Familienbande
andere und in den letzten acht Jahren hatte sie die Diener, die ihnen noch geblieben waren, sehr kompetent geführt. Sie stand in ständigem Kontakt mit den Ältesten, um sie dadurch zu besänftigen. Und obwohl sie wusste, dass es wahrscheinlich besser für sie wäre, Jason und Kathleen fortzuschicken, hatte sie es nicht getan.
„Was ist mit dir?“, fragte Violette nach einer Weile. „Es würde dir sicher mal wieder gut tun, dich unters Volk zu mischen. Kathleen wird bestimmt auch einen Tag ohne dich auskommen.“
Jason verzog grimmig den Mund. Violette hatte recht. Er war inzwischen schon so lange mit Kathleen verbunden, dass es durchaus möglich war, einen Tag ohne sie zu verbringen. Das hatten sie sogar schon ein paar Mal getan. Aber Jason missfiel einfach der Gedanke, dass man es Kathleen nicht gestatten wollte mit ihm zu gehen, nur weil sie nicht zur Herrenrasse gehörte.
„Denk darüber nach“, beharrte Violette, während sie sich zur Tür wandte. „Es wird Zeit, dass du mal wieder unter deinesgleichen kommst, und Laney freut sich schon unheimlich auf das Fest. Also … Denk darüber nach.“
Als Kathleen den Raum betrat, saß Jason immer noch missmutig auf dem Schreibtisch. Seine Füße standen auf einem Stuhl und er starrte aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Sein attraktives Gesicht war vor Wut verkniffen und seine gesamte Körperhaltung war angespannt.
Kathleen betrachtete den zusammengeknüllten Brief neben ihm einen Augenblick und faltete ihn dann auseinander. Sie las ihn langsam und bedächtig, bevor sie einen resignierten Seufzer ausstieß.
„Seit Stunden spüre ich schon deine schlechte Laune“, sagte sie. „Jetzt weiß ich wenigstens, woher sie kommt.“
Jason zuckte mit den Schultern, ohne sich nach Kathleen umzusehen.
„Du könntest auch alleine gehen, Jason“, sagte Kathleen nüchtern, während sie sich ihm näherte. „Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir etwas getrennt unternehmen. Wenn ich Alexander und die anderen besuche, dann kommst du ja auch nicht jedes Mal mit.“
„Das ist etwas anderes, Kath“, beharrte Jason und Kathleen konnte seine Wut am ganzen Körper spüren. „Wenn ich nicht mitkomme zu den Kaltblütern, dann ist das meine Entscheidung, aber sie würden nie versuchen, es mir zu verbieten dich zu begleiten. Wir sind verbunden, verdammt nochmal. Wenn man den einen dabei haben will, dann muss man den anderen auch akzeptieren. So ist das bei uns. So war es schon immer.“
„Manche Dinge ändern sich“, gab Kathleen zu bedenken. „Wir sind schließlich auch kein normales Pärchen.“
Jason schüttelte frustriert den Kopf und drehte sich schließlich zu seiner Gattin um. Wie immer sah Kathleen wunderschön aus. Sie trug ein hübsches blaues Kleid und hatte ihre langen weißblonden Haare zu einem Zopf gebunden, aus dem nur vorne ein paar lange Strähnen heraushingen, die ihr ebenmäßiges Gesicht umspielten. Jason verstand schon lange nicht mehr, wie er jemals hatte glauben können, die Kaltblüter seinen geschlechtslos.
Kathleens hellblaue Augen ruhten auf seiner Gestalt und sie sah ihn an, als wollte sie ihm allein mit Kraft ihres Blickes den Schmerz nehmen, den er empfand. Teilweise funktionierte das sogar.
Jason verzog den Mund und streckte eine Hand nach Kathleen aus, die sie sofort ergriff. Ihm körperlich nahe zu sein, war immer noch ein unstillbares Bedürfnis, dass sich im Laufe der Jahre kein bisschen verringert hatte. Jason zog sie näher zu sich und sah sie dann traurig an.
„Deine Rasse scheint mit all diesen Veränderungen so gut klarzukommen“, sagte er nachdenklich. „In den letzten Jahren hat es kaum Unfälle gegeben und die Kaltblüter haben sich vorbildlich verhalten. Alexander und Gadha sind ein besseres Gespann, als ich je erwartet hätte und auch die anderen machen sich gut. Meine Leute hingegen ... sie benehmen sich wie Idioten.“
Kathleen legte Jason liebevoll eine Hand auf die Wange. Sie wusste, was Jason meinte, und er hatte recht. Die Herrenrasse weigerte sich strikt, sich an die neuen Begebenheiten zu gewöhnen, und nirgendwo, außer in Jasons engster Familie, wurde seine Verbindung mit Kathleen akzeptiert. Eine Tatsache, die für alle Beteiligten sehr belastend war.
„Das tut mir leid, Jason“, sagte Kathleen betrübt.
„Nein“, sagte Jason und lehnte sich zurück, um ihr in die Augen sehen zu können. „Sag so was nicht. Sag so was nie. Es sollte dir nicht leid tun. Es darf dir auch nicht leid tun. Mir
Weitere Kostenlose Bücher