Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
verliebt in dich.«
Ricky zuckte resigniert mit den Schultern. » Wahrscheinlich habe ich mir das alles nur eingebildet. Aber das geschieht mir auch recht.« Sie machte eine kleine Pause: » Und trotzdem tut es weh.«
Raffael blickte seine Nichte mitleidig an. » Kann es sein, dass du immer noch in ihn verliebt bist?«
» Und wenn? Was spielt das denn noch für eine Rolle?«, gab sie hoffnungslos zurück. Sie sank plötzlich wie ein Häufchen Elend in sich zusammen.
» Ich mache bei Männern wohl alles falsch«, seufzte sie unglücklich.
» Und ich bei den Frauen«, stimmte er mit einem schiefen Lächeln ein.
Jedem das Seine
Jella fand auch in dieser Nacht keinen Schlaf. Seit Wochen quälte sie sich schon durch die Nächte. Obwohl sie abends todmüde war, wachte sie nach ein, zwei Stunden Schlaf wieder auf und konnte nicht wieder einschlafen. Um Fritz nicht zu stören, stand sie auf und holte sich in der Küche ein Glas Milch. Dort saß sie und grübelte vor sich hin. So viel war auf Owitambe in letzter Zeit durcheinandergeraten, und sie hatte das Gefühl, je mehr sie alle versuchten, wieder Einigkeit zu schaffen, umso mehr lief alles auseinander. Der Tod ihres Vaters hatte eine große Lücke auf der Farm hinterlassen. Sie vermisste ihren Vater mehr, als sie es je für möglich gehalten hatte. Selbst seine halsstarrige, oft wenig nachgiebige Art, die es ihnen allen nicht immer leichtgemacht hatte, fehlte ihr. Trotz seiner Fehler hatte er immer einen Rat für sie gehabt und ihr das Gefühl gegeben, dass er stolz auf sie war. Ohne ihn fühlte sie sich plötzlich so allein und gar nicht mehr so zuversichtlich, wie es sonst ihre Art war. Früher waren sie alle eine Familie gewesen, und jetzt schien alles auseinanderzubrechen. Ihre einzige Tochter steckte irgendwo in Indien und war möglicherweise gerade dabei, in ihr Unglück zu laufen. Sobald sie in Rickys knappen Briefen von Mukesh gelesen hatte, war sie äußerst alarmiert gewesen. Dieser junge Fürst hatte schon vor vielen Jahren Ricky als jungem Mädchen den Kopf verdreht und sie sehr unglücklich gemacht. Zwar schrieb sie etwas von einer Konzertreise, doch Jella kannte ihre Tochter viel zu gut, um nicht zu ahnen, dass in Wirklichkeit ein ganz anderer Grund dahintersteckte. Wohlweislich hatte sie es vermieden, Fritz gegenüber ihre Bedenken zu äußern. Sie wusste, dass er vor Sorge um seine Tochter außer sich geraten wäre. Sie konnte nur hoffen, dass sie sich irrte. Jella saß im Dunkeln und blickte durch das Fenster auf den klaren Sternenhimmel. Eine Schar Sternschnuppen regnete auf die Erde herab, und sie erinnerte sich plötzlich an ihre Mutter Rachel, die ihr als kleines Mädchen erzählt hatte, dass jede Sternschnuppe die Erfüllung eines Wunsches verhieß, wenn man sich nur schnell genug etwas wünschte. Sie schloss die Augen und versuchte sich etwas zu wünschen. In diesem Augenblick spürte sie Fritz’ Hand auf ihrer Schulter. Der kräftige Druck seiner schwieligen Hand tat ihr gut.
» Kannst du wieder nicht schlafen?«, fragte er besorgt. » Vielleicht solltest du doch ein Schlafpulver nehmen.«
Jella winkte ab. » Davon werden meine Gedankenberge auch nicht weniger. Geh wieder ins Bett, ich werde noch mal nach meinen Patienten im Lazarett sehen.« Sie stand auf und schmiegte sich kurz an seine vom Bett noch ganz warme Gestalt. » Mach dir keine Sorgen um mich«, beruhigte sie ihn. » In meinem Alter ist es ganz normal, dass man nicht mehr so gut schlafen kann.«
» Ich hätte da noch eine Idee, wie du vielleicht wieder müde werden könntest«, meinte Fritz und strich ihr liebevoll vom Rücken über ihren immer noch festen Po, den er zärtlich umschloss. » Vielleicht sollten wir es ja mal mit meiner Schlafmethode versuchen?« Er sah sie auffordernd an. Doch Jella war nicht in der Stimmung. Sie schob ihn sacht, aber entschieden von sich. Fritz verstand und küsste sie auf die Stirn. » Bleib nicht zu lange«, mahnte er sie und schlurfte wieder zurück in sein Bett.
Eigentlich hatte Jella keine Lust, noch einmal ins Lazarett zu gehen. Dort war im Moment ohnehin nicht viel los, und die Patienten waren bestens versorgt. Trotzdem trieb sie eine plötzliche Unruhe um, die sie nach draußen gehen ließ. Es war eine wunderbare, laue Nacht mit einem extrem klaren Sternenhimmel. Neumond war gerade erst vorüber, sodass die Sterne besonders hell am Firmament strahlten. Sie hielt nochmals nach Sternschnuppen Ausschau, doch dieses Mal sah sie keine. Von
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