Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
strich ihm sanft über die Wange. » Wir hätten das nicht tun dürfen«, meinte sie. Ihr Herz verkrampfte sich, während sie es sagte. Dann griff sie an den Verschluss des Colliers und öffnete ihn. Schweigend reichte sie es Mukesh zurück. » Es war ein schöner Traum«, meinte sie wehmütig. » Aber wir haben keine gemeinsame Zukunft.« Mukesh reagierte so impulsiv, wie sie es nie erwartet hätte. Statt das Collier zurückzunehmen, fiel er vor ihr auf die Knie. In seinen Augen standen Tränen. Dann griff er nach ihrer freien Hand. » Bitte!«, flehte er. » Hör mich wenigstens an! Ich habe mich schon längst von Indira getrennt. Wir leben schon seit Jahren nicht mehr zusammen. Werde meine Frau. Ich werde dich auf Händen tragen und bis in alle Ewigkeit lieben. Vertraue mir, und gib unserem Glück eine Chance!«
Ricky wich zurück. Gleichzeitig kämpfte sie dagegen an, ihn zu sich hochzuziehen, um ihn erneut zu umarmen. » Wie stellst du dir das vor?«, fragte sie leise. » Ich kann nicht einfach mit dir nach Indien kommen. Ich habe Verpflichtungen.«
» Das musst du auch nicht.« Mukesh ließ ihre Hand nicht los. » Ich weiß, dass du Künstlerin bist und noch ein Engagement mit einer anschließenden Tournee hast. Nimm dir die Zeit und denke über uns nach! Ich werde so oft es geht in deiner Nähe sein. Ich liebe dich und will nie wieder ohne dich sein.« Langsam stand er auf und ließ jetzt auch ihre Hand los. » Gib mir, gib unserer Liebe eine Chance!«
Er nahm das Collier aus ihrer anderen Hand und wollte es ihr erneut umlegen, doch Ricky schüttelte nur den Kopf. » Nicht«, bat sie. » Gib es mir erst, wenn ich mir sicher bin!« Auf Mukeshs Gesicht entstand ein Leuchten. » Du willst es dir also überlegen?«, fragte er hoffnungsvoll.
» Ich habe dich nie vergessen«, antwortete sie ausweichend.
*
In den darauffolgenden Tagen bis zu Mukeshs Abreise nach Indien trafen sie sich noch einige Male. Sie unternahmen eine Spazierfahrt mit dem Cabriolet nach Brandenburg, gingen gemeinsam zum Essen aus oder besuchten Museen. Ricky fühlte sich ausgesprochen wohl in Mukeshs Gesellschaft. Seine verbindliche Art, ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, schmeichelte ihr. Oft schien er im Voraus zu ahnen, was sie sagen wollte. Außerdem mochte sie die Leichtigkeit, mit der er komplizierte Dingen anzugehen pflegte. Jedes Problem, so schwierig es auch sein mochte, drehte und wendete er so lange, bis es keines mehr zu sein schien. Mit dem jungen Fürsten schien alles so leicht. Manchmal fühlte sie sich wie ein Vulkan, dessen Schlote lange verstopft gewesen waren. Mit einem Mal kamen Dinge in ihr hoch, die sie noch nie an sich entdeckt hatte. Mit ihm fühlte sie sich frei und völlig ungebunden. Er umwarb sie weiterhin, küsste sie leidenschaftlich und flüsterte ihr tausend Zärtlichkeiten ins Ohr, aber er achtete auch auf ihre Ehre und versuchte sie nicht mehr zu verführen. Dafür war Ricky ihm ebenfalls dankbar. Am Ende ihrer gemeinsamen Zeit fand sie die Vorstellung, zugunsten ihrer großen Liebe auf ihre künstlerische Laufbahn zu verzichten, gar nicht mehr so abschreckend.
Valentin erfuhr von ihrer Liaison mit dem Prinzen zunächst nichts. Natürlich hatte sie ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen und ging ihm deswegen so gut es ging aus dem Weg. Selbst ihre Proben reduzierte sie auf ein Mindestmaß, was nicht weiter schlimm war, denn sie hatte in dieser Woche nur eine Aufführung. Valentin nahm es schweigend hin, aber sie spürte auch, dass sein Misstrauen weiter wuchs. Über kurz oder lang musste sie eine Entscheidung treffen. Doch dann reiste Mukesh zurück nach Indien, und der Alltag zog wieder in Rickys Leben ein. Zum Glück hatte sie unendlich viel zu tun, sodass ihr die gemeinsame Zeit mit dem Fürsten wie ein ferner Traum erschien. Neue Nummern mussten für die Tournee einstudiert und Reisevorbereitungen getroffen werden. Nur allzu gerne ließ sie sich von dem Trubel anstecken, denn er lenkte wohltuend von der bevorstehenden Entscheidung ab. Über ihre gemeinsame Arbeit kam sie zwangsläufig auch Valentin wieder näher. Sie waren über die Jahre solch ein eingespieltes Team geworden, dass sie sich blind verstanden. Die Arbeit an den neuen, meist von Valentin komponierten Nummern machte beiden Spaß, und sie freuten sich gemeinsam, wenn sich ein Stück so gestaltete, wie sie es sich vorgestellt hatten. In diesen Wochen intensiven Arbeitens rückte der Inder immer weiter in den Hintergrund, und Ricky
Weitere Kostenlose Bücher