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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Gebüsch die heiße Tageszeit abwarten. Die Löwinnen hielten sich mit ihren halbwüchsigen Jungen etwas abseits. Ein paar männliche Junglöwen duldeten sie in ihrer Nähe. Debe hielt nach dem dominanten Leittier Ausschau. Die Junglöwen kamen als Beute nicht in Frage. Sie besaßen noch nicht einmal eine richtige Mähne. Damit würde sich der Baas nie zufriedengeben. Also umkreiste er das Rudel weiträumig, bis er schließlich einen prächtigen Löwen mit einer dunklen, langen Mähne erblickte. Auch der döste auf einem erhöhten Stein liegend vor sich hin. Es war ein Prachttier, das bestimmt so viel wog wie vier erwachsene Männer. » Dafür wird der Baas mir eine Handvoll Schnapsflaschen geben müssen«, dachte der Buschmann sehnsüchtig. So wie der Löwe lag, konnte er sich leider nicht auf Schussweite anschleichen. Deshalb war er gezwungen zu warten. Notgedrungen sah er sich nach einem sicheren Plätzchen um, wo er ihm auflauern konnte. Bis zur Dämmerung würden noch einige Stunden vergehen. Erst dann würde die Katze aktiv werden.
    Das Brüllen des Leitlöwen schreckte ihn auf. Er war eingeschlafen und immer noch benommen. Sein Kopf schmerzte, und sein Bauch fühlte sich an, als hätte jemand Luft hineingepumpt. Das Verlangen nach Alkohol war in diesem Moment so übermächtig, dass er kaum fähig war, sich zu konzentrieren. Dann fiel ihm wieder seine Aufgabe ein. Er griff nach dem Gewehr und überprüfte die Munition. Mittlerweile war er ein guter Schütze und handhabte das Gewehr so gut wie die weißen Männer. Seit er eine Schusswaffe besaß, hatte Debe Pfeil und Bogen sowie den Speer beiseitegelegt. Auch die traditionelle Buschmannskleidung hatte er gegen Hose und Pullover getauscht, was ihn wie eine Vogelscheuche aussehen ließ. Indem er in die Rolle eines Weißen schlüpfte, hoffte er, sein früheres Leben vergessen zu können. Schwerfällig kroch er aus seinem Versteck und hielt nach dem Löwen Ausschau. Das kräftige Tier bewegte sich gemächlichen Schrittes auf die Wasserstelle zu. Dabei kam es ganz in seiner Nähe vorbei. Um auf den Löwen zielen zu können, musste Debe nur ein wenig aus seiner Deckung heraustreten. Der Wind stand ihm günstig. Noch einmal hob sich der Kopf des Löwen, und er stieß einen markerschütternden Schrei aus. Nun regten sich auch die Löwinnen und traten aus dem Gebüsch. Sie warteten in sicherem Abstand und ließen das Leittier zuerst trinken. Doch der ließ sich Zeit.
    » Was für ein schöner Löwe«, schoss es Debe durch den Kopf. Der Buschmann in ihm bewunderte das kraftvolle Tier mit seinen majestätischen Bewegungen. » Er ist ein von Kauha Begünstigter.« Unwillig schüttelte er den Gedanken ab und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Er musste den Löwen töten und dem Baas seinen Kopf zu bringen. Langsam, um das Tier nicht aufzuscheuchen, trat er aus der Deckung. Er brachte das Gewehr in Schussposition und entsicherte es. Sein gekrümmter Finger lag bereits am Abzug, als seine Hände unkontrolliert zu zittern begannen. Dadurch wurde er gezwungen, die Schusswaffe wieder zu senken. In diesem Augenblick sah der Löwe zu ihm herüber. Seine gelben Augen musterten ihn, als wollte er abschätzen, ob der Buschmann eine Gefahr für ihn darstellte. Offensichtlich entschied er sich dagegen. Debe hob nochmals das Gewehr. Er rechnete damit, dass die Raubkatze die Gefahr erkannte und davontrottete. Dann würde er endlich schießen können. Doch das mächtige Tier blieb weiterhin stehen und fixierte ihn mit seinem aufmerksamen Blick. Der Buschmann starrte zurück und sah sich plötzlich in den Augen des Löwen gefangen. Dessen gelbe Augen bannten ihn und ließen ihn reglos verharren. Wie Fetzen, ohne es beeinflussen zu können, begannen plötzlich Bilder vor seinen Augen zu tanzen.
    Er sah seine Mutter, wie sie mit den anderen Frauen lachte. – Sein Vater brachte einen Ducker nach Hause. – Die alten Männer drehten Sisalschnüre unter dem Mankettibaum, während die alten Frauen den Mädchen zeigten, wie man Perlenschmuck aus Straußeneiern anfertigt. – Er sah seine Sippe tanzen und feiern und hörte zu, wie sie sich die alten Geschichten erzählten.
    Genauso schnell, wie die Vision über ihn gekommen war, so schnell war sie wieder verschwunden. Zurück blieb eine schmerzvolle Leere, die Debe innerlich auseinanderzureißen drohte. Willenlos ließ er das Gewehr zu Boden fallen. Mit Tränen in den Augen sah der junge Buschmann, wie der Löwe sich ohne Hast abwandte und

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