Familienkonferenz in der Praxis
waren
sie mit den Begriffen vertraut geworden. Sie wussten, was ›Lösungen‹ waren, sie machten abwechselnd Vorschläge und akzeptierten das Bedürfnis nach einer Lösung, ›mit der wir alle einverstanden sind‹.
Zuerst schrieben wir ›Schlafengehen‹ auf. Darunter wurden die Vorschläge aller Beteiligten gesammelt. Selbst mein Vierjähriger hatte einige Einfälle. Ursprünglich war er leicht durch die sprachliche Überlegenheit der älteren Schwester und den ihn beherrschenden älteren Bruder einzuschüchtern gewesen. Dann hatten sie aber rasch die Regel akzeptiert, dass in dieser Phase die vorgeschlagenen Lösungen nicht beurteilt werden. Anschließend wurde jeder Vorschlag kurz erörtert. Schließlich einigten wir uns auf einen Kompromiss zweier Vorschläge: Sie bezogen wieder getrennte Schlafzimmer und teilten sich das Spielzimmer. Jeder sollte dort für seine Sachen eine eigene Ecke bekommen.
Dann gingen wir das nächste Problem an. Sie nannten es Beschimpfen, Hänseln, Schlagen, mit den Füßen Stoßen, Petzen. Die Jungen waren nämlich nicht damit einverstanden, nur die körperlichen, offeneren Interaktionsweisen zu berücksichtigen. An ihnen beteiligt sich meine Tochter kaum. Aber auf eine verdecktere Weise trägt sie ihren Teil zum allgemeinen Zank und Streit bei. Deshalb wurden die Bezeichnungen ›Beschimpfen‹ und ›Petzen‹ hinzugefügt. Ich war sehr erfreut, dass das Problem wirklich uns alle einbezog. Wenn irgendeiner die Überzeugung gehabt hätte, dass die anderen nicht eigentlich zu dem Problem beitrügen, wäre ihm ein wirkliches Interesse an der Lösung abgegangen. Wieder verwendeten wir die Tafel und machten uns an den gleichen Prozess. Dabei kamen wir zu einigen Schlussfolgerungen. Die Kinder äußerten das Bedürfnis, ›zu randalieren, solange es ihnen Spaß mache‹. Das sollte draußen geschehen. Wenn sie sich prügelten oder in irgendeinen der oben aufgeführten Fehler verfielen, waren sie zu trennen und zum ›Abkühlen‹ in ihre Zimmer zu schicken. Statt die anderen zu beschimpfen oder zu verpetzen, sollten sie ›Ich-Botschaften‹ senden – sollten sie sagen, was sie wirklich aufbrachte.
Ich übertrug unsere Ergebnisse auf einen Anschlag, der jetzt im Spielzimmer angebracht ist. Er wird von uns häufig zurate gezogen. Ich behaupte
nicht, dass es überhaupt keinen Streit mehr gäbe. Die Lage hat sich aber erheblich verbessert. Dieser Erfolg ist meiner Meinung nach auf den Umstand zurückzuführen, dass wir alle an dem Prozess teilgenommen haben. Es war nicht Mama, die irgendein Ultimatum gestellt hat. Ich hoffe, dass wir alle an diesem Prozess weiterarbeiten werden, bis er uns in Fleisch und Blut übergegangen ist, sodass wir ihn dann auch auf Probleme übertragen können, die wir mit Freunden, Partnern oder im Beruf haben.
Es war übrigens sehr nützlich, die Tafel zu verwenden. Das gilt besonders für die beiden Kleinen. Auch wenn sie noch nicht alle Wörter lesen konnten, konnten sie doch wirklich jeden Schritt sehen! Dadurch waren sie des Versuches enthoben, alles akustisch aufnehmen zu müssen.«
Im nächsten Beispiel musste die Mutter mithilfe der Methode III eingreifen, um einen ernsten Konflikt zwischen ihren beiden »Kindern« zu schlichten: es ging um den 6-jährigen Jack und den 34-jährigen John (ihren Mann):
»Es kam zwischen den beiden zu einem echten Konflikt über das Fernsehen, besonders jeden Montag zur Zeit des ›Montag-Abend-Footballs‹. Streit, Geheul, Geschrei. Schließlich war John wieder der Buhmann, weil er sich am Ende natürlich durchsetzte. Er sagte: ›Ich verdiene das Geld, mit dem wir den Fernsehapparat gekauft haben.‹ Jack saß dabei, ballte die Fäuste, knirschte mit den Zähnen und stieß Robbie mit den Füßen. Robbie ging auf sein Zimmer und knallte mit den Türen. Da ging ich hinein und sagte: ›Also, jetzt hab ich wirklich die Nase voll.‹ Ich legte dar, wie sich das Problem aus meiner Sicht ausnahm: Jack möchte eine Sendung im anderen Programm sehen, während du Football siehst. Wir haben nur einen Fernsehapparat und können uns keinen zweiten leisten. Was können wir tun?‹ Wir begannen nach Lösungen zu suchen. Schließlich einigten wir uns darauf, dass John sich freiwillig auf das eine Footballspiel am Montagabend beschränken wollte, es sei denn, es läge ein
besonderer Anlass vor und Jack würde ihm seine Fernsehzeit abtreten. Auf diese Weise konnte auch Jack das ansehen, was er gerade sehen wollte. Die Regelung hat
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