Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
aufgefallen, dass Riccarda schwanger war. Das war ja kaum zu übersehen gewesen. Offensichtlich war sie längst mit ihrem Prinzen verheiratet und nur in Afrika, um ihre Familie zu besuchen. Die Tatsache, dass sie nicht sein, sondern ein fremdes Kind unter ihrem Busen trug, erfüllte ihn mit Eifersucht.
Seither gab er sich alle Mühe, ihre Begegnung zu vergessen, und stürzte sich wie ein Wahnsinniger in seine Arbeit. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass seine Wunde wieder aufgerissen worden war und mehr schmerzte denn je.
Sabine Klein riss ihn schließlich aus seinen Gedanken. Sie eilte durch den nur spärlich erleuchteten Raum auf ihn zu. Ihr Blick wirkte vorwurfsvoll.
» Hast du unsere Verabredung etwa vergessen?«, fragte sie ihn beleidigt, als er sie zur Begrüßung auf die Wange küsste. » Wir wollten doch zusammen essen gehen.«
Valentin sah sie einen Augenblick irritiert an. » Ach du meine Güte«, entschuldigte er sich. » Das habe ich total vergessen.«
Sabine zog einen Schmollmund und sah ihn von der Seite an.
» Mir scheint, das geht dir in letzter Zeit öfter so!«
Valentin hob bedauernd die Hände. » Es tut mir leid. Ich habe gerade so viel zu tun. Ich kann jetzt unmöglich von hier fort. Gleich wird noch die Bestuhlung angeliefert, und die Technik für die Beleuchtung stimmt auch noch nicht. Bist du böse, wenn wir unser Treffen verschieben?«
Sabine spielte weiterhin die Beleidigte. » Nun gut«, meinte sie gekränkt, » dann frage ich das nächste Mal eben Doktor Sanders, ob er mit mir ausgehen will.« Sie warf Valentin einen herausfordernden Blick zu.
» Tut mir leid«, meinte dieser schon wieder einlenkend. » Wenn du willst, werde ich später noch bei dir vorbeischauen.«
*
Am Abend vor dem Prozess hatte Jon Baltkorn das Bedürfnis, sich noch ein wenig zu zerstreuen. Nach allem, was er herausgefunden hatte, standen die Dinge für ihn bestens. Reuben war tatsächlich aus der Stadt verschwunden, und Sonthofen hatte er fest in der Hand. Nun konnte er sicher sein, dass er in allen Punkten freigesprochen werden würde. In wenigen Stunden würde alles überstanden sein. Grund genug, um ein wenig zu feiern. Sein Vater konnte wieder stolz auf ihn sein. Schade nur, dass der alte Herr zunehmend an Vergreisung litt. Baltkorn lächelte zufrieden vor sich hin. Er hatte eine Flasche Champagner in einem Eiskübel neben sich und wartete darauf, dass das kleine Hereromädchen eintraf, das er für den Abend bestellt hatte. Für die Zeit seines Aufenthaltes in Windhuk hatte er vorübergehend wieder die Villa seines Vaters bezogen. Seinen Bediensteten hatte er für den Abend freigegeben. Schließlich hörte er die Klingel und begab sich selbst an die Tür. Vor ihm stand ein hünenhafter Herero mit einem zierlichen Mädchen.
» Euer Mädchen, Baas«, sagte er in einschmeichelndem Ton. Er versuchte ein Lächeln, doch bei seinen groben Gesichtszügen verkam es zu einer abstoßenden Grimasse. » Sie ist frisch wie der Morgentau und schön wie eine Knospe.« Er schubste das Mädchen durch die Tür und wollte ihm hinterher. Doch Baltkorn hielt ihn davon ab. » Bleib draußen!«, fuhr er ihn barsch an.
» Aber Baas, kann ich nicht hier warten?« Der Herero warf einen begehrlichen Blick in das fein eingerichtete Haus.
» Kommt gar nicht in Frage«, schnauzte ihn Baltkorn ungehalten an. Er zückte seine Brieftasche und fischte daraus einige Geldscheine. » Hier ist dein Geld«, wies er ihn an. » Wenn ich mit der Kleinen fertig bin, schicke ich sie nach draußen!«
Der Herero griff nach dem Geld und zählte es nach. Als er sah, dass es sich um die vereinbarte Summe handelte, steckte er es ein und verschwand. Baltkorn schloss die Tür. Das Mädchen stand verloren in der Eingangshalle und starrte ausdruckslos vor sich hin. Baltkorn trat auf sie zu und fuhr ihr mit dem Zeigefinger über das Kinn. » Wie heißt du?«, wollte er wissen. Das Mädchen senkte seinen Blick. » Sie können mich nennen, wie Sie wollen, Baas«, antwortete sie unterwürfig. Baltkorn grunzte und gab dem Kind zu verstehen, dass es ihm in sein Schlafzimmer folgen sollte. » Ich nenne dich Elisabeth«, beschloss er kurzerhand und dachte etwas wehmütig an seine kleine, weißhäutige Elisabeth Weiß, die er in Tsumeb bei ihrer ahnungslosen Mutter hatte zurücklassen müssen. Seit er sie zum ersten Mal verführt hatte, war er ihr völlig verfallen. Schritt für Schritt hatte er sie sich gefügig gemacht, bevor er sie zum ersten Mal
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