Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
und Valentin waren so glücklich wie in den Tagen, bevor der indische Fürst wieder in ihr Leben getreten war. Dann erhielt sie einen Brief von Mukesh. Sobald sie ihn gelesen hatte, begann sie wieder, sich nach ihm zu verzehren, und träumte nachts von seinen zärtlichen Küssen. Manchmal kam Ricky ihre Situation richtig absurd vor. Weder Mukesh noch Valentin wusste vom jeweils anderen. Im Grunde genommen betrog sie beide Männer und konnte sich doch nicht für einen von ihnen entscheiden.
Einige Wochen später ging die Tournee endlich los. Das Programm stand, und schon die erste große Aufführung in Wien brachte ihnen in allen Boulevardzeitungen fabelhafte Kritiken. Nach Wien folgte Budapest, dann Paris und schließlich, als krönenden Abschluss, absolvierte sie mehrere Auftritte in London im Lyceum an der Wellington Street. Ricky Ticky war mittlerweile in aller Munde. Ihr Ruf eilte ihr voraus, und jeder wollte die freche, charmante Göre mit ihrem abwechslungsreichen Repertoire auf der Bühne bewundern. Ricky genoss ihren Ruhm gemeinsam mit Valentin. Als er ihr erste Ideen für eine völlig neue Show präsentierte, war sie Feuer und Flamme. Es sollten noch mehr politische Themen in den Vordergrund rücken, und als Kontrast dazu sollten zauberhafte Bühnenillusionen und Revuenummern entstehen. Durch die Entwicklung der Technik waren mittlerweile Bühneneffekte möglich, die dem Zuschauer Dinge vorgaukelten, die in Wirklichkeit gar nicht möglich waren. Valentins neue Vorschläge begeisterten sie so, dass sie ganz vergaß, dass die Zeit für eine Entscheidung nun immer näherrückte. Erst als Mukesh eines Abends nach einer grandiosen Vorstellung mit einem Bukett voller Blumen vor ihrer Garderobe auf sie wartete, wurde sie sich wieder dieses Umstands bewusst.
» Mukesh!«, rief sie völlig überrascht. Sie freute sich, ihn wiederzusehen, gleichzeitig bekam sie einen Schreck, denn jeden Moment konnte Valentin auftauchen. Sie hatten sich für ein spätes Abendessen verabredet. Mukesh überreichte ihr das Bukett und wollte sie zurück in ihre Garderobe schieben. Doch Ricky blockte ab. » Das geht jetzt nicht«, stammelte sie verlegen. » Ich habe gleich noch eine Verabredung.«
Mukesh ließ sich nicht abwimmeln. Er umarmte Ricky und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Seine plötzliche Nähe verwirrte sie, und sie gab seinem Drängen für einen Augenblick nach. » Sag die Verabredung ab«, flüsterte Mukesh und küsste ihren Hals, sodass ihr Wellen voller wohliger Schauer über den Rücken huschten. » Ich habe mich seit Monaten auf diesen Moment gefreut.« In einem letzten Anflug von Vernunft schob Ricky ihn wieder von sich. » Geh schon mal nach draußen«, forderte sie ihn auf. Sie war verwirrt und gleichzeitig aufgeregt. » Ich komme gleich nach. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass du heute hier auftauchst. Warum hast du mich nicht im Hotel besucht?«
» Ich konnte es nicht abwarten, dich wiederzusehen.« Mukesh drückte sie gegen die Wand und küsste sie erneut. In diesem Augenblick kam Valentin um die Ecke. Auch er hatte einen Blumenstrauß in der Hand. Als er Ricky in Mukeshs Armen sah, blieb er wie angewurzelt stehen, fassungslos, seine Augen weiteten sich. Dann verschleierte sich sein Blick, und seine Gesichtszüge zeigten eine völlige Unnahbarkeit. Ohne ein Wort zu sagen, machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand.
» Valentin! Warte!«, rief Ricky ihm erschrocken nach. Sie löste sich aus Mukeshs Armen, um ihm hinterherzueilen, doch der hielt sie zurück. » Wer ist Valentin?«, fragte er mit gerunzelter Stirn. Er hielt ihre Hand fest, und sie hörte die Eifersucht, die in seiner Stimme mitschwang. In Rickys Herz tobten die unterschiedlichsten Gefühle. Einerseits strebte alles in ihr danach, Valentin hinterherzulaufen, um ihm die Situation zu erklären, auf der anderen Seite fürchtete sie, auch noch Mukesh damit zu vergrätzen. » Valentin ist mein Impresario«, presste sie schließlich hervor. » Wir waren nach der Vorstellung noch verabredet.«
Mukesh ließ sie los. Er war mit der Antwort zufrieden und strahlte bereits wieder. » Dann bist du also jetzt frei?«
Ricky sah ihn überrascht an. Wie es den Anschein hatte, hatte der Zufall ihr die schwere Entscheidung abgenommen.
Kampf gegen Geister
Jella konnte nicht schlafen. Mit aufgestützten Ellenbogen saß sie am Küchentisch und grübelte. Fritz war wie alle anderen schon lange zu Bett gegangen. Ihr jedoch gelang es nicht, diesen
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