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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Raffael von Sonthofen, alias Mister Clark, erhob sich lächelnd. » Das haben Sie gut erkannt, mein lieber Herr Reuben. Oder glauben Sie, ich zahle auch noch für solch einen beispiellosen Betrug?«
    Der sah ihn sprachlos an. » Was wollen Sie damit sagen?«, platzte es endlich aus ihm heraus.
    » Dass Sie ein Gauner und Betrüger sind – und dass es an der Zeit ist, Ihnen das Handwerk zu legen.«
    Reuben wurde blass. Er versuchte Raffael die Mappe mit den gefälschten Unterlagen wieder zu entreißen, doch der trat einen Schritt zurück.
    » Sie, Sie sind von der Polizei …« Reuben ließ sich kraftlos auf einen Stuhl sinken. Plötzlich war er nur noch ein Häuflein Elend. » Ich wollte mich nie darauf einlassen, aber dann wurde ich erpresst.«
    » Ich nehme mal an, von Baltkorn, nicht wahr?« Raffael nahm ihm gegenüber Platz. » Er hat entdeckt, dass Sie homosexuell veranlagt sind, und gedroht, Sie deswegen bei Ihren Vorgesetzten anzuzeigen.« Reuben nickte. Er kämpfte mit den Tränen. » Ich konnte sein Angebot nicht ausschlagen, vor allem, als er mir auch noch Geld anbot. Es ist nicht einfach für jemanden wie mich«, schluchzte er. » Meine Freier wollen Geld …«
    » Hören Sie auf mit Ihrem Gejammer«, unterbrach ihn Raffael angewidert. Er zog ein Papier aus seiner Aktenmappe und legte es ihm auf den Tisch. » Ich mache Ihnen jetzt einen Vorschlag, den Sie umgehend annehmen werden. Dies ist ein Geständnis, dass Sie sich von Baltkorn haben erpressen lassen. Sie bestätigen darin, dass Sie die Katasterauszüge gefälscht haben und dass das Land den Ovambos von Tsumeb gehört.«
    » Aber dann bin ich erledigt«, jammerte Reuben verzweifelt.
    » Das sind Sie ohnehin«, gab Raffael ungerührt zurück. » Ihre Arbeit hier werden Sie in jedem Fall verlieren. Aber ich kann Ihnen eine öffentliche Blamage bezüglich Ihrer sexuellen Vorlieben ersparen und den weiteren Betrugsversuch, den Sie gerade begangen haben, unter den Tisch fallen lassen. Das erspart Ihnen gut und gerne drei Jahre Gefängnis. Mit ein bisschen Glück dürften Sie mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.«
    Reuben überlegte nicht lange. Er zog das Geständnis zu sich her und unterschrieb es, ohne es durchzulesen.
    *
    Seit jenem Erlebnis beim Wasserfall hatte Debe keinen Schluck Alkohol mehr angerührt. Anstatt nach Feierabend mit den beiden Stallburschen Bier zu trinken, zog er sich jetzt lieber in die Wildnis zurück und versuchte, sich den Llangwasi, die ihn immer wieder quälten, zu stellen. Dabei suchte er oft den Wasserfall auf, setzte sich unter den großen Baum und ließ die tosenden Wassermassen auf seinen Geist wirken. Er erinnerte sich plötzlich mit einer Klarheit an seine Jugend, in der er viel mit seinem Vater Bô und seiner Mutter Nakeshi durch das Veld gezogen war. Seine Mutter hatte schon früh sein großes Num erkannt und versucht, ihm den schwierigen Weg, den die Gabe mit sich brachte, zu ebnen. Doch Debe war von seinem Charakter her nie ein Mensch gewesen, der sich seinen Weg vorschreiben lassen wollte. Er konnte nur lernen, wenn er seine eigenen Fehler machte. Aus seiner jetzigen Sicht heraus bereute er seinen Starrsinn. Er hatte ihm viele bittere Erfahrungen eingebracht. Immerhin hatte er dank Melinda erkannt, dass es immer einen Weg gab, der in die Zukunft führte. Sein unterdrücktes Num begann, sich allmählich einen Weg zu bahnen. Wenn er sich ganz den Naturkräften des Wassers hingab, gelang es ihm immer öfter, in die Anderswelt zu gehen. Seine Erlebnisse dort waren kräftezehrend, denn seine Ahnen beschuldigten ihn weiterhin des unglaublichen Frevels, den er begangen hatte. Doch Debe ließ es nicht mehr dabei bewenden. Er ließ die Vorwürfe nicht mehr unwidersprochen wie einen Gewitterguss über sich ergehen, sondern versuchte, die Ahnen um Verzeihung zu bitten. Anfangs hatten sie ihn nur mit bitterer Verachtung und Abscheu angehört, aber als er die kraftraubenden Reisen wieder und immer wieder unternahm, begannen sie ihm allmählich Respekt zu zollen. Schließlich waren sie bereit, die Llangwasi von ihm fernzuhalten. Damit hatten sie ihm den Weg frei gemacht, wieder zurück zu seinem Volk zu gehen. Nun lag nur noch ein Hindernis vor ihm – seine Eltern. Erst wenn sie ihm verzeihen konnten, würde er seinen endgültigen Frieden finden.
    Melinda spürte, dass die Zeit nahte, in der Debe die Farm verlassen würde. Auf der einen Seite war sie glücklich darüber, dass er dabei war, Frieden mit sich zu schließen.

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