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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Bellende Hunde waren ein Risiko, auf das er verzichten konnte.
Durch den Garten der Misses Musgrove œ deren Licht um Punkt zehn ausgegangen war œ begab er sich auf das Grundstück der Grabbles, bei denen im Erdgeschoß noch Licht brannte und deren Wohnzimmervorhänge nur teilweise zugezogen waren. Lockhart nahm neben dem Gewächshaus Aufstellung, richtete sein Fernglas auf die Lücke zwischen den Vorhängen und stellte erstaunt fest, daß Mrs. Grabble auf dem Sofa in den Armen eines Menschen lag, bei dem es sich eindeutig nicht um den ihm bekannten Mr. Grabble handelte. Als das Paar sich in Ekstase wand, machte Lockharts Fernglas das Gesicht von Mr. Simplon aus, der in Nummer 5 wohnte. Mrs. Grabble und Mr. Simplon? Wo war dann Mrs. Simplon, und was machte Mr. Grabble? Lockhart verließ das Gewächshaus und huschte über die Straße zum Golfplatz, vorbei an den Rickenshaws in Nummer 1 und den Ogilvies in Nummer 3 zu dem pseudogeorgianischen Haus Sandicott Crescent Nummer 5 der Simplons. Im ersten Stock brannte Licht, und da die Vorhänge vorgezogen waren, die Simplons keinen Hund hatten und im Garten reichlich Sträucher standen, schlich sich Lockhart über ein Blumenbeet, bis er unter dem Fenster stand. Dort stand er so regungslos wie weiland auf der Flawse-Hochebene, nachdem ihn ein Kaninchen entdeckt hatte, und er bewegte sich immer noch nicht, als eine Stunde später Scheinwerfer die Vorderseite des Hauses beschienen und Mr. Simplon seinen Wagen in die Garage fuhr. Im Haus wurde Licht gemacht, und gleich darauf drangen Stimmen aus dem Schlafzimmer, die verbitterte Stimme Mrs. Simplons und die beschwichtigende ihres Mannes.
»Noch bis spät im Büro zu tun gehabt œ alles Lüge«, sagte Mrs. Simplon. »Wie oft soll ich mir das noch anhören? Also, ich habe heute abend zweimal im Büro angerufen, und niemand war da.«
»Ich war mit dem Architekten Jerry Blond außer Haus«, sagte Mr. Simplon. »Er wollte mich einem Kunden aus Zypern vorstellen, der sich mit dem Gedanken trägt, ein Hotel zu bauen. Wenn du mir nicht glaubst, ruf doch Blond an und finde raus, ob er meine Angaben bestätigt.«
Aber Mrs. Simplon wollte nichts davon wissen. »Ich werde doch nicht aller Welt verkünden, was du meiner Meinung nach treibst«, sagte sie. »Schließlich habe ich auch meinen Stolz.«
Unten in den Sträuchern bewunderte Lockhart ihren Stolz und fühlte sich durch ihren Widerstand inspiriert. Wenn sie nicht aller Welt verkünden wollte, was, oder besser gesagt: mit wem Mr. Simplon es trieb, mit Mrs. Grabble nämlich, könnte es unter Umständen zu seinem eigenen Vorteil gereichen, es selbst zu tun. Und wo steckte eigentlich Mr. Grabble? Lockhart beschloß, die Aktionen dieses Herrn näher zu untersuchen, ehe er etwas unternahm. Offensichtlich gab es Abende, an denen Mr. Grabble sich nicht zu Hause aufhielt. Wann das war, mußte er noch herausfinden. In der Zwischenzeit ließen sich die Simplons nicht weiter verwenden, daher überließ er sie ihrem Streit und kehrte zum Golfplatz zurück; nachdem er die in Nummer 7 wohnenden Lowrys und Mr. O‘Brain, den Gynäkologen, der den Bauhausverschnitt in Nummer 9 bewohnte und schon schlafen gegangen war, passiert hatte, befand er sich am Fuße des Wilsonsschen Gartens in Nummer 11. In dem Wohnzimmer brannte noch, wenn auch spärlich, Licht, und die Terrassentüren standen offen. Lockhart hockte sich ans siebzehnte Loch und hob sein Fernglas. In dem Zimmer saßen drei Personen, deren Finger sich berührten, um einen kleinen Tisch, und während er zusah, bewegte sich der Tisch. Lockhart schaute mit glänzenden Augen zu, und sein scharfes Ohr vernahm Klopfgeräusche. Die Wilsons und ihr Freund beschäftigten sich mit einer eigenartigen Zeremonie. Hin und wieder stellte Mrs. Wilson eine Frage, woraufhin der Tisch wackelte und klopfte. Also waren die Wilsons abergläubisch.
Lockhart kroch weiter und hielt bald darauf dieses Ereignis sowie die restliche Ausbeute seines nächtlichen Streifzugs in dem Notizbuch fest. Als er endlich ins Bett kam, schlief Jessica fest.
Und so verbrachte Lockhart die nächsten zwei Wochen über seine Abende damit, seine Runde durch das Vogelschutzgebiet und über den Golfplatz zu drehen, und trug Dossiers über die Angewohnheiten, Launen, Schwächen und Indiskretionen sämtlicher Mieter der Siedlung zusammen. Tagsüber werkelte er im Haus herum und verbrachte zahlreiche Stunden mit jeder Menge Kabel, Transistoren und einem Handbuch für Radiobastler in der

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