht allzu langer Zeit hatten schon genügt, um den jungen Baltkorn tüchtig einzuschüchtern. Nachtmahr sah nochmals auf die Uhr. Es war schon verdammt spät. Hendrik und seine Männer warteten längst auf das Zeichen zum Aufbruch.
» In drei bis vier Stunden wird es hell«, knurrte Nachtmahr ungeduldig. » Wenn wir nicht bald aufbrechen, dann ist der Wachwechsel bei den Zollbeamten schon vorüber. Dann kommen wir niemals ohne eingehende Kontrolle über die Zollstelle. Wir dürfen wegen des Elfenbeins kein Risiko eingehen.«
» Wir könnten den Transport um einen Tag verschieben«, schlug Hendrik
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