Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
war nun ein für alle Mal erledigt. Erst nach einigen Kilometern erinnerte er sich wieder an den Brief, den Swantje ihm in die Hand gedrückt hatte. Als er sah, dass er von Baltkorn stammte, stutzte er. Was wollte der Kerl noch von ihm? Er hatte seine Schuld ein für alle Mal abgetragen. Sie waren quitt. Er griff nach dem Umschlag, um ihn aus dem Fenster zu werfen, doch als er ihn in der Hand hielt, fühlte er, wie etwas verheißungsvoll raschelte. Mit einer abrupten Lenkbewegung setzte er den Bakkie an den Straßenrand und hielt an. In dem Umschlag steckten hundertfünfzig südafrikanische Pfund. Appeldorn pfiff anerkennend durch die Zähne und steckte sie eilig ein. Erst dann holte er den Brief hervor und las.
*
» Du hast was …?«
Raffael Sonthofen spürte, wie er seine Selbstsicherheit verlor und blass wurde. Er musste die Nachrichten, die er gerade bekommen hatte, erst einmal verkraften. Im selben Maß, wie Raffael an Fassung verlor, gewann Baltkorn die Oberhand. Er wischte sich die Schweißtropfen von seiner feisten Stirn und atmete erleichtert auf. Das Wasser hatte ihm bis zum Hals gestanden, doch jetzt lag es in seinen Händen, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden.
» Du hast ganz richtig gehört«, schnaufte er immer noch außer Atem. » Dein Sohn ist am Leben. Und ich weiß, wo er ist.« Die Angst um seine Zukunft hatte ihm ordentlich zugesetzt. Der Kerl hatte es tatsächlich geschafft, ein Geständnis von diesem schwulen Katasterbeamten zu bekommen. Damit war er, Baltkorn, geliefert. Kein Gericht des Landes würde ihn jetzt noch freisprechen, selbst wenn er die besten Anwälte engagierte. Die betrügerische Landnahme in Tsumeb hätte ihm endgültig das Genick gebrochen und ihn ins Gefängnis gebracht, wenn Sonthofen seine Beweise ausgespielt hätte. Sobald er durch seine Anwälte von der Anklage erfahren hatte, war er zurück nach Windhuk gereist und hatte Sonthofen umgehend in dessen Büro aufgesucht. Der Kerl hatte sich erst geweigert, ihn überhaupt zu empfangen, aber er hatte sich nicht abwimmeln lassen. Schließlich hatte ihn Sonthofen widerwillig zu sich hereingebeten. Und jetzt war es höchste Zeit, seinen Trumpf auszuspielen.
» Die Sache ist ganz einfach«, schnaufte Baltkorn zunehmend siegessicher. » Wenn du dieses vermaledeite Geständnis von Reuben im Prozess gegen mich einsetzt, wirst du deinen Sohn nie wiedersehen.«
» Wer sagt mir, dass du nicht lügst?« Raffael war hinter seinem Schreibtisch hervorgetreten und stand nun direkt vor Baltkorn. Er überragte ihn um gut einen Kopf und hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Seine dunklen Augen glitzerten gefährlich. Erschrocken wich dieser zurück.
» Fass mich nur nicht an!«, keifte Baltkorn. » Ein Anruf von mir genügt, und dein Sohn ist tot!«
Tatsächlich trat Raffael einen Schritt zurück. Die Knöchel seiner Finger traten weiß an seinen Fäusten hervor. Umständlich fischte Baltkorn aus seiner Jackentasche einen Umschlag und zog daraus eine kraushaarige, blonde Locke hervor. Wortlos überreichte er sie ihm. » Reicht dir das als Beweis?«
Als Raffael die Locke an sich nahm, wurde sein Gesicht um noch eine Spur fahler. Seine Hände zitterten, als er sie an seine Brust drückte. Auf Baltkorns Gesicht trat ein erleichtertes Lächeln. Er hatte es geschafft: Sonthofen begann butterweich zu werden. In knappen Worten erklärte er ihm die Geschichte von Benjamins Entführung und Nachtmahrs Rache.
» Deinem Sohn geht es noch gut«, versicherte er ihm. » Allerdings wirst du ihn nur dann wiedersehen, wenn diese Sache für immer und zu meiner Zufriedenheit aus der Welt geschafft ist.«
» Die Sache ist bereits bei der Staatsanwaltschaft. Es liegt nicht mehr in meiner Hand«, sagte Raffael tonlos. Sein Gesicht spiegelte immer noch deutlich seine Emotionen wider.
» Oh, das ist mir bekannt«, entgegnete Baltkorn kalt. » Allerdings weiß ich auch, dass dem Staatsanwalt noch keine Beweise vorliegen. Du musst lediglich dafür sorgen, dass dieser Reuben für immer aus diesem Land verschwindet – genauso wie sein erzwungenes Geständnis. Noch ist alles nur eine Behauptung. Erst vor Gericht wird das Geständnis zu einem Beweis. Ich denke, wir haben uns verstanden, nicht wahr?«
Raffael nickte geschlagen. » Ich werde alles tun, was du verlangst. Allerdings erwarte ich noch einen weiteren Beweis, dass mein Junge lebt.«
Baltkorn grinste überheblich. Seine Daumen steckten in den seitlichen Westentaschen, während er mit den Füßen
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