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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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mochte, doch dieser Anblick gefiel ihm noch viel mehr. Er spürte ein Kribbeln, das sich erst zwischen seinen Schulterblättern den Kopf hoch ausbreitete und dann auch seine Lenden ergriff. Er stand immer noch regungslos im Eingang. Als Melinda abermals ihre Hand nach ihm ausstreckte, ging er endlich auf sie zu.
    Melinda wachte noch vor dem Morgengrauen auf. Vorsichtig schälte sie sich aus Debes Umarmung und zog sich an. Glücklich strich sie im Dunkeln über seine eingefallenen Wangen und registrierte sein zufriedenes Grunzen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht trat sie hinaus ins Freie und machte sich auf den Weg zur Jagdhütte. Vielleicht ist es ja heute schon das letzte Mal, dachte sie mit einem leichten Schaudern. Debe und sie hatten, nachdem sie sich geliebt hatten, die ganze Nacht Pläne gemacht. Er wollte wieder zurück zu seinem Volk, und er hatte sie gebeten, mit ihm zu kommen. Melindas Herz schlug wie das eines jungen Vogels. Ihr Leben würde sich schon bald ändern. Sie würde Entbehrungen auf sich nehmen müssen und doch wusste sie, dass sie unendlich viel dadurch gewann. Bevor sie den langen Weg zur Jagdhütte einschlug, ging sie noch zum Haus des Baas, um nachzusehen, ob er ihr etwas für den alten Mann hinterlegt hatte. Der Baas kümmerte sich nicht besonders um ihn, aber er sorgte immerhin dafür, dass er und der Junge regelmäßig Lebensmittel, Medikamente und Zeitungen bekamen, die er ihr dann mitgab. Normalerweise erhielt Melinda die Zuwendungen von der Köchin des Baas, doch heute war Baas Appeldorn bereits wach und erwartete sie.
    » Wie geht es dem Alten und dem Jungen?«, erkundigte er sich bei ihr. Melinda sah ihn verwundert an. Es war seltsam, dass er sich für seine Gäste interessierte.
    » Der alte Mann ist sehr krank«, antwortete sie, » und der Junge langweilt sich. Ihm fehlen Spielkameraden.«
    » Sag dem Alten, er soll sich bei mir sehen lassen«, befahl Appeldorn. » Ich muss etwas mit ihm bereden.«
    Melinda nickte, nahm das vorbereitete Päckchen und machte sich auf den Weg.
    Noch bevor sie die Jagdhütte erreicht hatte, kam ihr der völlig aufgelöste Junge entgegen, gefolgt von dem kläffenden, kleinen Stromer.
    » Benjamin, was ist los mit dir?«, fragte Melinda erschrocken. Statt einer Antwort rannte der Junge auf sie zu und umschloss fest ihren Körper. Völlig überrumpelt streichelte sie ihm über sein krauses, blondes Haar und versuchte ihn zu beruhigen. Noch bevor er etwas sagen konnte, ahnte sie, was geschehen war.
    » Ist etwas mit deinem Großvater?«, fragte sie schließlich. Benjamin nickte, sein Gesicht war immer noch an ihrem Busen verborgen.
    » Er ist tot«, sagte er schließlich. » Er ist kalt und rührt sich nicht mehr.«
    Melinda schauderte. Wie alle Buschmänner hatte sie große Angst vor Toten. Doch dann nahm sie entschlossen Benjamins Hand. » Willst du ihn mir zeigen?«
    Der Junge nickte. » Aber dann will ich weg von hier«, sprudelte es aus ihm heraus. »Der alte Mann hat gesagt, dass Baas Appeldorn mich zu meinen Eltern bringen wird.« Er sah sie aus seinen blauen Augen flehend an. » Wirst du mir helfen?«
    Melinda rührte die Zuneigung des Jungen. Sie hatte ihn längst in ihr Herz geschlossen. Aber was konnte sie, eine einfache Frau, schon für einen kleinen weißen Jungen tun? Sie sah ihn unschlüssig an und spürte plötzlich, wie seine kleine Hand in ihrer zu zittern begann. Sie konnte gar nicht anders, als sie bekräftigend zu drücken. » Natürlich werde ich dir helfen.«
    *
    Appeldorn war kein Menschenfreund. Er war es noch nie gewesen. Er hatte die kleine, überschuldete Farm am Kunene River von seiner burischen Mutter erst vor einigen Jahren übernommen. Ihren Tod hatte er als eine Erlösung empfunden, denn seine Mutter war verbiestert gewesen und hatte ein recht kaltherziges Wesen gehabt. Sein ganzes Leben hatte er unter ihrer Lieblosigkeit und unerbittlichen Strenge gelitten. Menschen waren für sie nur Werkzeuge gewesen, derer man sich bediente. Ihr einziger Sohn war da keine Ausnahme. Er hatte von der groß gewachsenen Frau, die man sich ohne Weiteres als aussichtsreiche Ringkämpferin bei Sportveranstaltungen vorstellen konnte, außer Schlägen keinerlei Zuwendung erfahren. Leider war er ihr bis kurz vor ihrem Tod körperlich immer unterlegen geblieben. Appeldorn war eher von schmächtiger Statur, zwar wendig und nicht unterdurchschnittlich groß, aber im Vergleich zu seiner kräftigen Mutter schlichtweg ein Wicht. Dieses Gefühl der

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